Lösung: Eine Momentaufnahme in der Ortsmitte aus den 1950er Jahren: die Rückseite Werkstatt von der Wagnerei Hubert Roth (»d’ Mauruse Hubert«). Rechts sieht man den Waldhäuserbach, der an dieser Stelle nunmehr von einer breiteren Brücke überquert wird. Links vom Fußweg verlief früher ein kleiner Kanal, der unter der Dorfstraße und schließlich unter dem heutigen »Wiesenrain« Richtung »Ballmatte« führte, um dort die Wiesen wässern zu können.
Während in einem Gewerbeverzeichnis von 1870 noch sieben Wagner verzeichnet waren, registrierte man 1948 in Oberharmersbach gerade noch drei dieser Berufssparte (Karl Müller, Waldhäuser; Severin Hug, Riersbach; Hubert Roth, Dorf).
Der Wagner, in anderen Regionen auch als Stellmacher bezeichnet, war für den Wagen- und Räderbau zuständig, ferner für alle Gerätschaften in der Landwirtschaft, die von anderen Holz verarbeitenden Berufen nicht hergestellt wurden. Dazu zählten beispielsweise Räder und Leiterwagen, Pflüge und Eggen, Schemel und Stiele für Gerätschaften. Da er dafür mitunter auch natürlich gewachsenes »Krummholz« verarbeitete, hatte sich in unserer Region diese Holzart auch für diesen Beruf eingebürgert. Oft war die Werkstatt des Wagners eben im Volksmund nur »’s Krummholze…« mit der näheren Ortsbezeichnung.
Heute gibt es in Oberharmersbach nur noch einen Vertreter dieses früher so geschätzten Berufsstandes, der inzwischen, wie viele andere Berufssparten auch, dem technischen Wandel und Fortschritt weitestgehend gewichen ist. Helmut Hug führt seinen Betrieb seit 1990 in der vierten Generation. Salomon Hug gründete 1866 den Wagnerbetrieb. Ihm folgte 1907 sein Sohn Severin. Josef Hug übernahm 1949 den Betrieb wiederum von seinem Vater.
Als dann Helmut Hug im Jahre 1989 sich anschickte, die Meisterprüfung in diesem Gewerbe abzulegen, war das Ende dieses Berufsstandes bereits abzusehen. Den letzten Ausbildungsabschnitt musste er damals in Konstanz absolvieren, wo er gemeinsam mit einem Berufskollegen die bescheidene »Ausbeute« dieser Sparte für ganz Baden-Württemberg stellte.
Heute wird die Meisterprüfung nicht mehr angeboten. Entsprechend hat sich auch die »Produktpalette« der ehemaligen Wagnerei Hug verlagert. Sie besteht überwiegend aus Nischenprodukten (Einzel- und Spezialanfertigungen, Dekorationsartikel sowie rustikale Gartenmöbel und Innenausbau).