Nur eine Woche nach der konstituierenden Sitzung traf sich der Gemeinderat zu seiner ersten öffentlichen Arbeitssitzung. Insgesamt ging es um Auftragsvergaben für Baumaßnahmen im Wert von mehr als 480.000 Euro.
Dass die Verwaltung so aufs Tempo drückte, war nicht verwunderlich. Schließlich geht es in Sachen Rathaus-Umbau gut voran, so dass etliche Dienstleister neu beauftragt werden wollten, damit der Zeitplan gehalten werden kann. Damit insbesondere die neuen Mitglieder des Gemeinderats auf dem Stand der Dinge sein konnten, hatte Bürgermeister Weith vor der Gemeinderatssitzung eine Baustellenbegehung mit Architekt Kayser anberaumt.
Im Einzelnen ging es in Bezug auf das Rathausgebäude um sieben Vergaben.
Stauraum
Vergabe 1 betraf Schreinerarbeiten für Einbaumöbel und Trennwände. Sechs Angebote waren bis zur Submission eingegangen, Gewinner ist ein Unternehmen aus Zell. Die Alender Innenausbau-Systeme machte das Rennen und wird Leistungen im Wert von 138.366,42 Euro laut geprüftem Angebot liefern. Auf Nachfrage von Neu-Gemeinderat Rolf Rombach gab Bürgermeister Richard Weith die Auskunft, dass der effektive Fördersatz für die Einbaumöbel 51 Prozent beträgt.
Unter der Schätzung
Als nächstes stand die Vergabe der Natursteinarbeiten an der Fassade auf der Tagesordnung. Eine erste Kostenschätzung im August letzten Jahres hatte einem den Atmen stocken lassen können. Sie belief sich auf etwa 530.000 Euro. Ganz so schlimm ist es für die arg strapazierte Oberharmersbacher Gemeindekasse nun doch nicht gekommen. Die Ausschreibung, bei der vier Bieter ein Angebot eingereicht hatten, ermittelte das Unternehmen Jogerst, Steintechnologie GmbH aus Oberkirch als wirtschaftlichsten Anbieter. Die Angebotssumme beläuft sich auf 213.972,06 Euro. Auffällig war die große Spannbreite der abgegebenen Kostenberechnungen. Der teuerste Bieter lag sage und schreibe 92,6 Prozent über der Summe, für die der Gemeinderat grünes Licht erteilte. Das warf beim ersten Blick auf die Ergebnisse der Submission die Frage nach der Leistungsfähigkeit des Unternehmens auf. »Wir haben die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit geprüft«, informierte Bürgermeister Weith die Räte. Recherchen hätten keinen Grund zu Misstrauen gegeben. Die Süd- und West-Fassade sollen noch in diesem Jahr saniert werden, die Arbeiten an den Fassaden Richtung Norden und Osten sollen im Jahr 2020, sobald die Witterung es zulässt, in Angriff genommen werden. Eine kleine Korrektur schob der Gemeindeoberste noch nach: »Aufgrund der hohen Kostenschätzung haben wir einen Förderantrag über 110.000 Euro gestellt. Die Förderung wird aufgrund der geringeren Kosten jetzt geringer ausfallen.« Ein Wehmutstropfen, der wohl gerne fallen darf.
Sicher arbeiten
Um die Sandsteinarbeiten ausführen zu können, bedarf es eines Gerüstes. Nicht irgendeines, sondern eines der Lastenklasse 5, wie ein Vorort-Termin kurz vor der Sitzung ergeben hatte. Es wird von Gerüstbau Baumann aus Hausach aufgestellt. Die Firma hatte eines der Lastenklasse 4 für 22.061,29 Euro angeboten. Dass diese Summe noch ein wenig steigen wird, ist vorauszusehen. Doch Architekt Kayser war trotzdem froh: »Es ist aktuell wahnsinnig schwierig, ein Baugerüst zu kriegen.«
Sind die Sandsteinarbeiten abgeschlossen, wird das Rathaus an allen vier Seiten neu verputzt und angestrichen. »Diese Arbeiten waren ursprünglich nicht vorgesehen«, informierte Weith. Sie seien durch die Sandsteinarbeiten notwendig geworden. Der Außenputz und der Anstrich des Gebäudes wird vom Stukkateur-Fachbetrieb Xhoxhaj aus Lahr ausgeführt. 31.682,56 Euro war die Summe im Angebot. Auch hier zeigten sich wieder große Differenzen. Der teuerste Bieter war mehr als doppelt so kostspielig. Das Steinmetz-Gerüst bleibt stehen und wird vom Stukkateuer mitbenutzt.
Kontakt zum Rathaus
Um die beiden letzten Vergaben, die einer Türsprechanlage und die der Erneuerung der Telefonanlage, mit dem nötigen Wissenstand durchführen zu können, erläuterte Hauptamtsleiterin Dominika Hättig etliche technische Details. Schlussendlich folgte der Gemeinderat der Empfehlung der Verwaltung. Sie sah vor, dass die Türsprechanlage in Form einer Stele ausgestaltet wird, die mit Kamera, Sprechanlage, acht Klingelknöpfen, einer Klingel für Behinderte sowie einem Schließzylinder ausgestattet ist. Sie wird IP-basiert mit dem Telefonnetz des Rathauses gekoppelt, kostet 7.444,64 Euro und kommt vom gleichen Anbieter wie die Telefonanlage, was hinsichtlich der Verknüpfung – insbesondere bei der Videoübertragung – empfehlenswert ist. Beides wird für eine störungsfreie Funktion zusammen geliefert und programmiert. Die neue Telefonanlage, den Auftrag erhielt das bereits in Sachen IT-Betreuung in Oberharmersbach tätige Unternehmen Sympacard Medien aus Haslach für 13.959,89 Euro, ersetzt die in die Jahre gekommene alte Telefonie. Sie war – hardwarebasiert – seit mehr als 15 Jahren in Betrieb. Die neue Lösung bietet die Möglichkeit alle Betriebsstellen der Gemeinde zu einem späteren Zeitpunkt mit geringen Kosten ortsunabhängig einzubinden. »Auch der Kindergarten und der Bauhof können eingebunden werden«, argumentierte Hättig für das bürgernahe Kommunikationssystem. Kostenlos funktioniere auch die Einbindung von allen elektronischen Geräten, argumentierte Hättig weiter. Nicht zuletzt würden so die Funktionen der Türeingangsstele optimal eingebunden werden können. Rechnerisch werden die Kosten auf das Jahr 2020 geschoben, was bedeutet, dass im nächsten Haushaltsplan Mittel dafür bereitzustellen sind.
Veränderte Voraussetzungen
Zum Abschluss des Themenblocks wurden Gesamtsummen an die Wand geworfen. In der Spalte »Kostenberechnung Stand Baugesuch« fand sich die Zahl 1.427.433,90 Euro, in der Spalte voraussichtliche Endsumme eine, die über der zwei Millionen-Marke lag. Zu sagen, man läge 700.000 Euro über der Kostenberechnung sei eine falsche Sichtweise, ordnete Architekt Kayser ein. Die Voraussetzungen und Anforderungen an die Sanierung hätten sich grundlegend verändert. »Im Prinzip haben Sie hinterher ein neues Rathaus«, fasste er zusammen und führte zum Beispiel die zunächst ungeplante, deshalb nicht weniger notwendige Renovierung des Sitzungssaals mit ins Feld oder die nachgetragene Klimatisierung der Räume. Das Rathaus sei bedarfsgerecht saniert, kein Luxusartikel. Mit einem Kubaturwert von etwa 430 Euro bei der Sanierung liege man deutlich unter dem eines Neubaus, der in der Fachliteratur mit 500 bis 600 Euro pro Kubikmeter veranschlagt werde. Damit erwiderte er nicht zuletzt eine Wortmeldung von Andreas Kasper, der sich darüber wunderte, dass Kostenschätzungen oft nichts mit der Rechnungsrealität im Nachgang zu tun hätten. Trotz kritischen Hinterfragens bedankte sich Kasper für die hervorragende Zusammenarbeit. Der Architekt hofft indes, dass es so weiter geht: »Die Firmen haben gut gearbeitet. Wenn es so weitergeht, können wir alle zufrieden sein.«
Mehr Platz für Kinder
Oberharmersbach wächst – was die Kinderzahl angeht. Um den steigenden Bedarf nach Kindergartenplätzen befriedigen zu können, hat die Gemeinde in der Vergangenheit immer wieder den Kindergarten erweitert. Zum 1. März diesen Jahres wurde eine weitere, sechste Gruppe eingerichtet, in der Kinder von drei Jahren bis zum Schulanfang betreut werden. Allein: Es wird eng im Kinderhaus Sonnenblume. Um den nötigen Raum bereitstellen zu können, müssen die Räume im Untergeschoss umgebaut und saniert werden. Dabei geht es mitnichten darum, dem 70er-Jahre-Charme der Räumlichkeiten den Garaus zu machen. Das Geld – der Gemeinderat deckelte die Summe auf einen Betrag von 55.000 Euro und gab der Verwaltung freie Hand bei der Auftragsvergabe – soll dafür eingesetzt werden, das Bistro im Untergeschoss zu einem Spielzimmer umzugestalten, das für die Inklusion und Eingewöhnung der Kleinsten in den Ü3-Bereich benutzt werden soll. Zudem müssen Sanitärbereich und Fenster saniert werden, eine Abstellkammer zur Garderobe umfunktioniert werden. Der Großteil der Arbeiten soll bereits in den Sommerferien ausgeführt werden. Ein Förderbescheid bis zur maximalen Fördersumme von 20.000 Euro ist durch das Regierungspräsidium Freiburg bereits ergangen. Finanziert wird die Sanierung im Kindergarten gemeindeseitig durch die Umschichtung von Mitteln, die eigentlich für die Instandsetzung einer Wohnung im Gemeindeeigentum vorgesehen waren. Die Kindergartensanierung hat höhere
Priorität.