Vor einem Jahr wurde der Gallushof als besonders familienfreundlich ausgezeichnet. »Ich kann die Prüfung jedem empfehlen, der »Urlaub auf dem Bauernhof anbietet«, so Hofbetreiberin Irmgard Lehmann rückblickend.
Ein ganzes Stück hinter dem langgestreckten Dorf, Richtung Oppenau, geht es rechter Hand ins idylllische Zuwäldertal hinein. Bald darauf hat man den Gallushof erreicht, der seit vielen Generationen im Familienbetrieb bewirtschaftet wird.
Hier ist – beispielsweise – Goldi zuhause und streicht dem Besucher auf Streicheleinheiten hoffend um die Beine. Seine Fellfarbe hat dem kräftigen Kater zu seinem Namen verholfen. Gemeinsam mit ihm pflegen sechs weitere Samtpfoten-Kollegen auf dem 100 Hektar großen Areal ihr Image als Mäuseschreck, zu den Gästen aber hegen sie allerbeste Beziehungen.
»Vor allem unsere Gästekinder beschäftigen sich gerne mit ihnen«, weiß Irmgard Lehmann. Die 1978 Geborene stammt vom 500 Luftlinien-Meter entfernten Langhärdtle, hat 2001 auf den großen Gallushof eingeheiratet und als gelernte Bankkauffrau alle Voraussetzungen, um gemeinsam mit ihrem Mann den forstwirtschaftlichen Betrieb samt Weidetierhaltung und dreier Ferienwohnungen erfolgreich zu leiten. Landfrauen-Fortbildungen im Bereich von Gästebetreuung und Tourismus haben ihr Übriges getan.
»Wenn wir voll belegt sind, dann ist sehr viel Leben bei uns«, schmunzelt die zweifache Mutter. Die ersten Gäste kamen 2003, nachdem das aus dem Jahr 1930 stammende Leibgedinghaus ausgebaut und mit zwei Ferienwohnungen versehen worden war. Eine weitere, größere Ferienwohnung folgte vor fünf Jahren. »In der Regel haben wir samstags den Anreisetag, und da passiert’s dann schon, wenn ich abends zum Tierefüttern gehe, dass ich mit um die 15 Erwachsenen und Kindern über den Hof laufe, rüber zum Stall«, lacht Irmgard Lehmann. Das Füttern ist eines der Highlights für ihre zum großen Teil aus dem Ruhrgebiet aber auch aus Stuttgart anreisenden Bauernhofurlauber und von montags bis samstags regelmäßiger Bestandteil des Gästeprogramms.
Die Herde beobachten
Die Mäuler, die es zu stopfen gilt, gehören unter anderem zu zehn Rindern. Früher in einem Anbindestall im Haus untergebracht, dürfen sie heutzutage nach Lust und Laune weiden. Womit sie nebenbei dafür sorgen, dass sich die neun Hektar Grünland rund um den Hof dem Besucherauge stets als schön gepflegte Wiesen präsentieren. Ein weiterer toller Effekt aber sei, so die sich selbst als »untypisch« bezeichnende Hofbäuerin, dass die Rinder den Gästekindern »eine weitere wunderbare Beschäftigung bieten.« Aus einer der Ferienwohnungen können sie beobachten, wie sich die Herde verhält, wie die Wiederkäuer in dem auf der Wiese neu gebauten Stall ein- und ausgehen.
Drei Ziegen, zwei Schweine, zwei Hasen, sowie Hühner und ein Hund vervollständigen das Tierreich auf dem Gallushof, das einen wichtigen Aspekt dessen familienfreundlichen Konzepts darstellt. Zwei Spielplätze gehören überdies dazu – einer davon vor fünf Jahren neu gebaut und riesig – sowie ein Baumhaus. Und dann gibt es da noch eine Heuspielscheune.
Ins Heu rutschen
Dass ihre beiden eigenen Kinder mit Gästekindern »quasi aufgewachsen« seien«, erzählt Irmgard Lehmann dazu, und dass alle gemeinsam mit dem Heuboden, auf dem das Heu früher lose gelagert wurde, einen tollen Spielplatz hatten. Als der Gallushof auf gebundene Heuballen umstellte, wurde ein Bereich der Scheune umgebaut. Das Ergebnis: heutzutage können Gästekinder mittels einer Rutsche ins speziell dafür bereitgehaltene Heu hineinrutschen und sich hier austoben.
Doch es bedarf noch einiges mehr, um als familienfreundlich zu gelten. »Man muss bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen«, erklärt die qualitätsbewusste Gallushoferin. So müssen die Ferienwohnungen mit speziell getrennten Kinderzimmern ausgestattet sein – und Steckdosensicherung, Sitzverkleinerer fürs WC sowie Spiele beispielsweise gehören ebenso dazu wie die Auflistung kinderfreundlicher Ausflugsziele in der Gäste-Infomappe.
Rat an alle: Zeigen, was man hat
»Wenn man schon ganz viel vorzuweisen hat in dieser Richtung, dann finde ich es für einen Betrieb wichtig, das mit einem Zertifikat auch zu zeigen«, erklärt Irmgard Lehmann, warum sie auch anderen Höfen eine solche Zertifizierung nur empfehlen kann. Im letzten Jahr schließlich war der Gallushof in der Ferienregion Mittlerer Schwarzwald der einzige von seiner Größe her zugelassene Beherbungsbetrieb, der sich von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) erfolgreich auf Familienfreundlichkeit hatte prüfen lassen.
Diese Landesmarketingorganisation ist für die Vermarktung des Urlaubslandes Baden-Württemberg im In- und Ausland zuständig. Mit der Wort-Bild-Marke »Wir sind Süden« wirbt sie für die touristischen Angebote des Bundeslandes und seiner Destinationen.
Für den Gallushof selbst habe die Zertifizierung praktisch keinen Aufwand bedeutet, »weil wir schon alles hatten«, wie Irmgard Lehmann erklärt. Und für eine Familie mit jüngeren Kindern bedeutet ein Urlaub auf einem nachgewiesen familienfreundlichen Bauernhof beispielsweise, dass sie Dinge wie Kinderhochstuhl oder Kinderbett zuhause lassen kann.