Die Brandenkopf-Schule hat sich 2019 dafür entschieden, Naturpark-Schule zu werden. Für die Auszeichnung muss die Schule Projekte mit Bezug zur Natur und Kultur in der Region umsetzen. Durch die Pandemie verzögerte sich der Start um ein Jahr. Mit Experten aus der Umgebung konnten die Schulkinder im Schuljahr 2021/22 endlich loslegen.




Zu der Auszeichnungsfeier am Freitagnachmittag in der Aula der Schule konnte Bürgermeister Richard Weith in seiner Begrüßung auch Staatssekretär Volker Schebesta willkommen heißen. Er ist im Ministerium für Kultur, Jugend und Sport zuständig. Dann begrüßte Weith die Schulrätin am Staatlichen Schulamt Offenburg, Sabine Held-Erhardt; außerdem Alexandra Maginot, kommissarische Schulleiterin der Brandenkopf-Schule, Horst Koller, Projektleiter, Karl-Heinz Dunker, Geschäftsführer des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, sowie Manuela Riedling, Projekt managerin beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Anwesend waren auch der ehemalige Rektor und Konrektor der Schule.
Zusammenhänge erkennen
»Warum Naturpark-Schule? Wir leben doch mitten in der Natur,« fragte Bürgermeister Weith in die Runde. Wer hier aufwächst, laufe Gefahr, dass alles selbstverständlich sei, erklärte Weith. Genau da setze das Naturparkkonzept an. Die Kinder sollen die Natur wertschätzen lernen und Zusammenhänge zwischen Natur und Kultur erkennen. Um zur Naturpark-Schule zu werden, sei einige Vorarbeit nötig gewesen und er dankte allen Beteiligten für die Unterstützung. An die Politik – und hier konkret Volker Schebesta – richtete Weith einen Appell. Die Gemeinde als Schulträger, die Lehrer und die Eltern bemühen sich sehr, Schule besser zu machen. Der Dorfschule müsse besondere Beachtung geschenkt werden. Wenn die Politik den Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung auf den Weg bringt, muss sie auch für die räumliche und personelle Ausstattung sorgen. Das können die Gemeinden vor Ort nicht allein leisten.
Finanzielle Mittel für kleine Schulen
Staatssekretär Volker Schebesta stand als Nächster auf der Rednerliste und konnte somit gleich antworten. »Die Politik will finanzielle Mittel auch für kleine Schulstandorte aufbringen«, sagte Schebesta. Eine weitere Initiative vom Bund sei dabei, auch für den personellen Bereich Lösungen zu finden. Im Bildungsplan sei »Bildung für nachhaltige Entwicklung« enthalten. Dazu passe die Auszeichnung als Naturpark-Schule. Er zeigte seine Anerkennung für die Lehrer, die es trotz Pandemie und Aufnahme ukrainischer Schüler geschafft haben, die Voraussetzungen für die Naturpark-Schule zu erfüllen. Er dankte den Verantwortlichen des Naturparks und dem Schulträger für die Unterstützung. »Jetzt können die Kinder Eindrücke aus der Natur in die Familien tragen und erleben, wie schön und wertvoll unsere Natur ist«, sagte er abschließend.
Witzige Vorstellung
Der Schuhtanz der 4. Klasse unter Leitung von Lehrerin Annette Obert sorgte für eine willkommene Auflockerung des Programms. Schuhe können tanzen? Ja. Wenn man sie an den Händen trägt und damit geht, tritt, schlurft und trommelt und dies alles sehr laut, synchron und im Takt der Musik. Eine witzige Vorstellung, für die die Schüler viel Applaus erhielten.
Begeisterung wecken
Dann erfolgte der Höhepunkt der Feierstunde, die Übergabe der Urkunde zur Zertifizierung als Naturpark-Schule. Dazu gab es erklärende Worte des Geschäftsführers des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Karl-Heinz Dunker: »Die Hauptaufgabe des Naturparks ist es, die wunderschöne Kulturlandschaft – die hier in ihrer Gegend noch weitgehend intakt ist – zu erhalten. Wir wollen Begeisterung wecken für die Natur, gerade bei den Kindern.« Er trug den Text der Urkunde vor und überreichte ihn der kommissarischen Schulleiterin, Alexandra Maginot.
Danke an die Gemeinde
Nach dem Applaus der Gäste bedankte sich auch Maginot bei allen Unterstützern für dieses Projekt. Ihr größter Dank galt dem Lehrerkollegium der Brandenkopf-Schule, die in diesen herausfordernden letzten zwei Jahren auch noch das Naturpark-Projekt gestemmt hat. Sie dankte Projektleiter Horst Koller, der kurzfristig die Projektleitung und damit viele bürokratische Aufgaben übernommen hat. Sie dankte Bürgermeister Richard Weith: »Die Naturpark-Schule wird finanziert vom Naturpark und von der Gemeinde. Dank den Gemeinderäten, die diese Entscheidung mitgetragen haben.« Die Kooperationspartner im ländlichen Raum seien schon da, das habe die Sache leichter gemacht.
Im Vorfeld
Folgende Projekte wurden von den Schülern im Vorfeld durchgeführt:
Die 1. Klasse konnte beim Besuch der Vogtsbauernhöfe erleben, wie Apfelsaft entsteht. Hier war die Schaumosterei Haubold, Oberharmersbach als Partner dabei.
Die 2. Klasse lernte auf einer Streuobstwiese, wie die Bäume gepflegt werden und wie groß die Artenvielfalt der Wiese ist.
Die 3. Klasse besichtigte die Talsperre »Kleine Kinzig« in Reinerzau. In kindgerechter Form wurde ihnen erklärt, wie das Trinkwasser gewonnen wird und wieviel davon der Mensch jeden Tag verbraucht. Die 4. Klasse besuchte den Bauernhof von Gertrud Kornmayer in Oberharmersbach. Dort konnte sie die Arbeitsabläufe auf dem Hof kennenlernen, selbst mithelfen und erleben, wieviel Arbeit die kleinbäuerliche Erzeugung regionaler Produkte macht.
Wozu Kabeltrommeln gut sind
Den letzten Programmpunkt der Feierstunde gestaltete die Zirkus AG unter Leitung von Paul Hug. Eine Schülerin stellte die Aufführung vor: »Eine Firma in Oberharmersbach hat Kabeltrommeln aus Holz hergestellt. Wir haben die letzten Exemplare bekommen, weil sie nicht mehr auf den LKW gepasst haben. Jetzt dürfen sie gespannt sein, was damit passiert.« Tatsächlich trauten sich die Kinder, auf den rollenden Kabeltrommeln zu balancieren und dabei auch noch Tücher zu schwenken. Andere Kinder vollführten dasselbe Kunststück auf großen Gummireifen und jonglierten mit den Tüchern. Eine großartige Vorstellung der Zirkus AG, für die die Kinder mit begeisterndem Applaus belohnt wurden.
Am Ende der Feier lud Schulleiterin Alexandra Maginot zum Verweilen bei Sekt und kühlen Getränken ein. Draußen auf dem Schulhof hatte bereits das Schulfest begonnen und die Kinder freuten sich darauf, wieder toben zu können.