In Zeiten von Kontaktverbot und Ausgangseinschränkungen finden viele Menschen Erholung im Wald. Für Waldbesitzer ist der Forst Einkommensquelle, und zwar eine, die in den letzten Jahren immer wieder arg gebeutelt wurde. Ein Ausblick.
»Der Start ins Jahr 2020 stimmte hoffnungsvoll«, berichtet Simeon Springmann. Das Käfer- und Trockenschäden-Holz war im Wesentlichen aufgeräumt und weggeschafft, die Nachfrage gut. Sogar der Preis hatte wieder etwas angezogen, merkt der Leiter des Amts für Waldwirtschaft im Landratsamt des Ortenaukreises an. Die Bemühungen von Waldbesitzer, Forstverwaltung und forstlichen Dienstleister hatten ineinander gegriffen, die Ausgangslage war gut.
Sie war gut, bis Anfang Februar gleich mehrere Stürme über Deutschland hinwegfegten. »Sabine«, »Bianca« hießen zwei der Tiefdruckgebiete, die nicht nur Niederschläge brachten, sondern den Wald mit erheblichem Starkregen und Sturmwürfen erneut schädigten. Einzelne Nachzügler-Bäume fielen durch den starken Ostwind in der letzten Woche um – entstandene Lücken waren willkommene Angriffspunkte für den Wind. »Alles in Allem hielt sich die Sturmholzmenge in Oberharmersbach wie im ganzen Ortenaukreis aber in Grenzen«, resümiert Springmann. Wichtig sei jetzt, die gefallenen Bäume sukzessive aufzuarbeiten. Sonst wären sie im wahrsten Sinne des Wortes ein willkommenes Fressen für die nächste Käferbrut. Insgesamt sei der Schaden überschaubar, auch wenn einige Privatwaldbesitzer in ihren Parzellen stark betroffen seien. Insgesamt – und das ist Springmann wichtig zu sagen – ist das Kinzigtal noch eine »grüne Insel«. Trotz Trockenheit regnet es doch mehr als anderswo, die Waldbesitzer haben fleißig gearbeitet und den Käferbefall konsequent eingedämmt und nicht zuletzt haben die Sägewerke das Holz bisher gut abgenommen.
Vor dem Frühjahr aus dem Wald
In normalen Jahren, erläutert der Forstexperte weiter, würde die Menge im gewöhnlichen Holzverkauf problemlos mit abfließen. Doch das Jahr 2020 ist kein normales Jahr. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigen auch die Waldwirtschaft. Das frische Holz, das jetzt aufbereitet im Wald liegt, muss möglichst bald in die Sägewerke abfließen. Springmann hofft, dass das gut klappt. Die eigentlich guten Geschäftsbeziehungen zu den Nachbarn in Frankreich könnten das allerdings schwierig machen. Die Sägewerke im vom Virus arg gebeutelten Elsass fahren die Produktion herunter, was Exporte erschwert. Wie »Corona« die Waldbesitzer treffen wird – noch kann es keiner sagen. Erklärtes Ziel bleibt, das Holz in guter Qualität so schnell wie möglich aus dem Wald zu bringen, bevor der Frühling mit voller Kraft vor der Türe steht. Sollte der Markt es nicht aufnehmen, könnten wertvolle Hölzer in Nasslager eingelagert werden.
Und was, wenn das Holz nicht mehr unterzukriegen ist? Wären erneute Exporte nach Fernost eine Variante, über die man nachdenken könnte? Wohl eher nicht. Im Zuge der Corona-Pandemie ist auch das weltweite Überseecontainer-Karussell aus dem Tritt gekommen. Weniger Schiffe, die aus Waren von Fernost nach Europa bringen, bedeuten auch weniger Container in Europa, die mit Holz als Rückfracht den Rückweg in den Fernen Osten antreten können. Wie lange es dauert, bis sich der Kreislauf wieder normalisiert, kann keiner voraussagen.
Die nächsten Wochen entscheidenDie Waldbesitzer trifft all das hart. Sie müssen also mit dem dritten Krisenjahr in Folge rechnen. Nach der Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 werden 2020 die Winterstürme und ein kleines Virus bei abschwächender Konjunktur vermutlich für schlechte Holzpreise und risikobehaftete Absatzmöglichkeiten sorgen. An einen Einschlag von frischem Holz ist durch das große Holzaufkommen derzeit nicht zu denken. Damit wird es jeden Waldbesitzer wirtschaftlich hart treffen, ob er nun von den Wetterkapriolen direkt betroffen war oder nicht. Wenig erfreuliche Aussichten also für die, die auf die Einnahmen angewiesen sind, denn auch auf andere Erwerbszweige wie den Tourismus kann man in diesem Jahr nicht zählen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter 2020 mitspielt. Der Regen der letzten Monate hat dafür gesorgt, dass zumindest die oberen Bodenschichten wieder gut durchfeuchtet sind. In den nächsten Wochen entscheidet sich, ob der Käfer ein große Comeback feiert oder ob man zumindest an dieser Front einmal durchschnaufen kann.