Während deutschlandweit kommunale Bäder schließen, ermöglicht Oberharmersbach Schulkindern den Schwimmunterricht. Mit großem Erfolg.
Über dem Wasser steigt Dampf auf. Ende Mai ist das Becken 24 Grad warm, aber außen zeigt das Thermometer nur neun Grad, als die 82 Grundschüler der Brandenkopf-Schule zum ersten Schwimmunterricht ins Freibad kommen. Das Konzept, wie er stattfindet, ist dieses Jahr neu.
Oft weite Wege zum nächsten Becken
Die DLRG und das Deutsche Institut für Urbanistik schätzen, dass jedes siebte öffentliche Schwimmbad vor dem Aus steht. Rund 800 kommunale Bäder könnten laut einer aktuellen Studie in den kommenden drei Jahren dauerhaft schließen. Statistisch wären das etwa zwei pro Woche. Die „Elche-Studie“ ermittelt, dass bereits heute mehr als 20 Prozent der Schulen keinen Schwimmunterricht anbieten können, weil die notwendige Infrastruktur im Umfeld fehlt.
Rote Mützen werden seltener
Die bunten Bademützen in Oberharmersbach erzählen eine andere Geschichte. Sie zeigen den Lernstand: Rot für Nichtschwimmer, Gelb für Anfänger, Grün für sichere Schwimmer. Zu Beginn des Schwimmunterrichts in diesem Schuljahr trugen elf von 82 Kindern in den vier Jahrgangsstufen Rot, was einer Quote von rund 13 Prozent Nichtschwimmern entspricht. In der dritten Doppelstunde sind bereits alle roten Badekappen verschwunden, es gibt kein Kind mehr, das die Schwimmtechnik nicht beherrscht.
Damit liegt die Brandenkopf-Schule deutlich besser als der Bundestrend. Laut DLRG können mittlerweile 20 Prozent der Grundschulkinder nicht schwimmen. Das sind doppelt so viele wie noch 2017. Die Zahlen sind alarmierend und machen deutlich, wie wertvoll der Unterricht im Rahmen des Schulsports ist. Schwimmen gilt als lebenswichtige Fähigkeit. Wer es nicht kann, hat ein deutlich höheres Risiko zu ertrinken.
Jeder in seinem Tempo
In Oberharmersbach soll das nicht passieren. Schulleiterin Swenja Gäthje, Sportlehrer Paul Hug sowie die Schwimmmeister Volker Werthwein und Fachkraft Tom Körner haben deshalb ein Konzept entwickelt, das die vier verfügbaren Doppelstunden bestmöglich nutzt. Das Team teilte die Kinder je nach Können in drei Leistungsklassen ein. Wer Fortschritte macht, kann jederzeit in die nächste Gruppe wechseln. Ein Elternfragebogen zur Selbsteinschätzung half dabei, die Kinder passend einzuteilen und schuf die Grundlage für individuell angepassten Schwimmunterricht.
Keine Nichtschwimmer mehr
Schon nach drei Wochen ist kein einziges Kind mehr Nichtschwimmer und es stehen 71 Schwimmabzeichen auf dem Zettel: 15 Seepferdchen, 37 Mal Bronze, 19 Mal Silber! Am Ende der Grundschulzeit bekommt jedes Kind einen Schwimmpass der bis dahin abgelegten Abzeichen als Nachweis.
Während Volker Werthwein die Anfänger betreute, trainierte Tom Körner die Seepferdchen-Gruppe. Um die Fortgeschrittenen kümmerte sich als einziger Lehrer der Schule mit Schwimmlizenz Sportlehrer Hug. Ohne die Unterstützung der beiden Freibadmitarbeiter wäre der Unterricht in diesem Umfang nicht machbar gewesen.
Den kompletten Bericht finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.