Seit 1928 erinnert ein Denkmal am Eingang des Zuwälder Tales an die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges. Auf Initiative des Pfarrers August Lehmann (1876 – 1943) vom Gallushof war dieses Monument in Anlehnung an die Marienerscheinung in Lourdes errichtet worden.
Manfred Lehmann hat für die beiden Tafeln die Holzrahmen gerichtet. Hier finden sie an den eingelassenen Halterungen ihren Platz, um mit kurzen Texten und passenden Bildern den Besuchern den Werdegang der Gedenkstätte näher zu bringen.
Gebeutelt durch den Krieg
August Lehmann, 1905 zum Priester geweiht, war bekannt für seinen Willen und sein Durchsetzungsvermögen. Wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte, dann gab es für ihn kein Halten mehr. Seine Familie wurde gleich mehrfach vom Krieg getroffen. Insgesamt elf Kinder wuchsen auf dem Gallushof auf. Sechs Brüder schickte der Kaiser an die Fronten. Nepomuk wurde im Mai 1915 durch den Volltreffer einer Granate auf der Loretto-Höhe (bei Arras/ Frankreich) getötet. Cölestin starb im November 1915 an der Ostfront, Wilhelm, im Volksmund bekannt als »’s Gallisbure Säger«, litt zeitlebens an einer schweren Rückenmarkverletzung.
Beisetzung in Heimaterde
Auf Bitten seiner Mutter unternahm August Lehmann über den Jahreswechsel 1917/18 eine abenteuerliche Reise, um den Leichnam seines Bruders Cölestin heimzuholen. Mit einem Zinksarg brach er auf und gelangte mit der Bahn bis in ein kleines Nest namens Nowaja Misch (nordöstlich von Brest im heutigen Belarus). Dort machte er in metertiefem Schnee das schmucklose Grab seines Bruders aus, ließ dessen Leichnam exhumieren, um ihn dann nach einer nicht minder abenteuerlichen Reise auf dem Oberharmersbacher Friedhof in der „Heimaterde“ beisetzen zu lassen.
Mahnmal inspiriert von Lourdes
Aufgrund dieser schrecklichen Erlebnisse reifte in ihm der Plan, zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges unweit seines Elternhauses ein Mahnmal zu errichten. Als Vorlage diente ihm das Marienwunder von Lourdes. In jenem kleinen Städtchen am Rande der französischen Pyrenäen soll am 11. Februar 1858 der damals 14 Jahre alten Bernadette Soubirous Maria erschienen sein. Es war naheliegend, in dem damals fast ausschließlich katholischen Oberharmersbach diese Überlieferung baulich in eine entsprechende Form umzusetzen.
Drei Jahre harte Arbeit
Eine mühevolle Arbeit kam Mitte der 1920er Jahre auf die Eigentümer des Gallushofes zu, obwohl sie tatkräftig von Zuwälder Familien unterstützt wurden. Als Baumaterial fand Schwerspat Verwendung, das damals unweit der heutigen Gedenkstätte in Gruben zu Tage gefördert wurde. Wie der Namen schon sagt, weist dieses helle Mineral (auch bekannt als Baryt) eine besonders hohe Dichte auf (rund 4,6 g/cm3). Es fand damals vor allem Ver wendung in der Farbenindustrie zur Herstellung weißer Farbe.
Rund 800 Tonnen schafften die freiwilligen Helfer mit Pferdegespannen und Karren heran und setzten die Bruchsteine mit Mörtel aufeinander. Nach knapp drei Jahren war das Werk vollendet. 1928 wurde das Denkmal eingeweiht.
Hinweis in Aluminium
Bereits in den 1980er-Jahren hatte die Familie Lehmann beim Historischen Verein Hinweistafeln mit Text und Bildern in Auftrag gegeben. Zwischenzeitlich hatte Feuchtigkeit die Dokumentation arg in Mitleidenschaft gezogen. In Zusammenarbeit mit dem Lehmann-Archiv fanden ein etwas ausführlicher Text und eine entsprechende Reproduktion der Bilder einen dauerhafteren Platz auf Aluminiumtafeln.
Familie kümmert sich
Das Denkmal befindet sich in Privatbesitz. In der nahe- zu hundert Jahre dauernden Tradition ihrer Vorfahren pflegen heute Irmgard und Manfred Lehmann gemeinsam mit Eugenia Lehmann das Denkmal und sorgen zu bestimmten Anlässen auch für den passenden Blumenschmuck.





