Nach der Absage »Kilwi« mit dem traditionellen Jahrmarkt und Vergnügungspark am ersten Septemberwochenende wird auch die zu Ehren des Oberharmersbacher Kirchenpatrons anstehende »Gallenkilwi« am 18. Oktober ausfallen.
Die an diesem Festtag aufmarschierenden Traditionsvereine haben der Gemeinde schon mitgeteilt, dass ihnen wegen der aktuellen Einschränkungen eine Teilnahme nicht möglich ist. Somit würde nur der alljährlich »Gallenmarkt« stattfinden. »Damit fehlt ein wesentlicher Bestandteil des Festtages« lautete der Tenor in der Gemeinderatssitzung. So sei es auch nicht sinnvoll, vor allem vor dem Hintergrund steigender Corona-Fallzahlen und wegen des damit verbundenen Aufwandes, den Jahrmarkt abzuhalten. Somit wird die »Gallenkilwi« in der herkömmlichen Weise nicht abgehalten.
Die Begründung für den Beschluss ist richtig, für das Fest als solches ein herber Schlag. Denn in den letzten Jahren nahm die Zahl der Krämerstände, jeweils extrem witterungsbedingt, nahezu ständig ab. Entsprechend schrumpften auch die Besucherzahlen auf dem Markt in der Ortsmitte.
Mit attraktiven Informations- und Ausstellungsangeboten in der Reichstalhalle versuchte man diesem Trend entgegenzuwirken. Dadurch wurde aber der Mittelpunkt des Festtages aus der Ortsmitte heraus verlagert, nicht unbedingt immer zum Vorteil des gewohnten Marktreibens in der Ortsmitte.
Was aber dort nach wie vor als Besuchermagnet wirkte, war und ist der Aufmarsch der Miliz- und Trachtenkapelle, des Spielmanns- und Fanfarenzugs sowie der Historischen Bürgerwehr. Die Fahnenparade auf dem Rathausplatz und der beeindruckende Einzug der über 130 Uniformträger in die große Pfarrkirche zum Festgottesdienst lockte Besucher aus nah und fern. Diese folgten auch dem Aufmarsch vor dem Pfarrhaus mit dem traditionellen dreifachen Salut als Reverenz für die Geistlichkeit.
Die Pfarrgemeinde Oberharmersbach wird heuer ihren Kirchenheiligen Gallus mit einem schlichten Gottesdienst ehren. Gallus, der auch als »Apostel der Alamannen« gilt, wirkte hier in der Region im 6. und 7. Jahrhundert. Gallus war nie im Tal Harmersbach, weil zur damaligen Zeit noch keine dauerhafte Besiedlung anzutreffen war. Zu der Ehre als Harmersbacher Kirchenpatron kam er über das Kloster St. Gallen, das seine Mitbrüder wenige Jahrzehnte nach seinem Tod (vermutlich um 640) gegründet hatten. Die Benediktiner aus dem weltbekannten Kloster unterhielten enge Kontakte zum Kloster Gengenbach und als die Pfarrei Harmersbach 1240 zum ersten Mal in den Urkunden auftauchte, fiel als Kirchenpatron die Wahl auf Gallus.
Zu seinen Ehren feiert die Kirchengemeinde Oberharmersbach einen eher schlichten Festtag, um die angemessene Feier im kommenden Jahr umso prächtiger nachzuholen.