Drei Kandidaten haben sich um das Amt des Bürgermeisters von Oberharmersbach beworben. Die »Schwarzwälder Post« will ihren Lesern die Möglichkeit geben, die Bewerber besser kennenzulernen. An Allen drei Kandidaten haben wir einen gleichlautenden Fragenkatalog verschickt. Hier nun die Antworten von Dipolm-Verwaltungswirtin Dominika Hättig.



Fragen zu Ihrer Kandidatur
Wann haben Sie sich dazu entschlossen, in Oberharmersbach für das Bürgermeisteramt zu kandidieren? Und warum?
Nachdem der amtierende Bürgermeister Siegfried Huber seinen Amtsverzicht erklärt hatte, machte ich mir vermehrt Gedanken um eine eigene Kandidatur. Der endgültige Entschluss fiel Ende April und ich begann den Wahlkampf zu planen. Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt um mit meinen Ideen Oberharmersbach voranzubringen. Als Hauptamtsleiterin und Ratsschreiberin bringe ich langjährige Erfahrung mit, brauche kaum Einarbeitungszeit, da ich in viele Themen bereits Einsicht habe und besitze genügend Idealismus, um auch schwierige Situationen zu meistern. Da meine Tochter aus dem Haus ist, bin ich ungebunden und kann mich voll und ganz dem Amt widmen.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen. Wofür möchten Sie besonders viel Zeit investieren?
Ich habe fünf Kernthemen, die mir besonders am Herzen liegen. Die Familienfreundlichkeit der Gemeinde, die Stärkung des Tourismus, den umfassenden Breitbandausbau, die tragbare Sanierung der Gemeindestraßen und ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Wohnraumkonzept. Alle Themen hängen zusammen so wie das Uhrwerk einer Kuckucksuhr. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Familienfreundlichkeit, der Punkt Tourismus sowie der Breitbandausbau die zeitintensivsten Themen darstellen werden.
Fragen allgemein
Wie werten Sie das Ergebnis der Bundestagswahlen?
Das Ergebnis der Bundestagswahl stellt einen Einschnitt im politischen Alltag dar. Die Große Koalition wurde mit Verlusten um 15 Prozent massiver abgestraft, als die meisten dachten. Der Wiedereinzug der FDP, gerade in dieser Höhe, hat mich nur leicht überrascht. Ich begrüße den Weg zu einer Jamaika-Koalition, politische Positionen lassen sich nur durch politische Auseinandersetzung festigen. Der Einzug der Afd lässt einen neuen parlamentarischen Alltag erwarten. Die Auseinandersetzung mit ihr und den Problemen und Anliegen ihrer Wählerschaft wird die anderen Parteien besonders beschäftigen.
Blick in die Welt: Welche Ereignisse und Themen in der Weltpolitik beobachten Sie besonders und warum?
Natürlich fällt mein Blick in die Welt zuerst auf den US-Präsidenten Trump und den Nordkoreakonflikt. Mich schockiert die Verrohung im diplomatischen Umgangston, vor allem seitens der Amerikaner. Aber auch den Syrienkrieg und den Konflikt im Irak beobachte ich mit großer Sorge, gerade wegen den Auswirkungen auf europäische und deutsche Politik.
Wie sehen Sie das E-Auto? Welche Fortbewegungsmittel sehen Sie in Zukunft?
Das E-Auto ist der PKW der Zukunft, allein weil fossile Brennstoffe zur Neige gehen werden. Dennoch wird der Weg dahin, bis vor allem die benötigte Infrastruktur flächendeckend ausgebaut ist, noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ein deutscher Physiker hat berechnet, dass statistisch gesehen das Aus für Verbrennungsmotoren 2026 kommt. Ich denke, dass diese Jahreszahl überschritten werden wird.
Fragen zu Oberharmersbach
Die Finanzlage der Gemeinde ist angespannt. Es stehen aber auch große Aufgaben bevor. Wie ist der Spagat zwischen Schuldenabbau und Investitionen zu schaffen?
Durch gezielte und geschickte Verteilung der Mittel und die Beantragung von Fördergeldern. Das neue Feuerwehrhaus, welches dringend notwendig ist und die anstehende Sanierung des Rathauses lassen keine großen Spielräume zu. Es ist notwendig genau hinzuschauen und in Absprache mit Verwaltung und Gemeinderat eine Liste festzulegen, welche Maßnahmen durchgeführt werden und welche warten müssen. Durch die steigende Zahl an Aufgaben kein leichtes Unterfangen für eine strukturschwache Gemeinde wie Oberharmersbach. Für mich stellt dies die größte Herausforderung dar.
Die Diskussion zwischen den politischen Lagern im Oberharmersbacher Gemeinderat ist lauter geworden. Wie empfinden Sie sie? Als produktive Streitkultur oder kontraproduktive, starre Standpunkt-Politik?
Als lähmend. Die Mitglieder des Gemeinderats wurden von den Bürgern gewählt um ihre Interessen zu vertreten. Jedes einzelne Ratsmitglied hat einen Wahlauftrag und in einer Gemeinde mit 2.500 Einwohnern sollte die Zugehörigkeit zu einer Partei oder Gruppierung keine Rolle spielen. Es steht außer Frage, dass politische Netzwerke genutzt werden können, dennoch sollte immer das Wohl der Gemeinde im Vordergrund stehen.
Meinungs-, Konsens-, Lösungsfindung… Welche Werte sind Ihnen wichtig, bei Ihrer Arbeit in und mit der Verwaltung und den Gemeindegremien?
Ich stehe für eine ehrliche und gerechte Gemeindepolitik, d.h. Transparenz, Kommunikation und die Zusammenarbeit mit Verwaltung, Gemeinderat, Vereinen und sonstigen Entscheidungsträgern sind für mich eine Selbstverständlichkeit. Gut organisiertes Handeln gepaart mit Kompetenz und einem respekt- und vertrauensvollen Umgang ermöglichen eine lösungsorientierte und effektive Abwicklung von Aufgaben und Projekten.
Windkraft und Wolf im Schwarzwald. Zwei Themen, die diskutiert werden. Ihre Standpunkte?
Das Vorantreiben und die Entwicklung alternativer Energien sind im Zeitalter schwindender Ressourcen notwendig. Ich halte jedoch nichts von Energieformen, die auf der einen Seite umweltfreundlichen Strom erzeugen, auf der anderen Seite drastische Eingriffe in die Natur vornehmen und nicht absehbare Auswirkungen bspw. auf die Wasserquellen haben können.
Was den Wolf angeht, so kann ich nur sagen, informieren Sie sich auf der Homepage des Naturschutzbundes Deutschland.
Landwirtschaft und Tourismus sind für und in Oberharmersbach sehr wichtig. Wie sehen Sie deren aktuelle Lage? Wohin möchten Sie, dass die Reise geht?
Gäbe es die Offenhaltung der Landwirtschaft nicht, hätten wir keine solch schönen Aussichtspunkte. Wie bereits erwähnt, alles hängt zusammen. Die Unterstützung der Landwirte und die Erstellung eines Tourismuskonzepts sind für mich zwingend um zu gewährleisten, dass Oberharmersbach auch in Zukunft als beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel bestehen kann.
Wie möchten sie Oberharmersbachs Attraktivität für junge Familien stärken?
Durch die Gewährleistung einer umfangreichen und qualitativ hochwertigen Betreuung von Kindern und Jugendlichen, die Aktivierung einer generationsübergreifenden ärztlichen Versorgung, den Breitbandausbau und nicht zuletzt durch die Schaffung von Wohnraum und Bauplätzen. Ich würde gerne ein jährliches Familienforum durchführen, um an der Basis die Anliegen von Jung und Alt zu sammeln und weiterzuentwickeln.
Was sind Ihrer Meinung nach Fragen, die die Kinder, Jugendlichen und Schüler von heute morgen an die kommunale Politik stellen werden? Und wie möchten Sie sie heute schon beantworten?
Um die Meinung der jungen Generationen zu erfahren, habe ich extra eine Umfrage erstellt. Als Zwischenergebnis kann ich bereits festhalten, dass Breitbandausbau, eine digitale Gemeinde und Transparenz besonders wichtig sind. Auf meiner Webseite www.dominika-haettig.de befindet sich für alle Interessierten der Link.
In Oberharmersbach selbst- bestimmt bis ins hohe Alter leben: Nahversorgung, Hilfe und Pflege vor Ort. Welche Rahmenbedingungen sind wichtig und wie möchten Sie diese erhalten oder sogar ausbauen?
Mit der Gründung des Sozialen Netzwerks im Jahre 2011 wurde eine gut funktionierende Basis geschaffen für die Hilfe und Pflege vor Ort. Es fehlt jedoch die Möglichkeit des betreuten Wohnens. Dies ist in Angriff zu nehmen. Was den Einzelhandel angeht, so sind auch einer Kommune Grenzen gesetzt. Wir haben hier keine direkte Möglichkeit einzugreifen, können jedoch dafür sorgen, dass die Gemeinde im Ganzen attraktiv und damit die Kaufkraft am Ort bleibt. Jeder sollte so gut wie möglich das örtliche Angebot nutzen und wertschätzen.
Kultur und gesellschaftliches Miteinander werden – neben der Familie und den Schulen – auch in Vereinen gelernt und gelebt. Wie unterstützen Sie das Vereinswesen?
Zum einen, in dem ich im Gesangverein Frohsinn singe, also selbst Teil dieses Vereinswesens bin, zum anderen durch die Förderung der Vereinsinteressen, so wie es bisher bereits gehandhabt wurde.
Oft machen die kleinen Dinge das Leben so richtig schön. Haben Sie schon eine besondere Idee, die Sie hier für Oberharmersbach verwirklichen wollen?
Im Falle meiner Wahl wird es möglich sein, dass das Bürgerbüro an einem Tag der Woche von morgens bis abends, d.h. 12 Stunden durchgängig erreichbar sein wird.
Schlussfrage
Sie haben sich um das Bürgermeisteramt in Oberharmersbach beworben? Wie sehen Sie die Gemeinde in acht Jahren nach ihrer ersten Amtsperiode?
Oberharmersbach ist meine Heimat, welche ich mit einer gesunden Mischung aus Tradition und Moderne in die Zukunft führen möchte. Alle Generationen, von Jung bis Alt, sollen sich hier wohlfühlen und das Leben hier auf dem Land als lebenswert empfinden.
Steckbrief/Persönliches:
Alter und Familienstand?
49 Jahre, geschieden
Schule und Berufsausbildung?
Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Offenburg, Dipl.-Verwaltungswirtin (FH)
Hobbys?
Lesen, Nähen, Singen, Flohmärkte
Ihre Lieblingsspeise?
Specksalat mit Kartoffeln und Quark
Ihr Lieblingsgetränk?
Tee
Ihre Lieblingslektüre?
Viele
Ihr liebstes Reiseziel?
Nordseeinsel Wangerooge
Welcher Persönlichkeit möchten Sie in Ihrem Leben gerne einmal begegnen?
Dem Dalai Lama
Wenn Sie 24 Stunden geschenkt bekommen, wie würden Sie diese Zeit verbringen?
Daheim