Die Trennung vom Auto wird nicht endgültig sein, wenn Eugen Schwarz zum Monatsende nach nahezu 50 Jahren in Rente geht. Mit seinem Können und vor allem seiner Erfahrung hat er vielen Autofahrern immer wieder geholfen, dass deren „heilix Blechle“ doch noch seinen Zweck erfüllte.
Eugen Schwarz, Jahrgang 1959, begann 1974 nach dem Hauptschulabschluss seine drei Jahre dauernde Lehre als Kfz-Mechaniker bei der Oberharmersbacher Firma Heinrich Rombach. Im Januar 1984 erhielt er nach 12 Monaten seinen Meisterbrief und arbeitet seit Mai 1984 als Werkstattmeister des Autohauses Brucher, bis auf den heutigen Tag.
Während der Reparaturarbeiten an allen Marken und Typen häufte er einen unschätzbaren Erfahrungsschatz an. Ob ihn ein unpassendes Fahrgeräusch, ein auffälliges Klopfen oder ein hässliches Knacken forderte, der versierte Kfz-Meister fand den Fehler. „Man muss einfach auch den richtigen Riecher haben“, lachte er, als er sich daran erinnerte, wie ihn ein penetranter Geruch zur Lösung des Problems führte: eine Maus, nun nicht mehr ganz frisch, hatte sich in die Heizung eines Fahrzeugs verirrt. „Da wäre früher oder später auch ein Laie drauf gestoßen“, meint er, noch nachträglich seine Nase rümpfend.
Konstante in der Werkstatt
Eugen Schwarz zählt wie selbstverständlich zum „lebenden Inventar“ der Kfz-Werkstatt Brucher. Zwi schendurch sprang er auch manchmal ein, wenn sonst Not am Mann war in den anderen Fachbereichen der Firma, hier mal ein Geländer schweißen, dort Bleche biegen oder Rohre verlegen. Dreimal wurde während seines Berufslebens der Betrieb innerhalb der Familie übergeben – Eugen Schwarz blieb die Konstante in der Werkstatt.
Es gab in jenen Jahren gravierende Veränderungen in seinem Beruf. Die Fehlersuche spielte sich zunehmend mit Diagnosegeräten ab, und der momentane Trend zu Elektro-Autos bringt den Rentner in Lauerstellung an seine Grenzen. „Beim E- Auto als Hochvoltfahrzeug braucht man selbst für einen einfachen Radwechsel eine zusätzliche Zertifizierung“ meint er nur schulterzuckend. Da steige er nicht mehr ein.
Er spürt zwischenzeitlich auch die Belastungen seines Berufs. Fünf Jahrzehnte Reparaturen, mitunter in allen möglichen und unmöglichen Körperhaltungen und Verrenkungen der Gliedmaßen, haben ihre Spuren hinter lassen. „Die Gelenke…“, bemerkt er nur trocken und geht, leicht humpelnd, er zu seinem nächsten Problemkind.
„Tractor-Pulling“ in der Freizeit
Das Schrauben und Werkeln wird den Vollblut-Mechaniker dennoch nicht so schnell los lassen. Seit den 1990er Jahren galt seine ganze Freizeit der Entwicklung und dem Bau von Fahrzeugen für das „Tractor- Pulling“. Mit ihm als Kopf des „Schwarz-Clans“, unterstützt von seinen Bruder Helmut und seinen drei Kindern Stefan, Matthias und Katrin, die übrigens auch beruflich in die Fußstapfen ihres Vaters getreten sind, entstanden in seiner eigenen Werkstatt mehrere Traktoren. Diese bis zu 2000 PS starken Traktoren starteten mit einem „Kampfgewicht“ von 900 Kilogramm zwar nur in der kleinsten Klasse dieses Sports, aber die Konkurrenz zollte den Oberharmersbachern uneingeschränkten Respekt. Der Name „Ghost-Buster“ war Programm. Bei den Rennen in Deutschland stand das Schwarz-Team insgesamt neunmal ganz oben auf dem Siegertreppchen, bei den Europäischen Wettbewerben wurden drei Meistertitel eingefahren. Selbst der Oberharmerbacher Gemeinderat fand während einer Ehrung für diese Erfolge anerkennende Worte.
Momentan sind die Fahrzeuge „eingemottet“, Corona hat auch diesen Motorsport ausgebremst. Aber so ganz ist diese Ära nicht vergessen. „Wir könnten jederzeit wieder auf die Piste“, ist sich Eugen Schwarz ganz sicher. Und genauso wie von seinem Hobby, wird er sich von seinem angestammten Beruf nicht abrupt verabschieden. Nach wie vor wird er donnerstags und freitags in der Kfz-Werkstatt Brucher für seine Kunden da sein.