Die Pfingstfahrt des Katholischen Bildungswerks Nordrach führte dieses Jahr in die Bretagne: Von Saint-Malo an der Nordküste über den windumtosten Westen und die Megalithfelder an der Südküste bis in die Hauptstadt Rennes im Landesinneren. Auf der Rückfahrt machte man Station in Paris.



„Die Bretagne liebe ich“, sagte einst der Maler Paul Gauguin und die Teilnehmer der diesjährigen Fahrt des Katholischen Bildungswerks Nordrach dürften der Aussage vermutlich zustimmen: Acht Tage lang genossen die 35 Ortenauer die landschaftliche Vielfalt im Norden und Westen Frankreichs. Wie bei den vergangenen elf Fahrten hatte Reiseleiter Herbert Vollmer in Zusammenarbeit mit „Meßmer-Reisen“ das Programm vorbereitet.
Tag 1 (22. Mai):
Ankunft in Saint-Malo
Noch vor dem Morgengrauen setzte sich der Bus in Bewegung, sodass man über Strasbourg und Metz, vorbei an Paris, Le Mans und Rennes, am späten Nachmittag das Ziel Saint-Malo erreichte. Im Sonnenlicht wirkte die imposante Wehrmauer um die Altstadt besonders eindrucksvoll. Bei einem kurzen Spaziergang durch die „ville close“, die nach den Zerstörungen im 2. Weltkrieg fast originalgetreu restauriert wurde, spürte man etwas vom Flair des alten „Korsarennests“ Saint-Malo. Das Hotel für die Nacht bezog man außerhalb in der Neustadt.
Tag 2 (23. Mai):
Kosaren und Inselblicke
Die geführte Tour begann an der Außenseite des Stadtwalls an der Porte St.-Vincent. André – gebürtiger Bretone mit guten Deutschkenntnissen und einem enzyklopädischen Wissen ausgestattet – erzählte beim Gang durch die engen Gassen von der bewegten Geschichte Saint-Malos und den berühmten „Malouins“, wie etwa dem Missionar Maclow aus dem 6. Jahrhundert, von dem die Stadt ihren Namen hat.
Auf einer Terrasse der Wehrmauer vor dem Standbild des berüchtigten Korsaren Robert Surcouf angelangt, hatte man einen weiten Blick auf das Meer, das die Stadt auf drei Seiten umspült. Eine Gedenktafel erinnert an Jacques Cartier, den Entdecker Kanadas. Auch das Geburtshaus des Dichters und Politikers François de Chateaubriand wurde besucht; dessen Name ist heutzutage eher noch den Gourmets aller Herren Länder geläufig.
Insel der rosafarbenen Riffs
Danach fuhr der Bus in Richtung Paimpol entlang der Küste zur Pointe de l’Arcouest, von wo man mit dem Boot zur Île de Bréhat gelangte und diese zunächst umrundete. Vom Meer aus hatte man einen guten Blick auf die stark zerklüftete Felsenküste mit ihren Buchten und Sandstränden. Vom Hafen Port Clos führte Guide André die Spazierwilligen landeinwärts zum einzigen Dorf mit seinen pittoresken Granitsteinhäuschen. Vorbei an Hortensienbüschen, Oleander und Palmen ging es weiter zur Kapelle Saint-Michel auf einer felsigen Anhöhe, die einen fantastischen Blick auf unzählige rosa-orangefarbene Riffe vor der Küste im Meer bot. Zurück auf dem Festland brachte der Bus die Ortenauer nach Perros-Guirec, einst ein kleiner Fischerhafen, heute ein mondäner Urlaubsort. Dort wurde das Hotel bezogen.
Tag 3 (24. Mai):
Granitküste und Vogelwelt
Rosafarbener Granit dominiert auch die bizarren Felsformationen an der „Côte de Granit Rose“, wo der schmale „Zöllnerpfad“ von Stechginster und allerlei Zwergsträuchern gesäumt wird. Der einstündige Marsch vorbei an verwittertem Gestein, das einmal an einen riesigen Totenkopf erinnert, ein andermal an einen Tierschädel oder – mit viel Fantasie – an Napoleons Dreispitz-Hut, endete in dem Badeort Ploumana’h. Dort angekommen, machte André auf ein Inselschlösschen aufmerksam, das dem Kabarettisten und Schauspieler Didi Hallervorden gehört. Angeblich kann man es für 15.000 Euro pro Woche mieten.
Nach der Mittagspause wurde man von „Armor Navigation“ erwartet, die Ausflüge zu den „Sieben Inseln“ anbieten. Die zweistündige Bootstour war trotz heftigen Winds vor allem für die Fotografen an Bord ein Hochgenuss: Abertausende Papageientaucher, Basstölpel und Haubenkormorane bevölkern die kleinen Eilande, von denen man allerdings nur die „Île des Moines“ für einen halbstündigen Spaziergang betreten durfte. Auf der Rückfahrt zum Hotel ließ man im Bus noch einmal die Bilder und Eindrücke dieser seltenen Inselwelt Revue passieren.
Tag 4 (25. Mai):
Zwiebeln, Viadukt und Kreuzweg
Ruhig und beschaulich präsentierte sich der Sonntagmorgen auf der Fahrt von Perros-Guirec über Lannion nach Morlaix. Eine bretonische „matinée grasse“, wie André das dörfliche Stimmungsbild bezeichnete, wo man sonntags ein paar Pferde und einen Bauern auf der Straße sieht, vielleicht noch ein Auto. Unterwegs durch die einsame Landschaft fiel der Blick des Betrachters immer wieder auf weite Zwiebel- und Artischockenfelder.
Einen kurzen Halt gab es in Morlaix, wo ein gewaltiges Eisenbahnviadukt aus dem 19. Jahrhundert und Fachwerkhäuschen das Stadtbild beherrschen. Auf der Weiterfahrt fiel ein ausgetrocknetes Flussbett auf: ein sogenannter Aber, ähnlich einem Fjord, der Ebbe und Flut unterworfen ist. „Eine Landschaft im Rhythmus der Gezeiten“, bemerkte André.
Die Mittagspause wurde in Roscoff eingelegt, einst ein gefürchtetes Piratennest an der „Küste der Legenden“, jedoch auch eine bekannte Handelsstadt, die noch heute die beliebten roten Zwiebeln vor allem nach England exportiert. Früher zogen die Roscoviter „Zwiebeljohnnies“ sogar mit Eselswagen über die britische Insel, um die beliebten Knollen zu verkaufen.
Spektakulärer Bilderreigen aus Granit
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des „Calvaire“ in dem kleinen Ort Guimilieau. Dort befindet sich in einem geschlossenen Pfarrbezirk eine in Stein gemeißelte dramatische Darstellung der Passionsgeschichte. Der granitene Bilderreigen zeigt rund 200 Personen und verweist zugleich auf aktuelle gesellschaftliche und religiöse Bezüge der Entstehungszeit im 16. Jahrhundert. Man sieht auch Saint Yves, den Nationalheiligen der Bretagne und Anwalt der Armen, der noch heute verehrt wird. Die Personen tragen die damals übliche Kleidung. Spektakulär in Szene gesetzt ist die „Höllenfahrt der Katel Gollet“, die zeigt, wie die junge Frau vom Teufel in die Hölle gezogen wird – explizit als Warnung an beide Geschlechter, nicht vom „Pfad der Tugend“ abzuweichen. Für die Menschen jener Zeit muss der „Calvaire“ ein ungemein eindrucksvolles Mahnmal gewesen sein, resümierte André.
Für etwas Entspannung sorgte ein Aufenthalt in dem Städtchen Landerneau, einst ein wichtiger Lagerplatz für das bedeutendere Brest. Heute macht Landerneau mit Kunstausstellungen auf sich aufmerksam. Ein interessantes Fotomotiv im Ort ließen sich die Fotografen nicht entgehen: die Rohan-Brücke aus dem Jahr 1536, die zu den wenigen bewohnten Brücken Europas zählt und dem berühmten Ponte Vecchio von Florenz ähnelt.
Am Abend erreichte der Meßmer-Bus die Halbinsel Crozon. Nach dem Hotelbezug im Badeort Morgat blieb nach dem Abendessen dank des guten Wetters noch Zeit für einen Spaziergang am Strand.
Tag 5 (26. Mai): Picknick am „Ende der Welt“
Die Bedeutung Camarets als Fischerhafen mag gesunken sein, aber um den Ort liegen viele Felskaps mit fantastischer Aussicht auf die große Bucht von Brest und dessen Militärstützpunkt. Wobei die Ortenauer mehrfach mit den Zeugnissen deutscher Besatzung während des 2. Weltkriegs konfrontiert wurden: Bunkerreste von Hitlers sogenanntem Atlantikwall liegen dicht bei der „Pointe des Espagnoles“, einer Befestigungsanlage, an der schon die spanischen Invasoren anno 1589 scheiterten.
Das vielleicht aufregendste bretonische Kap beschritt man am Rand einer 70 Meter tiefen Felsschlucht, in der die Wellen des Atlantiks schäumen – wieder ein Fest für die Fotografen in der Gruppe. Da blieb kaum Zeit für das wuchtige steinerne Mahnmal mit dem Lothringer Kreuz, das an die bretonischen Widerstandskämpfer erinnert.
Picknick im Finistère
Eine Gedenkstätte mit einer überdimensionierten Madonna, die allen Schiffbrüchigen gewidmet ist, steht an der „Pointe du Raz“, deren zerklüftete äußere Felsspitzen bereits vom Meer überspült werden. An dieser windigen westlichen Landspitze konnte man erahnen, warum die Landschaft als „Finistère“ bezeichnet wird: „finis terrae“ bedeutet „Ende der Welt“.
Damit finstere Gedanken erst gar nicht aufkamen, hatte Bruno Meßmer unterwegs während einer Fahrpause die Gruppe mit einem Picknick überrascht: Wurst, Käse und Baguette sowie ein Muscadet und ein Bordeaux sorgten für beste Stimmung.
Am frühen Abend erreichte man Quimper, die Hauptstadt des Finistère und mit rund 64.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt der Bretagne.
Tag 6 (27. Mai): Austern, Kunst und Krimis
Obwohl als Siedlung bereits in römischer Zeit entstanden, beginne für die Bretonen die Geschichte Quimpers mit dem Untergang der sagenhaften Stadt Ys (das bretonische Atlantis), erklärte André. König Gradlon habe sie zur neuen Hauptstadt seines Reichs gemacht und einen Eremiten namens Corentinus zum Bischof ernannt. Den französischen Namen – St.-Corentin – trägt die mächtige Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert. Der König reitet auf einem steinernen Ross hoch über dem Portal der heiligen Stätte.
Seit dem 17. Jahrhundert ist Quimper für seine Fayencen bekannt, erfuhr man während des Rundgangs. Bis auf den heutigen Tag werden sie in zwei kleinen Manufakturen hergestellt und sichern laut André immerhin 200 Arbeitsplätze. In den Schaufenstern einiger Geschäfte sah man Geschirr mit schönen Dekors.
Die „mörderische“ Bretagne
Dass die Bretagne ein beliebter Krimi-Tatort geworden ist, verdanke man dem belgischen Autor Georges Simenon, erzählte André auf der Fahrt zum Küstenort Concarneau. Dort ermittelte bereits 1931 ein gewisser Kommissar Maigret. Auch der deutsche Bestsellerautor Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec schickt seinen Commissaire Dupin seit 2012 in Concarneau auf Verbrecherjagd. Dem Ort hat es offenbar einen starken Zulauf deutscher Touristen beschert. Einige aus der Gruppe besuchten das Lieblingslokal des Kommissars und seines Schöpfers gegenüber dem Jachthafen. Andere spazierten durch die ummauerte „Ville close“, einer Saint-Malo vergleichbaren mittelalterlichen Festungsanlage, in der reges Treiben herrschte.
Von der Künstlerkolonie zur Austernfarm
Auf den Spuren von Paul Gauguin wanderte man am Nachmittag im nahegelegenen Pont-Aven. Dort fand der später durch seine Südsee-Bilder berühmt gewordene Maler die Landschaft und die Farben, die seiner damaligen Gefühlswelt entsprachen. Gauguin war Teil einer Künstlergruppe, die 1886 die „École Pont-Aven“ gründete. André führte die Gruppe vom Rathausplatz zu den lokalen Motiven, wie sie sich auf Gauguins Bildern finden. Hinweistafeln erinnern an Wohnungen und Kneipen, in denen der Künstler einst verkehrte.
Unweit der Gauguinschen Künstlerkolonie liegt an einem Fluss in Richtung des offenen Atlantiks Pont de Belon, wo Madame de Solminihac die Ortenauer Besucher an der „Wiege der Austernzucht“ erwartete. „Huitrières du Château Belon“ ist der älteste Austernzuchtbetrieb Frankreichs und seit 1864 in Familienbesitz. Für die meisten war die „Dégustation directe“ ein kulinarisches Erlebnis. Darüber hinaus erfuhr man viel über die Austernzucht, wie sich eine kanadische von einer atlantischen Auster unterscheidet oder wie sich eine Perle in der Muschel bildet. Ebenso wurde über die Austernzucht als Wirtschaftsfaktor in Frankreich und der Europäischen Union gesprochen.
Auf der Fahrt zum Hotel in Vannes herrschte im Bus eine ausgelassene Stimmung und man hatte sich viel zu erzählen. Selbst André gab einige Kostproben seines bretonischen Humors, und sein kreativer Umgang mit der deutschen Sprache sorgte wiederholt für Schmunzeln. Sein persönlicher Superlativ „Wunderherrlich!“ wurde fast zum geflügelten Wort innerhalb der Busgesellschaft.
Tag 7 (28. Mai):
Abschied von einem „wunderherrlichen“ Guide
Dass beim Besuch von Vannes gerade die „Semaine du Golfe de Morbihan“ gefeiert wurde und deshalb die Masten historischer Segelschiffe und Jachten über das Hafenbecken ragten, war eine Überraschung.
Das Stadtbild von Vannes prägen vornehmlich gelbe und rote Fachwerkfassaden sowie Türme; moderne Architektur ist stilvoll mit einbezogen. Viele Boutiquen, Bars und Cafés laden zum Flanieren und Verweilen ein. Die Stadt hat eine vielfältige Geschichte, war im 9. Jahrhundert sogar Hauptstadt des „Königreichs Bretagne“. 600 Jahre später fiel sie durch Heirat an die französische Krone. Unter dem Sonnenkönig Louis XIV. tagte das Parlament in Vannes, wovon das einstige herrschaftliche Ratsgebäude zeugt – heute Sitz der Départementsverwaltung. Ein schönes Fotomotiv: das Wappen von Vannes – ein Hermelin, eingemeißelt in das Stadttor, darüber eine Statue des Schutzheiligen St.-Vincent-Ferrier. Die gewaltige Kathedrale St. Pierre vereint unterschiedliche Baustile, von der Romanik bis zum neugotischen Stil des 19. Jahrhunderts. Außerhalb des Stadtwalls besuchte man den barocken Park mit seinen geometrischen Blumenbeeten und das historische Waschhaus mit neuem Schieferdach. Danach ging’s zurück in die Altstadt und hinunter zum Hafen. In der „Crêperie du Port“ waren die Tische fürs gemeinsame Mittagessen gerichtet. Es war zwar ziemlich eng, aber gemütlich, und man genoss bei einem Glas spritzigen Cidre die bretonisch üppigen, gleichwohl delikaten Crêpes und Galettes.
Das Geheimnis der „langen Steine“
Man hat sie schon oft in Filmen gesehen, aber vor Ort wirken sie noch mächtiger und geheimnisvoller – die Hinkelsteine von Carnac, angeordnet in kilometerlangen Reihen („Alignements“). Carnac ist das bedeutendste Zentrum der bretonischen Megalithkultur. Die Bretonen sprechen auch von „Menhir“, was so viel wie „langer Stein“ bedeutet, erklärte André. Da die steinernen Relikte in Carnac neuerdings nicht mehr frei zugänglich sind, fuhr man in das wenige Kilometer entfernte Endeven, wo man noch zahlreiche Menhire unmittelbar betrachten und den Ausführungen Andrés lauschen konnte. Manchmal liegen die Perlen eben abseits der Hauptroute.
Nach der Fahrt entlang der „Côte Sauvage“ auf der Halbinsel Quiberon kehrte der Meßmer-Bus zum Hotel in Vannes zurück. Zuvor hatte sich Reiseführer André unter viel Applaus auf seine unnachahmlich „wunderherrliche“ Art von den Ortenauern verabschiedet.
Den frühsommerlich warmen Abend nutzten viele, um sich im Hafen die beleuchteten Vintage-Segler anzuschauen und das bunte Treiben am Kai oder in den Gassen von Vannes zu genießen.
Tag 8 (29. Mai):
Spirituelles Finale in Chartres
Die Fahrt nach Rennes verlief zügig. So konnte man bereits früh am Morgen des Feiertags mit Stadtführerin Kerstin, einer gebürtigen Hamburgerin, über die Zugbrücke an den „Portes Mordelaises“ die Altstadt betreten. Durch jenes Tor mussten im Mittelalter auch die bretonischen Herzöge schreiten, um in der Kathedrale St.-Pierre gekrönt zu werden.
Da Rennes mit rund 215.000 Einwohnern nicht nur die größte Stadt der Bretagne, sondern auch Regierungs- und Universitätssitz ist, prägen klassizistische Bauten mit granitenen Erdgeschossen und Säulengängen die Architektur. Die repräsentativen Gebäude liegen dicht beisammen, sodass man gegenüber dem barocken Rathaus direkt den klassizistischen Rundbau der Oper vor sich hatte. Wenige Schritte weiter erblickte man das „Palais du Parlement“. Die Fassade des prunkvollen Bauwerks wurde vollständig restauriert, nachdem bretonische Fischer 1994 bei einer Demo gegen die Agrarpolitik der EU dort Feuer gelegt hatten.
Kathedralen – Bastionen des Glaubens
Die monumentale Kathedrale St.-Pierre wurde nach den Wirren der Französischen Revolution erst 1844 fertiggestellt und wirkt im neoklassizistischen Stil und den auffälligen antik anmutenden Säulenreihen auf fünf Ebenen eher wie ein Palast. Das Innere konnte nicht besichtigt werden, da eine Feiertagsmesse zelebriert wurde. Der Rundgang endete an den großen Markthallen, wo samstags der Wochenmarkt stattfindet. Es sind exakte Kopien der berühmten Pariser Markthallen, die in den 1970er Jahren abgerissen wurden, erfuhr man von Kerstin beim Abschied von Rennes.
Ziel der „Pfingstfahrt“ war auch der 75 Kilometer vor Paris gelegene Wallfahrtsort Chartres, wo der Bus spätnachmittags eintraf. Über die Entstehungsgeschichte der einzigartigen Kathedrale streiten sich die Gelehrten bis in unsere Tage. Die Basilika mit weit ausladendem Querhaus und ein Chor mit Kapellenkranz wurden 1260 geweiht. Rund 1800 Bildwerke und ebenso die Portale werden von theologischen Themen beherrscht, zeigen indes auch Stern- und Tierkreiszeichen. Einmal mehr eine Fundgrube für die Fotografen. Viele der so entstandenen und während der Reise aufgenommenen Bilder wurden in einer von Gabi Walter initiierten „WhatsApp“-Gruppe geteilt. Gegen Abend wurde das Hotel nahe Paris bezogen.
Tag 9 (30. Mai):
Paris bei Hitze
Die Metropole Paris an einem Freitag, den viele Franzosen als „Brückentag“ nutzten und der bei hochsommerlichen Temperaturen die Besucher schwitzen ließ, machte ein Besichtigungsprogramm nicht eben leichter. Im klimatisierten Reisebus indes war es angenehm. Auf der Rue du Grande Armée, auf der schon Napoleon Bonaparte nach seinen Feldzügen in die Stadt zog, fuhr man bis zum Triumphbogen und über die Champs-Élysées. Stadtführerin Sylvia informierte über die wichtigen Gebäude und die Renovationen, die im Vorfeld der Olympischen Spiele im letzten Jahr stattfanden.
Überall wälzten sich Besucherströme durch die Straßen und über die Plätze, wo Tage zuvor die Parade anlässlich der Feierlichkeiten zum Kriegsende am 8. Mai abgehalten worden war. Nach der Fahrt durch das vornehme Stadtviertel im 16. Arrondissement wurde am Wahrzeichen von Paris, dem Eiffelturm, ein Fotostopp eingelegt. Danach Weiterfahrt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, unter anderem dem Louvre mit seiner interessanten Glaspyramide sowie dem Invalidendom, dem Panthéon und der seit Dezember 2024 wieder zugänglichen Kathedrale Notre-Dame.
Im Stadtviertel Quartier Latin entließ der Bus die Reisegruppe in die Mittagspause. Diese nutzten manche für einen Restaurant- oder Cafébesuch, andere flanierten an der Seine zu den „Bookinistes“ und suchten interessante Fotomotive. Besonders „Mutige“ mischten sich ungeachtet der sengenden Sonne in den Strom der Touristen, der sich um Notre-Dame gebildet hatte. Wesentlich ruhiger und kühler war es da im Jardin du Luxembourg.
Abschied mit Applaus und Anerkennung
Die Rückfahrt in die Heimat verlief planmäßig und ohne Zwischenfälle. Herbert Vollmer ließ noch einmal wichtige Stationen der Reise Revue passieren und zog ein insgesamt positives Fazit. Wie üblich bei einer Nordracher „Pfingstfahrt“ gab es Dankesworte und kleine Präsente, zum Beispiel für Andrea Müller und Ernst Schwabbauer, die zehnmal mit dem Bildungswerk unterwegs waren. Für die Teilnahme an 23 Fahrten wurde Béatrice Kräutler geehrt.
Einen besonderen Applaus erhielt Bruno Meßmer, der zum elften Mal mit von der Partie war. Er ist nicht nur als versierter Busfahrer geschätzt, sondern bei allen bisherigen Fahrten hatten die Gruppen von seinen langjährigen Reiseerfahrungen in Europa profitieren können.
Bei der „Pfingstfahrt“ in die Camargue und die Provence anno 2015 hatte Herbert Vollmer erstmals die Organisation übernommen. Jürgen Ernst, der wenige Tage zuvor im Bus seinen 75. Geburtstag feiern konnte, dankte Herbert Vollmer für sein langjähriges Engagement und überreichte im Auftrag der Gruppe eine Flasche Wein.
Davon fühlten sich etliche im Bus inspiriert, wurden doch sogleich Vorschläge für eine Fahrt im nächsten Jahr gemacht. Näheres wird – wie auch in den Jahren zuvor – bei einem Treffen besprochen.