Am kommenden Sonntag, 21. Oktober, feiert die Pfarrei St. Gallus das Fest ihres Kirchenpatrons. An das Wirken des irischen Missionars Gallus, dessen Name Pate stand für das weltbekannte Kloster St. Gallen, erinnert die seit Generationen abgehaltene Oberharmersbacher Gallen-Kilwi.
Nachweislich seit dem frühen 16. Jahrhundert hielt das Reichstal Harmersbach zu Ehren seines Kirchenpatrons einen Jahrmarkt ab, der ursprünglich vom Mittagsläuten des 15. bis zum Mittag des 17. Oktober dauerte. Alte Zollverträge aus den Jahren 1539 und 1550 geben Aufschluss, was üblicherweise über fremdes Hoheitsgebiet ins Tal transportiert wurde. Kupfer, Erz, Blei, Seile und Stoffe stehen auf der Liste, des weiteren Wein und Saatgut, von Zeit zur Zeit auch Nahrungsmittel, wobei nur für den Teil Zoll zu berappen war, der auf »merschatz« verkauft wurde, also nicht dem Eigenbedarf der Bevölkerung diente. Die Tätigkeit der Händler unterlag, ähnlich wie die Berufe der Handwerker, besonderen Schutzbestimmungen. Die »Kremppen«, wie sie bereits in einer Urkunde von 1439 bezeichnet wurden, handelten unter anderem mit »tabackh, bendlin, grien spitzen, Saltz, messer und dergleichen sehr geringen sachen«.
Blick in die Geschichte
In späteren Jahren folgten der Markt an »Egidi« (8. September, die Keimzelle für die heutige Kilwi) sowie Handwerkermärkte im 17. Jahrhundert. Der Stadt Zell war, wie konnte es anders sein, das geschäftige Treiben der Harmersbacher Händler und Handwerker ein Dorn im Auge, weil der Harmersbacher Rat seinen Untertanen verbot, die Zeller Märkte zu besuchen und der benachbarte Stadtrat darauf drängte, dass »zwey bis drey büchsenschuss weit oberhalb der Stadt« keine Waren angeboten werden dürften (erst mit der zunehmenden Entfremdung im Reichstal und der endgültigen Teilung 1812 zählten im Untertal Märkte und damit auch die »Kilwi« zu jährlich wiederkehrenden Terminen).
An der Tradition des Marktes hat man bis heute festgehalten. Wie die Urkunden belegen, muss es damals ein buntes Treiben von Krämern, heimischen Landwirten, Viehhändlern, Marktschreiern, Spielern und Gaukler gewesen sein, die für zwei Tage das Ortsbild prägten, mitunter marktschreierisch und auch händelsüchtig.
Wie die Kirchengemeinde damals zu Reichstalzeiten das Fest ihres Namenspatrons feierte, ist nicht überliefert. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Gallen-Kilwi jeweils am Sonntag nach dessen Namenstag (16. Oktober) gefeiert, den noch immer zahlreiche Händler aus nah und fern besuchen.
Kirchliches Brauchtum, weltliche Überlieferung
Die Gallen-Kilwi steht ganz im Zeichen kirchlichen Brauchtums und weltlicher Überlieferung. Diesen Festtag prägen die Traditionsvereine Spielmanns- und Fanfarenzug, Historische Bürgerwehr und die Miliz- und Trachtenkapelle, die mit ihrem Auftritt in farbenprächtigen Uniformen zur Fahnenparade im Dorf vor den Marktständen aufmarschieren und anschließend mit klingendem Spiel in die festlich geschmückte Kirche einziehen. Den Festgottesdienst um 9 Uhr zelebriert der Freiburger Erzbischof Stephan Burger.
Die Katholischen Kirchenchöre Zell am Harmersbach und Oberharmersbach singen unter der Leitung von Wolfram Dreher die »Kleine Orgelsolomesse in C« (W. A. Mozart). Als Gesangssolisten treten Amelie Dreher (Sopran), Monika Wartmann-Bührer (Alt), Klaus Hass (Tenor) und Matthias Schadock (Bass) auf. Die instrumentale Begleitung obliegt Dieter Benson (Orgel) und ein Orchester mit Musikern aus der Region.
Nach dem Festgottesdienst lädt die Pfarrgemeinde zum Stehempfang ins Pfarrzentrum ein. Dort besteht auch die Möglichkeit zu einem Gespräch mit dem Erzbischof, dem am Nachmittag die Traditionsvereine zum traditionellen Abschluss des Gallus-Festes mit einem Ehrensalut die weltliche Reverenz erweisen werden.