Neujahrskonzert des Gesangvereins „Frohsinn“ begeisterte in der bestens besetzten Reichstalhalle.
„Canto Amici“ riefen rund 450 Be sucherkehlen mehrmals, in schließlich voller Lautstärke, auf Geheiß der beiden Moderatorinnen Vanessa Lehmann und Stefanie Schabbert. Denn die hatten am Neujahrsabend ihr Publikum im Saal der Reichstalhalle von Anfang an bestens im Griff.
Es beginnt vielsagend mit „Die Jahresuhr steht niemals still“. Und diese ist ebenso vergnüglich anzuhören wie anzuschauen, veranschaulichen die Akteure das jeweils Besungene doch mit Requisiten wie Blumen, Bienen, Drachen, St.-Martins-Laternen oder Schneeflocken, für den Sommer setzen sie sich Hüte, Kappen und coole Sonnenbrillen auf und flitzten mit dem Roller über die Bühne, für den Winter kuscheln sie sich in dicke Mützen und Schals, liefern sich mottogerecht gar eine Schneeballschlacht. Dies alles eine Leistung für sich, schließlich gilt es für jeden Einzelnen bei alledem den Überblick zu behalten und obendrein auf die eigenen gesanglichen Einsätze zu achten.
„Das macht so viel Spaß“
Zum Abschluss gibt es ein poppiges Weihnachtslied und einen Song mit den gerade in den heutigen Zeiten so wichtigen Zeilen: „Ein Hoch auf uns/ auf dieses Leben/ ein Hoch auf das, was vor uns liegt/ ein Hoch auf das, was uns vereint.“ Jubel- und Zugaberufe sowie -pfiffe und kräftiger Applaus belohnen die jungen Sänger:innen und ihre vielen mutigen Solo-Ein lagen ebenso, wie sie Bettina Lehmann in ihrer vor zwei Jahren übernommenen Leitung des Jugendchors bestätigen. „Das macht so viel Spaß“, sagt sie über ihre Arbeit mit den Kindern, die auf der Bühne fröhlich Luftschlangen und „Wir haben’s geschafft“-Konfetti in die Luft werfen.
Sechs der größeren Kinder unterstützen den anschließend auftretenden Erwachsenenchor bei seinem ersten Stück, dem berührenden Adiemus von Karl Jenkins – ein Lied von einer magischen Welt, in einer eigens dafür geschaffenen Sprache. Danach ist es erst einmal Zeit für die Begrüßungsworte des Gesangvereins-Vorsitzenden Stefan Lehmann.
Hoffnung auf mehr Frieden
Ein gesundes Neues Jahr wünscht er allen Anwesenden umso mehr, als drei der Sangeskünstler krankheitsbedingt nicht auftreten können. Auch friedvoller möge dieses Jahr werden, hofft der Vorsitzende vor dem Hintergrund hautnahen Erlebens: Ein aus dem syrischen Aleppo stammendes Mitglied, das dem Chor seit eineinhalb Jahren angehört, sah sich außerstande am Konzert teilzunehmen – angesichts seiner während der jüngsten Ereignisse in Aleppo umgekommenen Verwandten „versagt ihm die Stimme.“
Anlass zur Freude ist hingegen die große Zahl der Zuhörer im Saal. Unter den eigens begrüßten Ehrengästen befinden sich unter anderem Thomas Schenk als Präsident des Chorverbandes Kinzigtal samt weiterer Mitglieder, Alt-Bürgermeister Ottmar Ritter, das Vereins-Ehrenmitglied Hubert Rau ber sowie der großzügige „Frohsinn“-Förderer Nepomuk Lehmann. Den Stellvertretern der Gemeinde dankt Stefan Lehmann unter anderem für die Chorleiterförderung und den Mitgliedern der benachbarten Gesangsvereine für ihr Kommen.
Um die Gemeinschaft – und um die Kraft der Musik – geht es denn auch in dem jetzt zu Gehör gebrachten Stück „Für alle“ von Hanne Haller, gefolgt von „Alt wie ein Baum“. Mit Michael Holms „Tränen lügen nicht“, das von der Wahrheit der Tränen und der Bedeutung von echten Gefühlen erzählt, entlassen die 29 Sänger:Innen das Publikum in die Pause.
In dieser sind – wie schon in der Stunde vor dem offiziellen Konzertbeginn – die durchorganisierten Bewirtungskünste sowie die zwischen den unzähligen Sitzreihen und Tischen hin- und herflitzenden Beine der Zuwälder Fasentgemeinschaft gefragt.
Sturm der Begeisterung
Für eine fulminante Eröffnung des dritten Konzertteils sorgt die junge Vanessa Lehmann. Mit ihren beiden Soli „Bed of roses“ und „The winner takes it all“ reißt sie alle vom Hocker, entfacht sie einen Begeisterungssturm im Saal. Schmunzlig schließt sich der Chor mit Max Raabes „Für Frauen ist das kein Problem“ an, sowie mit dem romantischen „Willst du mit gehn“ von Daliah Lavi. Ulrike Sigl als zweite Solistin holt sich nach „Looking for Space“ (John Denver) ihren „Lieblingsmenschen Rudolf“ für ein Zugabe-Duett auf die Bühne. Nach drei weiteren beschwingt-heiteren Chordarbietungen („Schuld war nur der Bossa Nova“, „Bella Ciao“, „Und wenn sie tanzt“) verabschiedete sich der Chor mit einem großartigen A-Capella-Stück.
Zuvor begleitet worden war er an Schlagzeug, Keyboard und Bass von Stefan und Andreas Lehmann sowie Michael Gutmann. Wie üblich mitreißend am Klavier: Chorleiter und Improvisationskünstler Viktor Kraus, der bei den Gesangs-Soli zudem das Instrument wechselte und nicht weniger furios in die Gitarrenseiten griff.
Stellvertretend für seine singenden Schützlinge dankt das Moderatorinnenduo ihm „für die unermüdliche Energie, uns im Takt zu halten oder in Takt zu bringen“. Und es betont: „Wir lieben deinen Humor“, an dem sich auch das Publikum ergötzen durfte.
Neue Mitglieder herzlich willkommen
Dem Vorsitzenden Stefan Lehmann – seit nunmehr 40 Jahren Vereinsmitglied – blieb noch, sämtlichen Beteiligten zu danken, inklusive Hausmeister Jürgen Kornmeier und Tontechniker Erwin Buchholz. Zudem hob er die von einigen der Sängerinnen neu gestaltete Deko hervor: Unzählige Windlichter, aus mit durchsichtigem Notenpapier beklebten Gläsern gestaltet. Gemeinsam mit weiteren Deko-Elementen empfingen sie die Besucher schon im Treppenhaus und sorgten auch im Saal für eine wunderbar heimelige Atmosphäre.
Überdies dankte der Vorsitzende den Vereinsmitgliedern Uli Sigl und Hannelore Liebke für das Absolvieren eines Vizechorleiterkurses und das seitherige Engagement in diesem Amt. „Wenn Sie Lust haben, nicht nur Teil des Publikums zu sein, sondern mit uns mitzusingen“, wandte sich der Vorsitzende abschließend an alle Zuhörer: „Ihr seid ganz herzlich willkommen, am 14. Januar starten wir wieder mit den Proben.“