Lösung: Unser Bild zeigt das Kriegerdenkmal auf dem Oberharmersbacher Friedhof in den 1950-er Jahren. Es wurde 1921 von der »dankbaren Gemeinde« errichtet zur Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges, den die Gemeinde damals vor dem Hintergrund »vaterländischer Gesinnung« und des nachhaltig eingetrichterten obrigkeitsstaatlichen Denkens mit insgesamt acht Kriegsanleihen (die letzte wurde im April 1918 gezeichnet) in Höhe 650.000 Mark unterstützt hatte. Der Wald gab’s her.
Jetzt wurden hier auf Tafeln die 76 Namen der Gefallenen eingraviert, zusätzlich acht Vermisste. Nicht erwähnt sind die 20 Kriegerwitwen mit ihren 47 unmündigen Kindern und 25 Eltern, die um einen oder mehrere ihrer Söhne trauerten.
Dieser »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«, wie der US-amerikanische Diplomat George F. Kennan einmal den Ersten Weltkrieg charakterisierte, sollte eine weit schlimmere folgen. Der Blutzoll des Zweiten Weltkrieges war auch für Oberharmersbach weit höher. Letztendlich wurden 110 Gefallene und 66 Vermisste registriert (die Zahlen hatte man in der unmittelbaren Nachkriegszeit immer wieder geringfügig korrigiert, weil heimkehrende Soldaten die traurige Gewissheit über den einen oder anderen bis dahin vermissten Oberharmersbacher überbrachten).
Auf Tafeln an den Seitenwänden des Denkmals wurden jetzt die Namen der Toten eingraviert. Die Tumba wurde entfernt und dort auf liegenden Tafeln die Namen der Vermissten festgehalten. Da jetzt kein Platz mehr ist, bleibt zu hoffen, dass die Mahnung dieser Toten eine weitere Katastrophe verhindert…
Das Bild ist auch ein Dokument des damaligen Friedhofs mit den zum Teil monumentalen Grabsteinen mancher Familien oder verdienter Bürger, während ansonsten damals noch überwiegend schlichte Holzkreuze die Gräber zierten.