In gewohnter Hochform präsentierten sich am Freitagabend die Unterdorfer Narren, als sie in der Reichstalhalle traditionsgemäß die heiße Phase der Oberharmersbacher Fasent einläuteten. Spätestens mit der tierischen Schlussnummer hatten die Akteure um ihren »Teamchef« Felix Huber die 400 Besucher nach einem witzig-spritzigem Programm mit dem närrischen Virus infiziert.







»Wir sind keine Bimmelbahn, sondern ein ICE«, gab bei der Begrüßung der Unterdorfer Chef das Tempo des Abends vor und spielte damit auf die Antrittsrede des neuen Bürgermeisters Richard Weith an, der mit seiner Gattin Anja im Publikum saß. Weil der angeblich »Weit(h)blick« besitzt, hatte man ihn nicht ganz vorne platziert. In den Waggons des Zuges begrüßte Felix Huber die Ehrenmitglieder, Vertreter der Bärenzunft und der örtlichen Fasentgruppen, das närrische Volk und die Fußballer des SVO als Personal im Speisewagen.
Symbolische Bürgermeister
Die Bürgermeisterwahl war ein herausragendes Ereignis im vergangenen Herbst, was auch die Anwesenheit der benachbarten Rathauschefs unterstrich. Gerne hätten die Unterdorfer auch sie an diesem Abend begrüßt, doch waren sie verständlicherweise verhindert. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie symbolisch auf die Bühne zu stellen: eine Karst für Nordrachs Carsten Erhardt, ein Stein von exakt einem Pfund für den Zeller Bürgermeister und eine Holz-Palette mit BH behängt stand stellvertretend für Biberachs Gemeindeoberhaupt Daniela Paletta. Gekonnte Blödelei also schon gleich zum Auftakt des Abends, durch den Thomas »Schröder« Jilg als Moderator führte, ein »Kerl für alle Fälle«, wie er in einem witzigen Video vorgestellt wurde.
Im ersten Sketch sangen die Unterdorfer ein Loblied auf die »Opferbereitschaft im Ehrenamt« von Bürgerwehrmännern, die am Volkstrauertag beim Kriegerdenkmal die Wache hielten. Für einen sicheren ruhigen Stand sollten etliche Flaschen Wein sorgen, die im Wachlokal bereitstanden. Wenn auch mit der Zeit die Standhaftigkeit doch etwas litt, die Männer hielten bis zum Schluss tapfer durch, schließlich durfte man den »Ehrenwein« nicht einfach verkommen lassen.
Mit Fahndungsaufrufen beschäftigte sich die Sendung »Aktenzeichen XY-gelöst«. Gesucht wurden zwei Esel (tierisch), die ausgebüxt waren und eine Spur der Verwüstung im Ort hinterließen. Es konnte Entwarnung gegeben werden, denn die Nachbarin hatte die beiden Ausbrecher mittels Karotten wieder in ihr Gehege gelockt. Wer ist die Frau auf dem Blitzerfoto, ein Blasinstrument neben sich auf dem Beifahrersitz? Auch dieser Fall wurde gelöst. Ein Musiker stellte unterwegs im Bus nach Kerkrade nämlich fest, dass er sein Instrument vergessen hatte. Die Frau des Ehrenvorsitzenden wurde alarmiert, die mit dem Baritonhorn in hohem Tempo hinterherfuhr und prompt in eine Radarfalle geriet. Auch das Schicksal eines im Raum Wuppertal vermissten Ehepaars fand ein glückliches Ende. Die Ehefrau hatte statt des Navis ihr Blutdruckmessgerät eingepackt. Doch haben die beiden inzwischen wieder den Weg zurückgefunden und konnten so den Unterdorfer Abend genießen.
Es hat sich wieder einiges zugetragen im Schatten von Kirchturm und Rathaus, so dass auch die »Tschendelmänner« zur Freude der Narren im Saal wieder einige Lieder davon singen konnten. Felix Huber, Tobias Lehmann, John Müller, Gabriel Schneider, Maximilian Albert und Holger Schwarz präsentierten so manche Fehltritte in pointierten Texten zu eingängigen Melodien. Weil Stefan Lehmann wegen Krankheit ausfiel, saß Daniel Atamaniuk von den »Dörfle-Narren« am Schlagzeug.
Nonsens pur in perfekter Vollendung
Eine Glanznummer waren die »Kastagnetten« nach dem Vorbild aus der Comedy-Sendung »Bully-Parade«. In schwarzen Anzügen standen John Müller, Tobias Lehmann und Bastian Boschert vor einem leuchtenden Hintergrund und unterhielten sich in einer irren temporeichen Mischung aus Wortspielen und Verdreher, End- und Stabreimen über Besonderheiten des Dorfes und der örtlichen Fasent (»Fasentliche Fasentgruppen feiern feucht-fröhlich am Unterdorfer«). Das war Nonsens pur in perfekter Vollendung! Von den drei Akteuren und auch vom Publikum erforderte dies ein Höchstmaß an Konzentration.
Eine Entspannung davon boten die flotten Ballettvorführungen der Männer und der Mädchen, die um eine Zugabe nicht herumkamen. Die Schlussnummer entführte in eine Zoohandlung, denn die Unterdorfer waren auf der Suche nach einem passenden Kostüm für das Umzugsmotto: »Safari, Dschungel, Lagerfeuer – die Harmersbacher Fasent wird zum Abenteuer«. Neben allerlei Getier aus dem Fundus (Gorilla, Pinguin, Schildkröte und Bibbili) wurden sie fündig: ein Papagei. Einem farbenfrohen Umzug steht also nichts mehr im Wege. »Teamchef« Felix Huber rief zum Finale noch einmal alle Akteure auf die Bühne und zu den Klängen der Kapelle »Trio Felix & Co« feierten sie zusammen mit den Besuchern einen gelungenen Start in die einheimische Fasent.