Die Zeit ohne Gottesdienste stellt auch die Seelsorgeeinheit Zell a. H. vor ganz neue Herausforderungen. In Oberharmersbach hat das rührige Gemeindeteam um Judith Müller gerade über die Karwoche und Ostertage täglich für die Gläubigen die Kirche entsprechend geschmückt.


Nur auf den ersten Blick wirkt die riesige Pfarrkirche St. Gallus leer und leblos. »Der Eindruck täuscht, denn hier in der Kirche haben sich immer wieder Gläubige eingefunden, natürlich mit entsprechendem Abstand, um hier zu beten«, schildert Judith Müller ihre Beobachtungen der vergangenen Wochen. Gerade in der Karwoche und über die Ostertage sei der vor dem Altar abgelegte üppige Blumenschmuck ein Gradmesser für die Zahl der Besucher gewesen.
»Wir wollen, dass die Kirchenbesucher etwas mitnehmen können«, sagt die Gemeindereferentin, die gemeinsam mit dem Gemeindeteam das Ausschmücken des Altarraumes jeweils mit Texten des Sonntagsevangeliums ergänzt. Rückmeldungen hätten gezeigt, dass dieser andere Weg als Ersatz für das gemeinsame Feiern durchaus angenommen werde. »Und wir haben sicher auch das eine oder andere Gemeindemitglied zusätzlich angesprochen«, denkt Judith Müller an Betroffene der Krise, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten müssten oder in ihrem Umfeld von der Krankheit betroffen seien und jetzt in der Kirche einen Rückzugsort fänden.
Digitaler Ersatz
Das Gemeindeteam ist gut vernetzt. Telefonkonferenzen und Mail-Kontakt ersetzen die persönliche Kommunikation. Die Aufgabenteilung wird dadurch leichter. »Bei den Helfern können wir aus dem Vollen schöpfen«, freut sich Judith Müller über regen Zuspruch. An vielen Stellen lasse sich das Engagement beobachten, ob nur punktuell oder stetig, und alle Altersgruppen seien vertreten. Die Kirche könne so einigen Kernaufgaben besser nachkommen, Gemeinschaft pflegen und Trost spenden, wenn auch auf Abstand. Da die Krankenkommunion auch nicht ausgetragen werden dürfe, habe man zu Ostern den Betroffenen eine Botschaft und ein entsprechend den Vorgaben verpacktes Osterlamm vor die Tür gestellt.
Auch an Ideen herrscht kein Mangel, um in der Zeit ohne Gottesdienste den Kontakt zu den Gläubigen nicht völlig abreißen zu lassen. »Jetzt spürt man erst, dass das religiöse Gemeindeleben vor Ort gelebt werden muss«, fasst Müller ihre bisherigen Eindrücke und Erfahrungen zusammen. Dennoch: Taufen werden im Moment nicht terminiert, Hochzeiten sind reihenweise abgesagt. Von Beerdigungen im engsten Familienkreis blieb Oberharmersbach bis jetzt verschont.
Ersatztermine nicht in Sicht
Aber gerade wegen der momentanen Unwägbarkeiten will sich Judith Müller nicht ausmalen, was noch alles auf die Gemeinde zukommt, wenn der jetzige Zustand noch deutlich länger anhalten sollte. Fronleichnam sei, urteilt sie nüchtern, wenn überhaupt nicht in gewohnter Weise zu feiern. Und sie macht sich schon seit geraumer Zeit Gedanken, wie man mit den Erstkommunikanten eine würdige Feier abhalten könne. »Ein ganz weltliches Problem ist auch, dass die Kommunionkinder irgendwann aus ihren Kleidern rauswachsen«, denkt sie an die betroffenen Kinder und Familien. Das Problem brennt ihr nicht nur deswegen auf den Nägeln und ein Ersatztermin ist momentan nicht realistisch zu planen. »Egal wie wir das Problem lösen, wir werden mit den Kindern eine schöne Feier ausrichten« verspricht sie.