Das Infrastrukturprojekt »Bürgerenergie Oberharmersbach« (BEO) ist auf einem gutem Wachstumsweg, wie die Bilanz in der Jahresversammlung am Dienstagabend im »Schwarzwälder Hof« auswies. Eine solide finanzielle Grundlage und eine mit dem Netzausbau verbundene Zunahme der Mitglieder unterstreichen die positive Entwicklung.
Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Huber berichtete den Mitgliedern über ein »arbeitsreiches Jahr mit großen Herausforderungen«. Dies listete Vorstandsmitglied Bernd Zimmermann im Einzelnen auf. »Sehr zeitaufwendig gestaltete sich die Vorbereitung der Netzerweiterung in der Elme«, verwies er auf die noch laufende Baumaßnahme. Neben den Kostensteigerungen sei es momentan schwierig wegen des hohen Auftragsbestandes der ausführenden Firmen Arbeiten zeitnah ausführen zu lassen. Außerdem sei man zeitlich gefordert gewesen, um den ersten Bauabschnitt, unter anderem mit Mängelbeseitigung und finanziellen Regelungen, bedingt durch die Insolvenz der damals ausführenden Firma, endgültig abzuschließen.
Daneben fordert die Alltagsarbeit das Engagement der Vorstände, die mit dem Aufsichtsrat seit der Gründung erfolgreich zusammenarbeiten. Die Inbetriebnahme der Photovoltaik-Anlage brachte eine Energieeinsparung. Heizung und Pumpe wurden optimiert, unter anderem durch eine effektive Anpassung an Sommer- und Winterleistung. »Hier mussten wir Erfahrungen sammeln, weil jedes Netz andere Eigenschaften hat«, begründete Bernd Zimmermann die laufenden Korrekturen.
Seit der Gründung der BEO sind sechs Jahre vergangen. Das umgesetzte Projekt kann sich sehen lassen. Das bisherige Netz misst eine Länge von 4.031 Meter. Dafür hat die BEO einschließlich der gesamten Infrastruktur rund 2,855 Millionen Euro investiert. Die laufende Erweiterung mit etwa 800 Meter Netzlänge schlägt nochmals mit rund 400.000 Euro zu Buche. Nach Abschluss der Arbeiten werden 103 Kunden Wärme von der BEO beziehen.
»Die Planung für die Kosten wurden weitestgehend eingehalten«, berichtete Zimmermann und verwies darauf, dass auch die prognostizierte Abnahme der Energiemenge nur unwesentliche Schwankungen aufweise. Eine Erhöhung des Wärmepreises stehe aufgrund der bisherigen Entwicklung nicht zur Diskussion. Als Erfolg erwähnte das Vorstandsmitglied auch die geringen Netzverluste, die nach bisherigen Messungen knapp unter dem Erfahrungswert von rund 15 Prozent lägen. Hier könne man in Zukunft bei entsprechender Netzverdichtung noch bessere Werte erzielen. »Beim laufenden Netzausbau sind auch einheimische Firmen beauftragt und beim Einkauf der Hackschnitzel werden über 70 Prozent aus dem Tal bezogen«, verwies er auf weitere ökologische Vorteile der BEO. Ferner habe man jährlich etwa 400.000 Liter Heizöl und damit 1,268 Millionen Kilogramm Kohlendioxid eingespart.
Mit der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung ergänzte Steuerberater Willi S. Huber auch unter finanziellem Aspekt die Erfolgsgeschichte der Genossenschaft. Sein detailliertes und informatives Zahlenwerk wies für das Jahr 2018 einen Jahresüberschuss von 87.000 Euro aus. Dieser wird nach einem Beschluss der Versammlung mit dem Verlustvortrag von 2017 verrechnet. »Die Bürgerenergie Oberharmersbach hat sich sehr gut entwickelt und ist ein rentables, gut funktionierendes Unternehmen«, fasste er seinen Vortrag zusammen.
Bei den turnusmäßig anstehenden Wahlen gab es nur eine personelle Veränderung. Die Gemeinde Oberharmersbach beansprucht einen Sitz im Aufsichtsrat. Bisher nahm dies der Aufsichtsratsvorsitzende als Bürgermeister in Personalunion wahr. Die Repräsentanz der Gemeinde in diesem Gremium sei wichtig, weil sie, wie Bürgermeister Richard Weith begründete, bei den Verhandlungen mit den Banken eine »Vollhaftung«, übernommen habe, um der BEO bessere Konditionen zu verschaffen. Die Vollhaftung würde nicht nur die Übernahme der finanziellen Verpflichtungen in Form einer Bürgschaft, sondern auch die Betreibung des Netzes beziehungsweise der Wärmelieferung einschließen. Vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderates wird diesen Sitz Richard Weith übernehmen. Die Versammlung machte mit der einstimmigen Umgestaltung der Satzung den Weg für diese Änderung frei.
Ferner wurden im Aufsichtsrat bestätigt: Siegfried Huber, der weiterhin als Vorsitzender des Aufsichtsrats fungiert, Siegbert Roth (Stellvertreter), Arno Lehmann, Hubert Schwarz und Günter Huber (Schriftführer). Das Gremium berief erneut Rudolf Nock und Bernd Zimmermann als Vorstandsmitglieder.