Seit Monaten haben sich die Oberharmersbacher Musiker auf den für Anfang April terminierten internationalen Wettbewerb in Riva del Garda vorbereitet. Mit den ersten Corona-Fällen in Südtirol wuchsen auch die Befürchtungen, die rasch zur Gewissheit wurden: Der Wettbewerb ist abgesagt.

»Für uns Musiker ist das natürlich ein herber Schlag«, kann Dirigent Rüdiger Müller seine Enttäuschung nicht verbergen. Jeder Einzelne habe sich mit großem Engagement eingebracht und das Erlebnis dieser Wettbewerbsatmosphäre wäre für jeden eine bereichernde Erfahrung gewesen. Jetzt müsse man mit dieser Absage leben.
Der Wettbewerb »Flicorno d´oro« in Riva del Garda ist jedes Jahr in der Woche vor Ostern Treffpunkt von mehreren Dutzend Blasorchestern aus vielen Ländern Europas. An der Nordspitze des Gardasees messen sich die Musikerinnen und Musiker in fünf Leistungskategorien. Die Miliz- und Trachtenkapelle ließ sich bei der Anmeldung in der Oberstufe, der zweithöchsten Kategorie, registrieren.
»Die Arbeit von Monaten ist aber nicht ganz vergeblich gewesen«, blickt Dirigent Müller auf die eine oder andere »Baustelle« zurück. Das Pflichtstück »Divertimento for Band« (Vincent Persichetti) und das Selbstwahlstück »The Seeker« (David Maslanka) seien im Jahreskonzert aufgeführt worden und jeder, Akteur wie Zuhörer, habe sich vom Niveau und der Schwierigkeit dieser Leistungskategorie überzeugen können.
Für die Oberharmersbacher Musikerinnen und Musiker ist die Verschiebung des Wettbewerbstermins »Flicorno d’oro« keine Alternative. »Der 14. und 15. November 2020 ist für uns nicht machbar«, erklärt Müller bestimmt. Da liefen bereits die Vorbereitungen für das Jahreskonzert der Miliz- und Trachtenkapelle. »Dieser Termin ist uns sehr wichtig«, begründet der Oberharmersbacher Dirigent die Priorität der Termine.
Nicht zuletzt wegen der Riva-Absage ist die Stimmung in der Miliz- und Trachtenkapelle, gelinde gesagt, etwas gedämpft. Bis zum 20. April sind vorerst alle Proben ausgesetzt. »Spielerische Erfahrung können wir in den kommenden Wochen auch nicht weiter sammeln, da alle geplanten Auftritte, einschließlich der Kurkonzerte, definitiv nicht stattfinden«, spricht Müller für seine Kapelle. Dabei wäre für den Dirigenten in seinem zweiten Jahr in Oberharmersbach der Auftritt in Riva del Garda schon eine Herzensangelegenheit gewesen, zumal im kommenden Jahr die nunmehr siebte Teilnahme an den Weltmusikfestspielen in Kerkrade durchaus eine Option ist.
Niemand wagt momentan abzuschätzen, wie die Entwicklung weiter geht, sowohl mit den Proben wie mit den Auftritten. »Ehrlich gesagt, ich habe noch keinen Plan B«, meint der Oberharmersbacher Dirigent, dessen Kapelle von der aktuellen Entwicklung wohl genauso überrollt wurde wie andere Vereine auch. »Ich bin schlichtweg ratlos«, gesteht Müller. Er dürfte nicht der einzige sein.