Das Finanzloch im Haushalt der Gemeinde Oberharmersbach scheint immer größer zu werden. Ursache sind die laufenden Bauprojekte, die immer wieder für neue Überraschungen sorgen. Betroffen sind der Abbruch der »Alten Post«, die Rathaussanierung und das neue Feuerwehrhaus. Der Gemeinderat musste erneut zusätzliche Gelder freigeben.
Bei der Alten Post sind es die „inneren Werte“, die wieder die Freigabe zusätzlicher Finanzmittel vom Gemeinderat fordern. Nicht nur zeitlich liegt das Vorhaben weit außerhalb des Plans. Auch in Sachen Kalkulation hat der Abriss des alten Gemäuers immer wieder Überraschungen zu bieten. Aus den knapp 50.000 Euro, die zu Beginn veranschlagt waren, sind mittlerweile gut 100.000 Euro geworden. Erst mussten ungeplant eine alte Bleitapete, schadstoffhaltige Dämmstoffe und eine Asbestverkleidung entsorgt werden; die Verkehrssicherung mit Ampelschaltung wurde nachträglich beauftragt und es fielen zusätzliche Untersuchungskosten an, was in der Summe zu einem ersten Nachtrag im Juni von gut 26.000 Euro geführt hatte.
Nun zeigt sich, dass auch das Mauerwerk – vermutlich durch den verwendeten Putz – belasteter ist als angenommen. Analysen wiesen einen hohen Sulphatwert aus, mit dem die Entsorgung des Abbruchmaterials in der ursprünglich ausgeschriebenen Schadstoffklasse nicht möglich ist. Belastetes Holz ist ebenfalls dazu gekommen. Zusammen mit dem vom Gemeinderat gewünschten Sortieren der noch verwendbaren Sandsteine stand am Montag deshalb ein zweiter Nachtrag in Höhe von weiteren knapp 26.000 Euro im Raum.
Dass die Situation unbefriedigend ist, darüber war sich der Gemeinderat einig; nicht zuletzt, weil die neuen Gegebenheiten Beprobungen erfordern, die momentan zu einem Baustopp führen. Gleichzeitig blieb dem Gremium keine andere Wahl als den Nachtragsaufträgen zuzustimmen. Alternativen gibt es keine. Selbst wenn man, das gab Bürgermeister Richard Weith zu bedenken, die Schadstoffklassen gleich bei der Ausschreibung höher angesetzt hätte, hätte das an den Kosten am Ende nichts geändert.
Denkmalschutz
Bei der Rathaussanierung katapultieren die sanierungsbedürftigen Sandsteingewänder (wir berichteten) den Kostenrahmen in ungeplante Dimensionen. Bei der ursprünglichen Planung waren lediglich Natursteinarbeiten am Eingangsportal berücksichtigt – mit schlanken 5.000 Euro. Der Sanierungsbedarf an den Gestaltungselementen der gesamten Außenfassade wurde Anfang des Jahres bekannt und musste erst einmal geprüft werden. Zwischenzeitlich gibt es neue Erkenntnisse – und eine neue Kostenschätzung. Die beläuft sich auf mehr als 530.000 Euro. Dazu kommen noch sofort notwendige Sicherungsarbeiten sowie verschiedene ergänzende Handwerkerleistungen und ein spezielles Gerüst, so dass ohne Baunebenkosten aktuell von deutlich mehr als 610.000 Euro ausgegangen werden muss. Auch die Planungsleistungen waren in diesem Umfang nicht vom mit der Sanierung beauftragten Architekturbüro angeboten. Hier entstehen ebenfalls Mehrkosten, über die in der Sitzung am Montag beraten wurden. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Fa. Kayser Architekten mit den Planungsleistungen für die Natursteinarbeiten in den Leistungsphasen 6 bis 9 zu beauftragen, sowie mit der Vorbereitung und Mitwirkung bei der Vergabe, Objektüberwachung, Bauüberwachung und Dokumentation. Einen kleinen Lichtblick gibt es: Die Förderanträge ans Landesdenkmalamt sind gestellt und befinden sich im Antragsverfahren. Mit der Behörde wurde zudem bereits ein Kompromiss verhandelt, dass die Nicht-Schaufassaden ausschließlich konservierend überarbeitet werden, was wahrscheinlich zu Einsparungen führen wird.
Kein Angebot fürs Sanitär
In Sachen Feuerwehrhaus ließen die vorliegenden Kostenvoranschläge zur Haustechnik Gemeinderäte wie Planer ratlos zurück, als mit dem Tagesordnungspunkt 5 der eigentliche Grund für das Gemeinderatstreffen in der Sommerpause zur Beratung stand. Am 2. August war Submission für die Gewerke Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro gewesen. Die Angebote waren nur spärlich eingegangen und lagen über den veranschlagten Summen; für die Sanitärarbeiten fand sich kein einziger Bieter. Somit konnte das Gremium lediglich drei der vier Gewerke beauftragen. Die Heizungsinstallation wurde für rund 134.000 Euro an die Fa. Zepp aus Offenburg vergeben. Sie übernimmt auch die Installation der Lüftung. Als einzige Bieterin gab sie ein Angebot über rund 92.000 Euro ab. Mit der Elektroinstallation (rund 112.000 Euro) wurde das ortsansässige Unternehmen Elektro Schneider beauftragt. Die Sanitärinstallation soll nun noch einmal beschränkt ausgeschrieben werden. Hier drückt die Zeit nach Auskunft der Planer noch nicht, weil zuvor andere Arbeiten ausgeführt werden müssen. Am dringlichsten ist der Heizungsbau, da die Fußbodenheizung verlegt sein muss, bevor der Boden gegossen wird. Unter dem Strich wird am Ende wohl eine Gesamtsumme für die Haustechnik in Höhe von rund 420.000 bis 430.000 Euro stehen. Veranschlagt war der in der Literatur übliche Richtwert von 20 Prozent der Baukosten – das wären bei ursprünglich einer Millionen Euro 200.000 Euro gewesen. Die Ursachen für die Kostensteigerungen sind nachvollziehbar: Die Handwerkerpreise sind momentan marktbedingt hoch, zudem ist etwas Haustechnik dazugekommen, die nicht eingeplant war – die Druckluft-Einheit zum Beispiel oder die notwendige Belüftung in der Umkleidekabine. Planer und Bauleiter Jürgen Armbruster räumte ein, dass der ursprüngliche Ansatz zu niedrig gewählt worden sei. Von einer unangenehmen Situation, ähnlich wie beim Rathaus, war die Rede. Leider mit einem Unterschied: Die deutlichen Mehrkosten bleiben diesmal voll bei der Gemeinde hängen. Sie werden nicht bezuschusst. Gleichzeitig ist in Sachen Feuerwehrgerätehaus, wie bei den anderen Projekten auch, ein Baustopp keine Option. Es muss weitergehen.