Naturnahe Wege, tolle Aussichtspunkte, überraschende Gestaltungselemente und Schwarzwälder Bauernvesper – bald ist es soweit: Am 7. Mai findet in Oberharmersbach die Eröffnung des Premiumwanderwegs »Harmersbacher Vesperweg« statt.
An der Reichstalhalle unten im Dorf geht es los. Über den Reichstalpfad wird ein Stück weiter ins Tal hinein gewandert, um dann hügelwärts rechts zum Danisenhof abzubiegen. »Wenn der Hofladen geöffnet hat, kann man sich hier sein Wandervesper einkaufen«, schlägt Jill Löffler vor.
Die Leiterin der Tourist-Info hat sich mit ihrer Chefin, Oberharmersbachs Ratschreiberin Dominika Hättig, die Wanderschuhe angezogen: um den neuen Wanderweg als künftig weitere Attraktion des Ortes zu begutachten. Der ist tourismusabhängig: »Urlaub auf dem Bauernhof, Mountainbiken und das Wandern – das sind unsere Stärken, die wir herausarbeiten müssen«, erläutert Dominika Hättig, »und dazu gehört, dass man ab und zu neue Dinge erschließt.«
»Verbunden mit dem, was wir auch haben – nämlich eine sehr, sehr gute Gastronomie – sind wir auf die Idee mit dem Vesperweg gekommen«, ergänzt ihre Kollegin. Erste Gedanken hierzu gab es bereits 2012. Richtig an den Start ging das Projekt dann 2015 – unter der engagierten Regie von Julia Laifer, der Interims-Leiterin der Tourist-Info, bis Jill Löffler Anfang dieses Jahres aus ihrem Erziehungsurlaub an ihren früheren Arbeitsplatz zurückkehrte.
Mottogemäß zieren denn auch ein überdimensionales Vesperbrett und ein ebensolcher Krug die erste Rastgelegenheit gleich neben dem Danisenhof, holen ein Staunen und ein Schmunzeln in das Gesicht des Betrachters. Und wecken Vorfreude auf die Einkehrmöglichkeiten, die es sowohl an der Strecke als auch am Ende des gut 14 Kilometer langen Rundweges gibt, der einen Gesamtanstieg von 796 Metern aufweist.
Ebenso einfallsreich umgesetzt ist das Vesperthema bei den anderen gestalterischen Elementen entlang des Premiumweges. Wobei das Dorf das Glück hat, auf ein ganz besonderes Bauhofteam zählen zu können. Denn dem gehört der Kettensägekünstler Stefan Lehmann an, und der wird von seinen drei KollegInnen mit Feuereifer bei der Entwicklung und Gestaltung seiner kreativen Holzideen unterstützt. »Su-per-geil« findet Jill Löffler dieses Team, »wir sind da wirklich gesegnet.«
Humor und Liebe zum Detail
Wie sehr, kann der Wanderer beispielsweise oberhalb des Hubhofes in Augenschein nehmen. Hier, wo man einen wundervollen Blick hinunter auf Oberharmersbach, Zell und zur Burg Hohen Geroldseck hin hat, hier liegt ein 30 Meter langer Baumstammriese. Aus dem haben Stefan Lehmann und seine Mannen Tischplatten und unterschiedlichste Sitzgelegenheiten herausgearbeitet. Selbstredend probieren die beiden Tourismusfrauen diese aus – und stellen überrascht fest: »Richtig bequem, super gemütlich.«
An einem anderen der abwechslungsreichen Aussichtspunkte wird es augenzwinkernd »hock mol uff de Arsch no« heißen. Passend dazu eine Sitzgruppe, die nackte Hinterteile mit heruntergelassenen Hosen darstellt – ein Anblick, der durchaus schallendes Gelächter zu provozieren vermag. Daneben ein weit mehr als mannshohes Messer, in dem Gabeln stecken. Dieser Schalk in Verbindung mit der Liebe zum Detail ist es, der sich auch an weiteren fantastisch »aussichtsreichen« Raststellen zeigt. Wie dem garantiert einzigartigen »Schmusehisli« beispielsweise.
Das hat seinen Platz am Weg hinauf zum Harkhof gefunden, vorsichtig per Hänger und Radlader und ein wenig Herzklopfen verfrachtet. Ursprünglich sollte statt des Schmusehislis ein aufklappbarer Strandkorb entstehen. Aber weil die Sache mit dem Gelenk zu schwierig geworden wäre, hat das Bauhofteam kurzerhand eine Liegebank mit einem Häuschen umbaut – samt Herzchen in den Fensterläden und Vorhängen, die Stefan Lehmanns über 80-jährige Schwiegermama genäht hat.
Für großen Ah- und Oh-Effekt sorgen außerdem ein Vesper-Tischchen und eine Sitzbank, die sich jeweils von den Außenwänden herunterklappen lassen. So kann man es sich schmecken lassen, umhüllt von Wald- und Wiesenduft, von Vogelgezwitscher. Was – stellvertretend für alle zukünftigen Gäste – das Bauhofteam denn auch gleich tut. Denn die beiden Touristikfrauen haben zu einem zünftigen Vesper eingeladen, »als kleines Dankeschön für eure tolle Arbeit.« Die hat beispielsweise auch hölzerne Spiele im Riesenformat entstehen lassen, die bei Jung und Alt für Spaß sorgen werden.
Vielzahl an Kriterien
Diese und weitere Überraschungen wären allerdings noch lange kein Garant dafür, dass der Wanderweg vom Deutschen Wanderinstitut das Prädikat »Premium« erhält. Hierfür müssen vielmehr bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Neben der Schönheit einer möglichst abwechslungsreichen Landschaft gehört beispielsweise dazu, dass der Weg naturnah ist, also über möglichst wenig geteerte Streckenanteile verfügt. »Schöne kleine Wege sollen es sein, gerne auch trampelpfadmäßig«, erklärt Jill Löffler. Doch ohne das Einverständnis der jeweiligen Grundstückseigentümer wäre ein solches Unterfangen nicht zu verwirklichen. Die 35-Jährige betont daher: »Wir sind sehr, sehr glücklich, dass wir diese Route hier gefunden haben und man hier durchlaufen darf.«
Ein weiteres Kriterium stellt eine gute Ausschilderung dar. Nicht nur an Abzweigungen, sondern immer wieder auch zwischendurch muss es eine genügende Zahl an »Beruhigungszeichen« geben, um dem Wanderer zu versichern, nach wie vor auf dem richtigen Weg zu sein. Mit Argusaugen sind die beiden Tourismusfrauen daher unterwegs und prüfen, wo noch etwas ergänzt werden muss, bevor der Sachverständige des Deutschen Wanderinstituts den »Harmersbacher Vesperweg« ablaufen und per Punktevergabe zertifizieren wird.
Die Zielgruppe für das vom Naturpark Schwarzwald Mitte-Nord geförderte Projekt sieht Jill Löffler breit gestreut. Das können »Genießer und ein bisschen anspruchsvollere Wanderer« sein, aber auch jüngere Leute, ab 25 Jahren aufwärts. »Und der Weg ist bestimmt auch etwas für Familien mit Kindern, so etwa ab acht Jahren«, versichert die Mutter eines kleinen Sohnes, »denn man kann ja auch Teilstücke laufen, zum Beispiel bei jeder der mit dem Auto anfahrbaren Vesperstuben einsteigen.«
Offiziell eröffnet wird der Premium-Wanderweg am 7. Mai ab 10.30 Uhr. Mit einem Programm, das nicht nur für Augen und Gaumen Vielfältiges bietet, sondern das mit musikalischen Darbietungen an verschiedenen Stationen entlang des Weges auch die Ohren anspricht. »Die Eröffnung findet im Rahmen des Schwarzwald-Wanderopenings statt«, so Jill Löffler, »das heißt, an diesem Tag gibt es im Schwarzwald ganz viele Veranstaltungen – aber die in Oberharmersbach wird natürlich die tollste«, lächelt sie ihr breitestes Lächeln.
Noch mehr Informationen gibt es unter E-Mail tourist-info@oberharmersbach.net, Telefon 07837/ 277.