»Die Straßenvollsperrung vor Oberharmersbach hat der Zahl der Besucher keinen großen Abbruch getan«, freute sich Bürgermeister Richard Weith am vergangenen Mittwochabend über 200 besetzte Stühle in der Oberharmersbacher Reichstalhalle. Im Namen der Gemeinde dankte er Sonja Rombach. Diese organisiert – mit einer zweijährigen, Corona-bedingten Pause – seit 2003 die Aufführung des jährlichen Adonia-Musicals vor Ort, mit in vielfacher Weise persönlichem Engagement.






»Lassen Sie sich überraschen, wie modern das Thema ist, das heute Abend auf die Bühne kommt«, stimmte Rombach die Halle auf ein Geschehen ein, das von einem 73-köpfigen Team während eines dreitätigen Musical-Camps in Gengenbach auf die Beine gestellt wurde und nun insgesamt vier Mal zur Aufführung kommt.
Über 60 AkteurInnen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren waren es, die in Oberharmersbach das biblische Gleichnis des hartherzigen Schuldners darboten – wahlweise im Chor und/ oder als Solosänger, Schauspieler, Tänzer, Kommentator.
Es ist die Geschichte von Djamal und Shanila und deren beiden halbwüchsigen Kindern im fernen Indien. Sie sind nicht gerade arm, leben modern. Aber: Das Gehalt des am Hofe des Maharadscha angestellten Djamal ist zu klein, um alle Wünsche zufriedenzustellen – einen neuen Fernseher, ein neues Auto, der Sohn will ein neues Smartphone, die Tochter zum Schüleraustausch nach England.
Zum größten Erstaunen des Ehepaares leiht der Maharadscha ihm eine riesige Geldsumme bar auf die Hand, zurückzubezahlen erst in fünf Jahren. »Geht weise mit dem um, was ich Euch gebe, setzt euer Leben für das Gute ein«, mahnt der König. Stattdessen jedoch verlieren sich sämt liche Familienmitglieder ob des plötzlichen Reichtums im Shopping-Wahn, ruckzuck ist das Geld verprasst.
Zwei weitere Male leiht der Maharadscha der längst realitätsfremd gewordenen Familie Geld. Doch als sie am Ende der fünf Jahre zig Millionen verprasst hat und nichts zurückzuzahlen vermag, überwindet der große König seinen anfänglichen Zorn und erlässt ihnen – zum Entsetzen seines Schatzmeisters – die unermesslich hohe Schuld. Doch Happy End? Mitnichten! Denn einem diebischen und bei ihnen hoch verschuldeten Rosenmädchen lässt das Ehepaar nicht die gleiche Gnade zukommen, so dass der Maharadscha Djamal und Shanila schließlich doch in Ketten abführen lässt.
Vom Allgemeinen zum Persönlichen
Chor und Sologesang – von den meist fetzigen Rhythmen einer Live-Band begleitet – reflektieren das Geschehen vor christlichem Hintergrund und stellen den persönlichen Bezug zu jedem einzelnen her: sowohl bei den Akteuren als auch beim Publikum im Saal. Und sowohl der die Bibel zitierende Schatzmeister als auch zwei Kommentatoren verdeutlichen das Fazit des Musicals mit dem Titel »77«. Nicht »Auge um Auge, Zahn um Zahn« sollte die Lebensdevise eines jeden lauten, nicht kleinherzige Rache: Der Schlüssel zur Freiheit laute vielmehr »Vergebung« – 77 Mal, und wenn nötig auch mehr.
Sarah Sorger, ehrenamt liche Chef-Verantwortliche der Musicaltruppe, warb zum Abschluss der mit viel Applaus bedachten Vorstellung für Teilnehmer an künftigen Musical-Freizeiten des gemeinnützigen, bundesweit agierenden Adonia-Vereins, Infos unter www.adonia.de/ musicalcamps.