Lösung: Unser Bild wurde Mitte der 1950er-Jahre aufgenommen (im heutigen Küblerweg 4, damalige Anschrift: Dorf 31a). Die Sternsinger gehörten seit Anfang der 1950-er Jahre zum Bild der Weihnachtszeit. Zwei Gruppen der größeren Ministranten zogen damals, ausgerüstet mit Stern, Weihrauchfass und Schiffchen, von Haus zu Haus und Hof zu Hof, um für Bedürftige zu sammeln. Das einsetzende Wirtschaftswunder förderte die Spendenbereitschaft und so kamen bei diesen Haussammlungen durchaus stattliche Beträge zusammen.
Die Freigebigkeit und Hilfsbereitschaft der Oberharmersbacher Familien war die eine Seite, die nicht minder große Gastfreundschaft eine andere. Die damals noch durchaus schneereichen Winter erschwerten oftmals das Fortkommen der Sternsinger-Gruppen. Das mühsame Stapfen durch den tiefen Schnee machte hungrig und die durchgefrorenen Ministranten nahmen daher dankbar die Einladung in eine warme Stube an, um sich mit einem reichhaltigen Vesper für den weiteren Weg zu rüsten. Und da ein richtiges Vesper ohne Glas Most nur halb so gut mundete (eventuell verbunden mit einem vermeintlich wärmenden Schnaps), waren die weiteren Stunden des Tages ziemlich alternativlos vorgezeichnet.
Beim nächsten Hof wiederholte sich die Zeremonie (»Was, ihr hänn do donne schu ebbis gesse, donn kenner ner des au bi uns. Do, no g’hockt word…«). Die Zeit schritt voran, die Nacht brach herein, die Sternsinger hatten ihr Tagesziel noch immer nicht erreicht. Und schließlich folgten sie keineswegs wie ihre biblischen Vorbilder dem Stern von Bethlehem, sondern mitunter ganz anderen Sternchen.
Es kam, wie es kommen musste. Als die müde Truppe im Januar 1958 einmal erst gegen halb elf Uhr abends beim üblichen Ausgangspunkt im damaligen Schwesternhaus eingetrudelt war und tags darauf nochmals eine Stunde später ihr Sammlungsergebnis abgeliefert hatte, war nicht nur beim damaligen Pfarrherr Franz Forner, um beim Thema zu bleiben, das Fass über gelaufen. Wegen dieser keinesfalls beabsichtigten Begleiterscheinungen stoppte er für jetzt und die künftigen Jahre die Sammelaktion und von den Oberharmersbacher Sternsingern blieb nicht mal eine (Stern-)Schnuppe übrig.
Seit 1993 sind die Sternsinger wieder unterwegs. In Begleitung von Erwachsenen beleben Kinder die Tradition des »Dreiköngssingens« und sammeln wieder für Bedürftige – tagsüber.