Am 28. August ist Viktoria Lehmann nach Mosambik geflogen. Der südostafrikanische Staat gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt und hat eine Analphabetenrate von über 50 Prozent. Viktoria Lehmann, die im Juni ihr Abitur am Marta-Schanzenbach-Gymnasium abgelegt hat, unterrichtet an einem Schulzentrum des Ordens der heiligen Maria Magdalena Postel in Metarica im Norden des Landes. Für die »Schwarzwälder Post« berichtet die junge Oberharmersbacherin über die Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen in ihrem Freiwilligenjahr.
»Am 11. Dezember begaben wir Freiwilligen uns auf den Weg nach Tansania. Doch wider den Aussagen vieler Mosambikaner fanden wir keine Fähre oder zumindest eine kleine Brücke an unserem Grenzübergang vor. So hieß es Rucksack aufsetzen und los ging unser Fußmarsch durch das ca. 1,5 km lange ausgetrocknete Flussbett des Rovuma Flusses. Bei stärkster Mittagshitze trotteten wir also langsam los, doch immer auf der Hut keinem Krokodil zu begegnen. Als dann auch noch eine meiner Mitfreiwilligen plötzlich los schrie, dass sie eines gesehen hätte, hatten wir alle erst einmal ziemlich Herzklopfen. Doch glücklicherweise war es ein Fehlalarm und wir kamen sicher und unversehrt auf tansanischer Seite an.
Unser großes Ziel war dann Sansibar. Die Insel ist bekannt für ihre wundervollen Gewürze, traumhaften Strände und das türkisblaue Wasser. Ein kleiner Ausflug auf die Prison Island begeisterte uns sehr, da wir dort die angesiedelten Riesenschildkröten bestaunen, füttern und anfassen durften. Die Älteste war 159 Jahre alt. Nachdem wir also von den Tieren so fasziniert waren, stand eine kleine Schnorchelrunde auf dem Plan. Auch die Unterwasserwelt hatte einiges an Korallenriffen und bunten Fischen zu bieten.
Da wir nicht nur die bekannte Altstadt Stone Town besuchen wollten, verbrachten wir einige Tage im Süden der Insel, wo wir eines Morgens um 5 Uhr aufstanden, um mit Delfinen zu schwimmen. Mit einem kleinen Fischerboot fuhren wir hinaus aufs Meer und wann immer einer von uns einen Delfin sichtete hieß es »jump« und wir sprangen, ausgerüstet mit Taucherbrille und Flossen aus dem Boot und den Delfinen hinter her. Das erste Mal waren wir ihnen so nahe, dass wir sie um ein Haar hätten anfassen können. Völlig geflasht kehrten wir dann nach ungefähr einer Stunde wieder zurück an Land.
Da es um die Weihnachtszeit war, hofften wir auf ein wenig Weihnachtsstimmung. Doch bis auf einen kleinen Tannenbaum auf dem Rezeptionstisch unseres Hotels war weit und breit nichts zu finden. Bedenkt man jedoch, dass auf Sansibar hauptsächlich Muslime wohnen, ist dies verständlich und so feierten wir einfach unser kleines, privates Weihnachtsfest auf der Dachterrasse unseres Hotels.
Einige Tage später beschlossen wir dann mit dem Zug von Dar el Salaam einmal das Land zu durchqueren, um an den Malawisee zu gelangen. Statt wie geplant um 13.30 Uhr abzufahren, hatte der Zug natürlich erst einmal sechs Stunden Verspätung. Als wir abends endlich losfuhren, hatten wir leider keine Chance mehr, ein paar Wildtiere des Selous-Nationalparks zu sehen, da es zu dunkel war.
Dennoch erstreckte sich am nächsten Morgen eine atemberaubende Landschaft vor unseren Augen. Nach fünfundzwanzig Stunden Fahrt mit durchweg 20 km/h hatten wir unsere Haltestelle erreicht. Von dort aus fuhren wir mit Kleinbusen nach Matema Beach, wo wir Silvester verbrachten. Umgeben von märchenhaften Bergen, Palmen und dem Malawisee feierten wir bei angenehm warmen Temperaturen mit einigen anderen Deutschen den Start ins neue Jahr.«