Bei Bilderbuchwetter feierten die Oberharmersbacher Bevölkerung und zahlreiche Gäste in gewohnt traditioneller Weise am Sonntag das Namensfest ihres Kirchenpatrons St. Gallus. Welche große Bedeutung dieser Tag im Jahreskreislauf der örtlichen Feste hat, belegten das Mitwirken der Vereine in ihren Uniformen und der Fahnenschmuck entlang der Straßen und an den Häusern.
Den Festgottesdienst zelebrierte Kooperator Pfarrer Rainer Warneck, der seit vier Wochen in der Seelsorgeeinheit tätig ist. Gemeindereferentin Judith Müller stellte ihn zu Beginn den Gottesdienstbesuchern als eine Person vor, der in Bretten aufgewachsen und daher mit der Tradition der Bürgerwehr bestens vertraut ist. Sehr lebendig und anschaulich portraitierte der Geistliche den Kirchenpatron, als er sagte: »Gallus war kein bequemer, angepasster Mensch, vielmehr einer mit Rückgrat und Charakter.« Der Missionar habe zusammen mit seinen Gefährten die Kultur rund um den Bodensee geprägt. Laut Legende soll er gesagt haben: »Hier bleibe ich.« Gallus habe also Wurzeln geschlagen, und »das Bleiben«, so der Prediger, sei auch ein Sinnbild für seine Standhaftigkeit und Überzeugung, hier den Menschen Gottes Wort, die Wahrheit zu verkünden. Der Satz: »Hier bleibe ich bei Jesus und den Menschen«, könne auch den Gläubigen in der heutigen Zeit als Richtschnur für ihren Alltag dienen.
Zu Beginn des Hochamts stimmten die Gläubigen das St. Gallus-Lied nach einem alten Choral des Klosters St. Gallen an. »Unsere Kirche ward dem Namen des St. Gallus einst geweiht«, heißt es darin und endet im Refrain: »Heiliger Gallus, Schutzpatron, bitt’ für uns an Gottes Thron.« Auf der Empore erklang durch den Katholischen Kirchenchor unter der Leitung von Wolfram Dreher eindrucksvoll die »Missa brevis No. 7 in C« von Charles Gounod, begleitet auf der Orgel von Dieter Benson, und »Du bist’s, dem Ruhm und Ehre gebühret« von Josef Haydn. Das militärische Zeremoniell der Traditionsvereine auf dem Rathausplatz war für zahlreiche Schaulustige wieder ein Erlebnis. Die Bürgerwehr zog zu den Marschklängen von Spielmannszug und Miliz- und Trachtenkapelle in die Pfarrkirche ein und hielt am Altar die Ehrenwache. Am Nachmittag nach dem Vespergottesdienst erwiesen die Vereine mit dem Präsentiermarsch und drei Ehrensalven vor dem Pfarrhaus der Geistlichkeit ihre Reverenz. Pfarrer Rainer Warneck war von der Gestaltung des Patroziniums beeindruckt. »Behaltet die Tradition dieses Festtags bei«, sagte er in seinem Dank an die mitwirkenden Vereine.