Wenn die Pfarrgemeinde »St. Gallus« Oberharmersbach ihr Patrozinium mit der »Gallenkilwi« feiert, soll in der Pfarrkirche auch wieder der Festgottesdienst abgehalten werden. Der Stand der Sanierungs- und Umbauarbeiten stimmt zuversichtlich.
Stellenweise sieht es in der Pfarrkirche immer noch nach Baustelle aus. Im großen Schaltschrank in der Sakristei hat der vor Wochen noch schier unübersichtliche Kabelwirrwarr eine bestechende Ordnung mit Schaltern und Lämpchen gefunden, die Sakristei erhält derzeit einen neuen Anstrich. Kurzfristig wurde die größte Arbeitsaktivität in die ehemalige Schule Riersbach verlagert. Während die größeren Figuren an den Säulen des riesigen Kirchenschiffes immer noch verhüllt sind, stehen oder liegen hier die Figuren der Apsis sowie die Altarflügel, die künftig an den Seitenwänden im Chor ihren Platz finden sollen.
Es sieht nach Arbeit aus, nach viel Arbeit. Zuerst ist eine gründliche Reinigung der Schnitzereien erforderlich. Staub hat sich hier seit 1988/1990 angesammelt. Damals wurden die Reste der 1968/69 kahl sanierten Pfarrkirche vom Speicher des Pfarrhauses geholt, um sie an ihren angestammten Platz zurückzubringen. Ursula Fuggis, Vergolder- und Fassmalermeisterin, ist als Restauratorin mit diesen Arbeiten beauftragt. Ihr Vater Helmut Fuggis geht ihr tatkräftig zur Hand. Sorgfältig führt der Seniorchef die feine Düse des Staubsaugers über die Fläche und lässt keine Windung oder Vertiefung aus. Dort, wo die Reinigung erfolgt, kommen die Farben weit besser zur Geltung. Allerdings werden so auch die »Sünden« der Vergangenheit deutlich. Die ehemals goldenen Flächen an den Altarflügeln weisen stellenweise deutliche, schwarze Flecken auf. »Da hat man nicht mit der Originalfarbe ausgebessert, sondern mit Bronze überstrichen«, deutet sie auf die Mängel. Da müsste man den ganzen Belag entfernen und von Grund auf neu malen.
Mit der gebotenen Sorgfalt geht die Restauratorin zu Werke. Nach der Entfernung des Staubes werden kleine Schadstellen retuschiert. »Das Denkmalamt setzt hier strenge Maßstäbe« weiß Ursula Fuggis um die Vorgaben. Die versierte Restauratorin orientiert sich am Farbaufbau, wie er hier im neugotischen Stil des 19. Jahrhunderts auf Kreidegrund üblich war. Die naturgebundenen Farben, »tempera kasein« genannt, mischt sie bei Bedarf selbst, um den ursprünglichen Ausdruck zu erhalten. Figur um Figur richtet sie her, um sie für den Wiedereinzug in die Pfarrkirche »St. Gallus« vorzubereiten. Es wird aber noch einige Tage dauern, bis der Umzug vollständig möglich ist.