Die Unterdorfer Fasentgemeinschaft ist gut aus den Startlöchern gekommen. »Was für eine geile Zeit«, verprachen Teamchef Felix Huber und seine Narren den zahlreichen Besuchern am Samstagabend in der Reichstalhalle. Es war kein leeres Versprechen.
Die Unterdorfer, seit 56 Jahren mit dem närrischen Geschäft bestens verwurzelt, verstehen die Leute zu unterhalten. Die Kombination der treffend gesetzten Pointen mit prächtigen Kulissen und bunten Kostümen sind die Markenzeichen, die den ersten großen Aufritt der Oberharmersbacher Fasent so beliebt machen. Und dass dabei selbst der eine oder andere Akteur sich ein prusten nicht verkneifen kann, ist auch schon ganz anderen passiert.
Für Bürgermeister Richard Weith war der Abend sicher ernüchternd. Ihm wurde im Laufe der Auftaktnummer klar, dass die Strippen im Rathaus alle möglichen Leute ziehen, nur er nicht. Mit leicht schwäbelndem Einschlag musste der Ersatzschultes (Tobias Lehmann) im Zwiegespräch mit der Hauptamtsleiterin (Bastian Boschert) erfahren, dass vor allem die Fasentgemeinschaften die Gemeinderäte fest im Griff haben. »Die Räte, demokratisch gewählt, sind mir gewogen«, erwies sich alsbald als fataler Irrtum. Die geschäftige Dame vom Hauptamt brauchte nur ein paar »Beziehungsfäden« umzustecken und schon stand der Bürgermeister allein auf weiter Flur. Nur Gemeinderatneuling Rolf Rombach war nicht so richtig zu verorten. »Der risst grad ’s Dörfli ab, den lenn mir moche« zeigte, dass auch dieser unsichere Kandidat noch in die richtige Spur kommt.
Nächtliches Treiben im Freibad
Aufwendig gestaltet mit Wasserfontänen und Liegewiese war ein Auftritt im örtlichen Schwimmbad, wo sich die »Schwimmbadschnecken«, nachdem das wiederholt nächtliche Treiben im Freibad abgestellt war, über die örtlichen Geschehnisse ausließen. Ausgerechnet hier suchte Vdk-Chef Friedebert seine beim letzten Entenrennen ausgebüxte Teilnehmerin und durfte schließlich die übergroße Nummer 1583 in seine Arme schließen.
Etwas fürs Auge bot das Männerballett, einstudiert von Lukas Neuberger. Bei Schwarzlicht kamen die passenden Kostüme und akrobatischen Einlagen erst so richtig zur Geltung. Die junge Garde der Unterdorfer Damen wollte und konnte da natürlich nicht zurückstehen und glänzten mit der von Sabrina Madeleine Huber einstudierten Choreografie. LED-Bänder und Leuchtreifen ergänzten in der abgedunkelten Halle die Tanzeinlagen.
Einmal mehr riefen die »Tschändelmänn« die eine oder andere Begebenheit musikalisch in Erinnerung. Weil die Welchstensteinacher Kapelle während ihres Konzerts bei der Oberharmersbacher Kilwi die spendierte Runde nicht trinken durfte, kümmerten sich bereitwillig einige Oberharmersbacher Musiker um die herumstehenden »Halben«. Und ein Bürger merkte beim Zieren des Christbaums, dass ihm die Lichterkette fehlte. Im Elektrogeschäft erfuhr er, dass er vor einem Jahr seine Lichterkette, verpackt in einer »Guckel«, zur Reparatur abgegeben hatte.
Wikinger kommen zurück
Die traditionelle Schlussnummer zeigt nicht nur die Kostüme, mit denen die Unterdorfer Fasentgemeinschaft beim Umzug auftritt. Sie bietet auch Gelegenheit nach allen Seiten auszuteilen. Als »Wikinger« kamen sie nach ihrem Streifzug durch das Tal in die Heimat zurück und mussten ihren Frauen, vor denen sie wohl Angst hatten, Rede und Antwort stehen. Das »größte und schönste Fest« hätten sie aufgemischt, so ihre Rechtfertigung und der Wikinger-Chef sei auch noch beim Friseur gewesen. »Huch, Du siesch jo us wie de ehemolig Chef vom Hombe«, stellte ihn seine Frau in den Senkel.
Die Frauen ihrerseits ließen sich nicht lumpen und sorgten für eine »Bestrafung« zweier Dörfle-Narren, die es angeblich nicht verwinden konnten, dass sie weniger Leute und weniger Farben in ihrem Kostüm hätten. Mit reuigen Worten war der närrische Frieden wieder hergestellt und Unterdorf und Dörfle sehen ihre gemeinsame Verpflichtung: die Oberharmersbacher Fasent.