Lösung: Unser Bild stammt aus den frühen 1950er Jahren. Aufgenommen wurde es im Ortsteil Riersbach (heute Talstr. 87, Anwesen Hug). Im Volksmund heißt das Areal »’s Sägerlisbure«.
Aus dem Grundbuch lässt sich der Begriff nicht ableiten (dass hier in vergangenen Jahrzehnten eine Säge gestanden hat, ist nicht nachweisbar und unwahrscheinlich, vielleicht hat einer der früheren Eigentümer als »Taglöhner« neben seiner Landwirtschaft in einem Sägewerk ausgeholfen).
Typisch ist das damalige Ortsbild (die Talstraße eine ausgebesserte Teerdecke mit Rollsplitt, beiderseitige Regenrinnen), der schwarzweiße Begrenzungspfosten vor dem Lattenzaun des Gartens und dahinter ein üppiges Grün aus Blumen und Gemüse.
Aufmerksamkeit verdienen auch die Fenster. Durchweg waren es damals gesteckte Sprossenfenster (einfache Verglasung, ohne Kitt). Das mittlere Drittel war beweglich und wurde durch Schieben geöffnet. Meist war der ganze Flügel geschraubt, manchmal auch mit Scharnieren versehen, so dass er herausgenommen oder geöffnet werden konnte, (z.B. zum Reinigen der Fenstergläser). Und ging eines der Gläser zu Bruch, musste der ganze Rahmen auseinander genommen werden…
Nachtrag zum Bild vom 24.11.2017 (»Sägerlisbur«)
Die Binsenweisheit, hinterher sei man immer schlauer, bewahrheitete sich einmal mehr am vergangenen Freitag. Am frühen Abend rief ein interessierter Leser der »Schwarzwälder Post« an und lüftete weitgehend das Geheimnis um die Bezeichnung »Sägerlisbur«. Nicht auf dem Grundstück des heutigen Wohnhauses Hug, sondern in unmittelbarer Nähe stand vermutlich bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ein kleines Sägewerk.
Dieses besagte Grundstück an der Talstraße rechter Hand am Eingang zum Riersbachtal wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von Salomon Brucher erworben. Dieser betrieb in späterer Zeit eine »Kolonialwarenhandlung« (Lebensmittelgeschäft; 1975 geschlossen). Der vorherige Besitzer (die Verbindung zu einem Sägewerk ist nach wie vor unklar) soll ein Kutscher gewesen sein, der zeitweise auch in Paris seine Dienste angeboten haben soll (daher der spätere Namen »Pariser-Schmid«: Ludwig Brucher und »Pariser-Sattler«: Alfred Brucher.
Auf diesem Grundstück also soll zuvor ein Sägewerk gestanden haben, das über einen Kanal (Ausleitung des Wassers aus dem Harmersbach ungefähr auf der Höhe des Kornbauernhofes) mit Wasser versorgt wurde. Als Ende der 1970er Jahre hier ein Wohnhaus gebaut wurde, fand man beim Ausheben der Baugrube Reste von Balken, die einem Sägewerk zugeordnet werden konnten. Außerdem ruhte auf diesem Grundstück ein Wasserrecht, das der damalige Eigentümer löschen ließ.
Das Sägewerk könnte durchaus als Namensgeber für den Begriff »Sägerlisbur« gedient haben. Wer allerdings damals Eigentümer des Areals war, ist immer noch nicht geklärt. Es könnte durchaus zum damals größten Hof (»Hug-Hof«) in jener Gegend gehört haben. Und es arbeitete hier jemand, der in unmittelbarer Nähe wohnte. Es kam hin und wieder vor, dass ein kleines »Tagelöhnergut« vom Hof abgetrennt wurde, in diesem Fall vielleicht für den hier beschäftigten Tagelöhner oder Knecht. Die Verkleinerungsform (»Sägerlisbur« – »Sägerli«) spricht dafür und lässt kaum den Schluss zu, dass es sich hier um einen größeren Betrieb gehandelt hat.
Auch dazu dient diese Serie: den Leser aufmerksam zu machen und mit dessen Hilfe Unklares nach Möglichkeit richtig zu stellen und zu ergänzen.