Oberharmersbach hat einen neuen Bürgermeister gewählt. Im ersten Wahlgang setzte sich Richard Weith erstaunlich deutlich durch. Zum zweiten Mal nach Otmar Ritter im Jahre 1969 gaben die Wählerinnen und Wähler jetzt einem auswärtigen Kandidaten, dieses Mal mit über 65 Prozent, den Auftrag, zum 01.01.2018 das Amt des Bürgermeisters in Oberharmersbach zu übernehmen.
















Gegen 18.45 Uhr sollte das Wahlergebnis bekannt gegeben werden, aber im Bürgersaal kam leichte Unruhe auf, als beim Abgleich der abgegebenen Stimmen und dem ermittelten Ergebnis eine Stimme fehlte. Nochmals wurde jeder Block mit 25 Stimmen durchgezählt. Dann die Erleichterung: das Ergebnis stimmte.
Etwas entspannter ließ es das Briefwahlkomitee angehen. Schon nach einer halben Stunde stand das Ergebnis fest und die Briefwähler gaben den Trend vor: 135 Stimmen für Richard Weith und 75 für Dominika Hättig. Das Endergebnis bestätigte dies. Von den 2083 Wahlberechtigten gaben 1588 ihre Stimme ab, somit lag die Wahlbeteiligung bei 76,24 %. Beim letzten Amtswechsel 2001 hatte die Wahlbeteiligung bei 84,5 Prozent gelegen. Richard Weith, von 2002 bis 2008 Kämmerer in Oberharmersbach, erhielt 1034 Stimmen (65,11 %), auf Dominika Hättig entfielen 531 Stimmen (33,44 %), auf Aleksandar Jotov 14 Stimmen (0,88%). Sieben Stimmen waren ungültig, zwei Splitterstimmen entfielen auf Amtsinhaber Siegfried Huber.
Zwischenzeitlich war der Platz rund um das Rathaus vollgelaufen, unter den Gästen auch die kommunale Politprominenz der Umgebung. Wohl der überwiegende Teil der Bevölkerung schien mit einer Entscheidung, wie sie auch immer ausgehen mochte, im ersten Wahlgang zu rechnen. Die kulturellen Vereine waren aufmarschiert, der Bauhof hatte in weiser Voraussicht den Maien gerichtet.
Bürgermeister Siegfried Huber gab als Wahlleiter das Ergebnis bekannt. Auch hier stieg noch einmal die Spannung, als er mitteilte, »um jetzt die Bürgermeisterin« – Applaus schien einzusetzen – und Huber fuhr fort »oder den Bürgermeister zu sehen.« Dann endlich folgten die mit Neugier erwarteten Zahlen. Dominika Hättig erhielt für ihr Engagement im Wahlkampf anerkennenden Applaus und für Richard Weith gab es die erlösende und überwältigende Zustimmung aus dem weiten Rund.
Bürgermeister Siegfried Huber gratulierte seinem Nachfolger zu dem überragenden Ergebnis. Die Freiwillige Feuerwehr war in Ausgehuniform aufmarschiert. Die Miliz- und Trachtenkapelle unter der Stabführung von Siegfried Rappenecker schloss sich den Glückwünschen an. Der Gesangverein, begleitet auf der Gitarre von Maximilian Albert, stimmte mit Sonja Himmelsbach flotte Weisen an und der Spielmanns- und Fanfarenzug der Historischen Bürgerwehr ergänzte mit Rudolf Maier den musikalischen Auftritt.
Richard Weith, begleitet von seiner Frau Anja und den drei Kindern Johanna, David und Daniel, zeigte sich vom Ergebnis überwältigt. Anerkennende Worte für die Unterstützung im Wahlkampf fand er für seine Familie. Er bedankte sich für das Vertrauen. »Ich habe Ihnen im Wahlkampf eine neutrale und unabhängige Amtsführung angekündigt. Daran werde ich mich messen lassen«, blickte der künftige Bürgermeister nach vorne. Die Einladung, sich einzubringen, gehe auch an die Wählerinnen und Wähler, die ihn nicht gewählt hätten, denn es gehe nicht um Personen, sondern um das Wohl der Gemeinde. Ausdrücklich wandte er sich an seine Mitbewerberin Dominika Hättig, der er einen »fairen Wahlkampf« bescheinigte. Den Nachbargemeinden versprach er »ein kooperativer und verlässlicher Partner« zu sein. Für die Verwaltungsgemeinschaft überbrachte Bürgermeister-Stellvertreter Hannes Grafmüller in Vertretung des Zeller Bürgermeisters Günter Pfundstein die Glückwünsche und für die Seelsorgeeinheit Zell a. H. wünschte Gemeindereferentin Judith Müller dem künftigen Bürgermeister mit einer Gallusplakette eine glückliche Hand, um Gräben zu überwinden und für Jung und Alt Zukunftsperspektiven zu eröffnen.
Richard Weith scheint den richtigen »Weit(h)blick« zu haben. Zwei Fehler könne ein neu gewählter Bürgermeister machen, zum einen kein Freibier ausschenken zu lassen und davor noch zu lange zu reden. Beides wusste er ohne Fehl und Tadel zu vermeiden. Währenddessen hatten Bauhofmitarbeiter und Mitglieder der Feuerwehr vor dem Rathaus »18 Meter Glückwunsch« aufgerichtet, weithin sichtbar, dass hier demnächst ein Amtswechsel ansteht.
Die unterlegene Kandidatin zeigte sich als faire Verliererin. »Man muss mit allem rechnen«, lautete ihr kurzer Kommentar und nur wenige Minuten später sang sie in den Reihen des Gesangvereins, um sich den Glückwünschen für Richard Weith anzuschließen.
Das Wahlergebnis der Bürgermeisterwahl 2017
Wahlbeteiligung: 76,24 Prozent
Wahlberechtigte: 2.083
Wähler: 1588
Ungültige Stimmen: 7
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Richard Weith | Dominika Hättig | Aleksandar Jotov |
1034Stimmen | 531Stimmen | 14Stimmen |
65,40 Prozent | 33,59 Prozent | 0,89 Prozent |
Zwei Wähler gaben ihre Stimmen dem amtierenden Bürgermeister Siegfried Huber.