Lösung: Dieses Bild zeigt das Gebäude der letzten Brauerei in Oberharmersbach. Richard Armbruster erhielt 1863 die Konzession, selbst gebrautes Bier auszuschenken. August Schmider, der den Beruf des Bierbrauers erlernt hatte, erwarb 1870 die Bierwirtschaft mit weiteren Liegenschaften von Richard Armbruster. Die Konzession des Vorgängers wurde auf ihn übertragen. Auf ihn geht auch die Namensgebung »Augustiner Bräustüble« zurück. 1912 folgte Augustin Dürrholder (daher die Bezeichnung der Wirtschaft im Volksmund »’s Dürrholders«). Ihm folgte 1952 August Schmider. Dessen Sohn August führte die Gaststätte bis 1976, dann ging sie in den Besitz des benachbarten Bärenwirts über.
Neben der Dorfbäckerei Nock befand sich das Brauhaus. August Schmider sen. erweiterte in den 1950-er Jahren die Brauerei um einen Gär- und Kühlkeller (im Bild rechts; die Bretter zeigen die Stelle, an der man die Gärtanks in den Keller gebracht hatte). Jede Woche, im Winter alle 14 Tage, war samstags Abfülltag (musste aufgrund der großen Nachfrage zusätzlich auch wochentags abgefüllt werden, holte damals August Schmider sen. »Verstärkung« aus der nahe gelegenen Schule und fand dort zum Einen ein offenes und verständnisvolles Ohr bei den Lehrern, zum Anderen bereitwillige und hoch motivierte Helfer).
Alles lief über Handarbeit, von der Entnahme der Flaschen – es gab 0,5 und 0,7 Liter-Flaschen mit dem üblichen Bügelverschluss – aus der damals noch gebräuchlichen Holzkiste zum »Einweichen« und Reinigen über das Einstellen in die Abfüllanlage bis hin zum Einlegen in die Etikettier-Vorrichtung und die Bestückung der Kisten. Das Bier wurde im »Augustiner-Bräustüble« ausgeschenkt, ferner wurden einige Flaschenbierhandlungen und natürlich Haushalte beliefert. Für viele gehörte es zum täglichen Gang, Bier mit einem Krug direkt vom Zapfhahn im »Bräustüble« zu holen.
Zuletzt betrug der jährliche Bier-Ausstoß der »Augustiner-Brauerei« 1.350 Hektoliter (zum Vergleich: die weltgrößte Brauerei-Verbund »Anheuser-Busch InBev NV/SA Belgien« hatte 2015 409,9 Millionen Hektoliter produziert, der größte deutsche Verbund, die »Radeberger-Gruppe« 11,8 Millionen Hektoliter). Immerhin, statistsch gesehen standen schon damals für jeden erwachsenen Oberharmersbacher, männlich wie weiblich, im Jahr rund 100 Liter »Augustiner Bräu« zur Verfügung.
Im Mai 1968 lief die Abfüllanlage zum letzten Mal. Die Gärtanks wurden anschließend ausgebaut, ein Teil des Inventars an das Museum der Brauerei »Mutzig« im Elsass verkauft. Im frei gewordenen Keller existierte für etliche Monate ein diskoähnlicher »Jugendkeller« (als Tresen diente ein Teil des ehemaligen »Josefsaltars« aus der damals kahlsanierten Pfarrkirche), ehe Vandalismus diesem halblegalen, streckenweise aber durchaus erfolgreichen jugendlichen »Unternehmertum« ein jähes Ende setzte. Die Bäckerei Nock erwarb 1985 das Areal, ließ das Industriedenkmal später abreißen und nutzte die Fläche Ende der 1980-er Jahre zur Erweiterung der Backstube.