Bürgerwehr hat ihre Satzung geändert, auch Frauen können nun den Vorsitz übernehmen. Teilneuwahlen erbrachten weitere Veränderungen.





„Wir haben heute eine umfangreiche Tagesordnung“, kündigte Klaus Laifer, Vorsitzender der Historischen Bürgerwehr, den rund 80 Mitgliedern an, die sich am vergangenen Samstagabend zur Generalversammlung im Gasthaus Hubertus eingefunden hatten.
Umfangreich gestalteten sich
bereits die Berichte der einzelnen Abteilungen, mit folgenden Highlights: Neben den kirchlichen Hochfesten Fronleichnam und Gallenkilwi nahm der Verein gemeinsam mit der Oberharmersbacher Miliz- und Trachtenkapelle am Landestreffen in Bretten teil. Auch beim Kreistrachtenfest in Breisgau (Hochschwarzwald) sowie dem Winzerfest in Auggen wirkte die Historische Bürgerwehr mit. Begonnen allerdings hatte der Terminkalender der Wehr mit einem traurigen Ereignis: der Beerdigung des Politikers Wolfgang Schäuble in Offenburg.
Hinzu kamen traditionelle Ortstermine wie das Maibaumstellen, das Einläuten des ersten Maientages durch den Spielmannszug, die Muttertagswanderung mit der Bürgermiliz Bad Peterstal. Zudem ließ der Spielmannszug seine Instrumente am Seniorentag in Oberharmersbach erklingen, an der Schule wurde eine Marschprobe durchgeführt, am Volkstrauertag die Ehrenwache abgehalten und der Weihnachtsstand des Fördervereins personell unterstützt, um nur einige Termine zu nennen – abgesehen von vereinsintern-kameradschaftlichen Veranstaltungen.
Und obendrein: Verwaltungsratssitzungen, Kommandantentagung und Sitzungen zur Vorbereitung der Kilwi, zu deren Hauptorganisatoren die Bürgerwehr in 2024 gehörte. 2025 geht es etwas ruhiger zu“, beschied Klaus Laifer: Einladungen zu auswärtigen Terminen gab es entweder keine oder sie mussten wegen Terminüberschneidungen sowie sehr langen Anfahrtszeiten abgesagt werden.
Dennoch ist der Terminkalender gut gefüllt für den Verein, der zum vergangenen Jahresende 315 Mitglieder zählte. Von diesen ist gut die Hälfte aktiv, teils in mehreren Abteilungen gleichzeitig: 63 Gewehrträger gibt es und 25 MusikerInnen im Spielmannszug (davon sieben Frauen), mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren. Der Trachtentanzgruppe gehören 39 Männer und Frauen an, der Kindervolkstanzgruppe 30 Jungen und Mädchen im Alter von vier bis 16 Jahren.
Spielmannszug sucht Nachwuchs
Der Vorsitzende bedankte sich beim gesamten Verwaltungsrat für die geleistete Arbeit – besonders bei Schriftführerin Stefanie Armbruster und Kassiererin Theresa Brosemer, „die beiden haben wohl die meiste Arbeit zu bewältigen.“ Laifers Dank galt unter anderem auch den Leitern der einzelnen Abteilungen sowie seinem scheidenden, langjährigen Stellvertreter Albert Nitsche.
Der wiederum zeigte sich mit dem Auftreten und der Disziplin der Wehr zufrieden: Die Beteiligung an Fronleichnam und Gallenkilwi lag in 2024 bei 89 Prozent, bei den insgesamt neun Terminen der Wehr haben im Schnitt 76 Prozent teilgenommen. Und: „Die Teilnahme an den Marschproben ist besser geworden, insbesondere die jüngeren Mitglieder sind gut vertreten.“
Für die gute Zusammenarbeit in den letzten 21 Jahren bedankte er sich bei allen Mitgliedern und vor allem bei jenen, die bei den Auftritten der Wehr anwesend waren. „Ein besonderer Dank gilt Fridolin Lehmann und Joachim Weiss, die in 2024 bei allen neun Terminen teilgenommen haben.“
16 Auftritte und 39 Proben (immer montags um 19.30 Uhr) absolvierte der Spielmann- und Fanfarenzug im vergangenen Geschäftsjahr. Der Tambourmajor bedankte sich bei allen Kameradinnen und Kameraden. Allerdings wünschte er sich eine jeweils bessere Beteiligung, denn die lag bei ausbaufähigen 66 respektive 69 Prozent, „im Jahr davor hatten wir ein besseres Ergebnis.“ Zudem bedauerte er, dass der Zug derzeit keine Auszubildenden hat. Daher rief er die Versammlung dazu auf, Kinder und Jugendliche anzusprechen.
„Das Leben tanzen lassen“
Mit viel Humor blickte die Trachtentanzgruppe auf ein auch für sie ereignisreiches Jahr zurück. Unter anderem beim deutschen Trachtenfest in Wangen (Allgäu) wirkte sie mit, beim Naturpark-Bauernmarkt, beim Trachtentag der Gutacher Vogtsbauernhöfe, beim Volkstanzfest in Oberwolfach.
In 38 Proben haben die Mitglieder der Gruppe (darunter drei MusikerInnen) „das Leben tanzen lassen“, desgleichen die Kameradschaft untereinander als auch mit befreundeten Tanzgruppen. Doch damit nicht genug. Disco-Fox-Kenntnisse ausbauen? Her damit! Die Tanzleiterausbildung des Sing-, Tanz- und Spielkreises absolvieren? Gleich vier Mitglieder nahmen diese Herausforderung an.
Nicht weniger lebhaft ging es bei der Kindervolkstanzgruppe zu. Sie wird von sieben Leiterinnen betreut und von zwei Akkordeonspielerinnen begleitet. 32 Proben fanden statt, viermal war die Gruppe in Tracht unterwegs, fünf Freizeit-Aktionen wurden mit den Kindern unternommen und vier Leiterinnen-Treffs abgehalten.
Posten-Trennung plus Schutzkonzept
„Seit längerer Zeit wird die Meinung vertreten, dass der erste und zweite Vorstand nicht zwangsläufig auch Kommandant und Stellvertretender Kommandant der Wehr sein müssen oder sollen“, führte der Vorsitzende Klaus Laifer aus, „eine Trennung der Posten Vorstand und Kommandant ist gewünscht.“ Dies insbesondere auch deswegen, weil künftige Nachfolger nicht beide Ämter ausüben möchten.
Ebenso ist es dann künftig möglich, dass eine Frau den Posten des ersten oder zweiten Vorstands ausfüllt. „Auch könnte jemand aus der Trachtentanzgruppe oder dem Spielmannszug diese Positionen übernehmen“, erklärte Klaus Laifer. Die Satzung wurde daher geändert und grundlegend den neuen Gegebenheiten angepasst, vorab dem Registergericht zur Prüfung vorgelegt und allen Mitgliedern per Mail zugestellt.
Neu in die Satzung aufgenommen wurde ein Schutzkonzept zur Prävention von sexualisierter sowie überhaupt jedweder Gewalt gegenüber Kindern. Die Versammlung nahm die Satzungsänderungen einstimmig an.
Ebenfalls einstimmig erfolgte die Entlastung von Kassierern und Gesamtvorstand, „der Jahr für Jahr viel Freizeit für unseren Verein opfert und immer für einiges den Kopf hinhalten muss“, wie es die Kassenprüfer formulierten. Lebhaft diskutiert hingegen wurde der Vorschlag des Verwaltungsrates zur Erhöhung der Mitgliedsbeiträge.
Diese waren seit rund 20 Jahren nicht mehr angepasst worden. Die Kosten indes sind massiv gestiegen, beispielsweise für Uniformteile, so dass der Kassenstand trotz guter Kilwi-Einnahmen zu sinken beginnt. Die Versammlung einigte sich darauf, wie bisher keine Beiträge für Kinder und Jugendliche zu erheben, alle anderen Beitragsanpassungen befürwortete sie mit großer Mehrheit.
Ebenfalls viel abzustimmen gab es bei den Teilneuwahlen. Da Albert Nitsche seine Posten als stellvertretender Vorsitzender sowie Hauptmann auf eigenen Wunsch ab- und an Markus Birk übergab, übernimmt dessen Leutnantsposten nun der bisherige Kompanie-Feldwebel Marco Lang. Für diesen wiederum rückt Johannes Schmieder nach. Fahnenoffizier ist nun Lt. Siegfried Boschert (Ehrentambourmajor), ersatzweise Lt.
Markus Birk. Die bisherige Vertreterin der Trachtentanzgruppe übergibt an Fridolin Laifer und wechselt für Tanja Schneider in die Vertretung der Kindervolkstanzgruppe.
„Exorbitante Außenwirkung“
In ihren Ämtern bestätigt wurden Schriftführerin Stefanie Armbruster, die Kassiererinnen Linda Schießl und Anja Kornmayer, Fähnrich Hubert Lehmann sowie Tambourmajor Rudolf Maier mit Stellvertreter Martin Brosemer.
Vertreter sind nach wie vor Michael Pfundstein für den Spielmannszug sowie Sören Liebke für die Mannschaft. Als Vertreter der passiven Mitglieder agiert künftig neben Willi Hug auch Bürgermeister Richard Weith. Dieser dankte dem Verein im Namen der Gemeinde: „Die Berichte der einzelnen Abteilungen zeigen: Die Bürgerwehr hat für unseren Ort eine exorbitante Außenwirkung“. Die Kasse prüfen in den nächsten drei Jahren Wilfried Furtwengler und Sarah Kälble.
Mit lang anhaltendem Applaus verabschiedete die Versammlung Albert Nitsche – seit Gründung der Trachtentanzgruppe „immer an vorderster Stelle im Verwaltungsrat“, so Kommandant Klaus Laifer, „und seit 2004 auch als zweiter Vorstand.“ Die offizielle Verabschiedung erfolgt am „Herrgottstag“, gleiches gilt für die Ehrungen langjähriger Mitglieder. Eine halbe Stunde vor Mitternacht schließlich hatte die Versammlung ihr Pensum geschafft.