Die Digitalisierung kommt auch im Handwerk voran. Seit einiger Zeit arbeitet die Oberharmersbacher Firma »Rombach Bauholz und Abbund GmbH« eng mit der Dualen Hochschule Mannheim in einem Forschungsprojekt zusammen, das beim 5. Treffen der Firma mit ihren Vertriebspartnern aus ganz Europa vorgestellt wurde.
Dünn wie eine Folie, nur wenige Quadratzentimeter groß, aber durchaus »auskunftsfreudig«: Insgesamt 18 dieser unscheinbar wirkenden Sensoren sind auf und in einem Musterstück des »Nur-Holz-Massivholzhauses« verteilt. Prof. Dr. Harald Kornmayer, promovierter Physiker und Professor für Informatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim, leitet seit einem Jahr das von der »Baden-Württemberg Stiftung« geförderte Projekt.
»Wir können jetzt in die Wand hineinschauen« erklärt Harald Kornmayer den Zuhörern. Würden die Sensoren mit einem speziellen Lesegerät angesteuert, lieferten diese dann die gewünschten Informationen. So könnten beispielsweise Feuchtigkeit, Druck, Temperatur, Spannung und Abstand gemessen werden. Natürlich habe man bisher auch schon Wände verkabeln können, um Daten zu gewinnen. »Aber das war zu teuer und zu umständlich«, unterstreicht er mit beiden Händen, um die bisher dafür erforderliche Größe der Sensoren anzudeuten.
Optimierung von Planung und Produktion
Ein »soziales Netzwerk« – bestehend aus Vertriebspartnern, Architekten, Produzenten – stellt Daten für die Optimierung von Planung und Produktion bereit. Mit diesen Daten und den Daten aus den Sensoren wird langfristig die Nachhaltigkeit der Holzhäuser gewährleistet. Das Projekt erweitert die von der Bundesregierung angestoßene Initiative »Industrie 4.0« auch für das mittelständische Handwerk. Information, Kommunikation und Produktion werden verzahnt.
Mit der Firma Rombach habe man einen idealen Partner als »Prototyp« gefunden, begründet Harald Kornmayer die Auswahl der Firma. Sie expandiere und sei europaweit sowie in Japan vertreten. Das Reservoir an anders gearteten Herausforderungen sei also breit gefächert. So ergäben sich, je nach Klimazone, ganz unterschiedliche Anforderungen.
Qualität der Massivholzhäuser ständig verbessern
»Ein Haus in der Nähe des Nordkaps muss andere Voraussetzungen erfüllen als eines in Sizilien«, weiß Firmenchef Rolf Rombach. Hier erfahre man eben mit Daten aus den Wänden, wie das »Nur-Holz-Haus« jeweils reagiere. Auch hier in der Region sei man in kleinerem Maßstab gefordert. »Nord- und Südwand verhalten sich auch ganz unterschiedlich« ergänzt der Mannheimer Professor. Die aus den Sensoren gewonnenen Daten sollen in Zukunft die Qualität der Massivholzhäuser ständig verbessern.
»Wir stehen mit unserer Forschung erst am Anfang«, sieht Harald Kornmayer die bisherigen Ergebnisse realistisch, aber durchaus ermutigend und zukunftsträchtig. »AQUASI« (Automatisierte Qualitätssicherung) verspricht für ihn in diesem konkret vorgestellten Projekt durchaus richtungsweisende Ergebnisse. Prof. Harald Kornmayer will mit seinen Mitarbeitern an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim und in Zusammenarbeit mit der Firma Rombach ausschlaggebende und auch für andere Sparten nützliche Ergebnisse entwickeln. Sollten diese Sensoren zur Marktreife gelangen, so kann jeder Kunde selbst entscheiden, ob er diese in seiner Wand eingebaut haben möchte.
Die rund 100 Vertriebspartner aus der Bundesrepublik Deutschland und dem europäischen Ausland erfuhren nicht nur Neues aus dem Hause Rombach, das in den letzten Monaten die Produktionsfläche um eine Halle, unter anderem für eine große Schleifmaschine, erweitert hat. Die Referenten des Tages informierten auch über den Stand des Vertriebs und neue bauphysikalische Anforderungen. Abends war die Tagungsgesellschaft zusammen mit den Handwerkern und den rund 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Richtfest der jüngst fertig gestellten Halle eingeladen.