Noch einmal ist emsige Betriebsamkeit in der Pfarrkirche St. Gallus zurückgekehrt. Im Kleinen wie im Großen laufen die abschließenden Arbeiten. Dabei könnte der Gegensatz größer nicht sein: hie filigranes Goldpapier für Ornamente, da tonnenschwere Blöcke für den Altarraum.


Ursula Fuggis muss viel Geduld haben. Die Haslacher Restauratorin und Vergolderin ist dabei, die letzten Ausbesserungsarbeiten im Chor der Pfarrkirche abzuschließen. Die Ornamente in dem weiten Rund sind in Mehrschablonentechnik angefertigt. Etliche Schablonen hat sie in detaillierter Kleinarbeit nachgezeichnet. Bis zu fünf dieser durchgepausten Skizzen muss sie übereinander legen, um die verschnörkelten Elemente, die man von der ersten Ausmalung der Pfarrkirche Ende des 19. Jahrhunderts während der letzten Renovation 1990 wieder aufgetragen hat, an den bisher überdeckten Stellen anzubringen.
Es ist nicht gerade warm im großen Kirchenraum, entsprechend hat sie sich »eingepackt«. Dennoch führt sie sicher die Pinsel, um Grundierung und Farbe aufzutragen. Etliche Flächen sind abschließend zu vergolden. Die filigranen Blättchen, so hauchdünn »ausgeschlagen«, dass man die Zeitung dahinter lesen könnte, flattern schon beim geringsten Luftzug. Und dennoch geht ihr die Arbeit zügig von der Hand, so schnell, wie es die Trocknungsprozesse bei den niedrigen Temperaturen erlauben. Die ausgebesserten Stellen verlaufen schließlich nahtlos mit der bestehenden Ausmalung.
Ganz andere Fähigkeiten und Fertigkeiten sind ein paar Meter weiter gefragt. Künstler und Bildhauer Alois Landmann aus Merdingen, der mit der Gestaltung des Altarraumes beauftragt war, hat seine Arbeiten weitgehend abgeschlossen. Jetzt gilt es, die einzelnen Elemente, von denen jedes rund eine Tonne wiegt, im Chor zu platzieren. Ihm helfen seine beiden Berufskollegen Roy Hiller und Bernd Haar.
Schaltafeln sind auf einem Vlies dort ausgelegt, wo der Hubwagen mit den Einzelteilen vom Haupteingang bis zu den Stufen des Altarraums fährt. Die einzelnen Elemente, drei Altarsteine, Stele des Tabernakels, Taufstein und Ambo sowie ein Gedenkstein, sind Gesteine aus der Muschelkalk-Familie mit rötlich-beigem Farbton. Sie stammen aus dem Iran, weil nur das dort vorkommende Gestein mit der entsprechenden Dichte und dem passenden Farbton in die Umgebung des Altarraumes passt. Die tonnenschweren Rohlinge wurden in Balduinstein (bei Limburg/Lahn) verarbeitet.
Der Portalkran ist aufgebaut, ausgelegt für 1,5 Tonnen Hublast. Die Kette des Flaschenzuges rasselt. Langsam hebt sich die Stele des Tabernakels, dann der Taufstein, bis schließlich alle Teile über die Stufen des Altarraums an ihrem späteren Bestimmungsort transportiert sind. Als letztes Element findet der Gedenkstein in der rechten Seitenapside einen würdigen Platz.