Das Aus kam nach 40 Jahren. Seit 1979 war der vom Fanclub des SVO organisierte »Schwarz-Weiß-Ball« eine tragende Säule der Oberharmersbacher Fasent. Jetzt wurde der rote Teppich endgültig eingerollt, die beliebten schwarzweißen Stars werden so nicht mehr auftreten.
Der Schwarz-Weiß-Ball trug seit jeher seine eigene Handschrift. Die Gags und Parodien an diesen Abenden waren von der besonderen Art, mitunter scharf gewürzt, mit hintersinnigem oder auch mal schwarzem Humor, aber immer so dosiert, dass man noch darüber lachen konnte oder einem der Spiegel vorgehalten wurde. Und der Fanclub machte das Männerballett hoffähig.
Ein letztes Mal also fuhren die Stars vor, ganz nach dem Motto »It’s showtime«. Da wurde der Auftritt der Akteure als George Clooney- und Lady Gaga-Verschnitt mit ihren Bodyguards in die Halle übertragen und dort nahmen sie genießerisch die Ovationen des Publikums entgegen.
Symbolisch erhielten einige Harmersbacher für ihre besonderen »Schnitzer« den jeweils passenden »Oscar« verliehen.
Als die Muppet-Show erstmals produziert wurde, dachte noch niemand an den Schwarzweiß-Ball. Der Fanclub hauchte der Puppen-Serie neues Leben ein, ließ Miss Piggy und Kermit sowie auf dem Balkon Waldorf und Statler lebendig werden und frischten mit Hademar als lebendigen und frechen Zwerg die etwas angestaubte Show auf.
Großes Kino zeigte der Zunftrat mit seiner Einlage im Western-Saloon. Als es zum Showdown kommen sollte, tauchte »Winnitatsch« in seinem unverkennbaren Kostüm auf, ließ bei den Streithähnen die Friedenspfeife kreisen und kanalisierte die überschüssige Energie in eine sehenswerte Showeinlage.
Überhaupt war es ein Abend des Abschieds. Esther Braun, die 18 Jahre das Ballett des Fanclubs für die fetzigen Auftritte motivierte und formte, hatte ein letztes Mal die Damen ihrer Riege auf Linie getrimmt. Und wie: Was sie mit ihnen zum großen Finale auf die Bühne zauberte, war mehr als eine Zugabe wert. Ein großes Dankeschön stand symbolisch für die Verdienste der Choreografin um das Schwarz-Weiß-Ballett, jeweils »erste Sahne«.
Eine Nummer für sich war auch die Parodie »Voice of OHA«. Da fanden sich Oberharmersbacher Originale wieder und es wurde »gebuzzert«, was das Zeug hielt, als der Sohn vom »Vater-Sohn-Duo« und schließlich auch noch der Vater vom »Vater-Sohn-Duo« sich ihr Stelldichein gaben.
Fester Bestandteil des Schwarz-Weiß-Balls war jeweils ein Männer-Ballett. Den Jungs war es vorbehalten, das Programm des letzten Abends zu beschließen. Mit Schwarzlicht und weißen Kostümen legten sie als »Backstreet Boys« eine kesse Sohle aufs Parkett. Einstudiert hatten den Tanz Theresa und Pia Lehmann.
»Es war der letzte Schwarz-weiß-Ball, es wird ihn so nicht mehr geben«, teilte Stefan Ernst aus der Führungsriege des Fanclubs dem Publikum die ganz und gar nicht närrische Nachricht mit. Mag die Enttäuschung auch groß gewesen sein, das Publikum reagierte mit Dankbarkeit für all die unterhaltsamen Stunden: Stehende Ovationen begleiteten Organisatoren und Akteure gleichermaßen zu einer großen Polonaise durch die Halle.




