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Zur Beilage »Donissi Hofladen«, Schwarzwälder Post vom 31. Januar 2024.
Sehr geehrter Herr Schwarz, ich kenne Sie nicht persönlich, aber als regionaler Direktvermarkter konnten Sie sich bislang meiner Sympathie grundsätzlich sicher sein.
Bis ich Ihren Flyer in der Schwarzwälder Post vom 31.01.2024 gelesen habe. Bei allem Verständnis für die Situation der Landwirte, damit haben Sie einen Kunden verloren.
Denn Ihr pauschaler Rundumschlag und die herauszulesende Verachtung für den politischen Betrieb ist inakzeptabel. Wenn es in Ihrem Stall brennt, löschen Sie dann oder schütten sie stattdessen Brandbeschleuniger ins Feuer? Letzteres machen Sie vielleicht, wenn Ihnen der Stall eh nicht mehr gefällt und Sie auf die Feuerversicherung hoffen. Und wenn die Demokratie an vielen Stellen kokelt und sich bereits auch schon Feuer entwickelt haben? Feuer löschen oder weiter anfeuern? Sie haben sich offensichtlich fürs weitere Anfeuern entschieden. Was versprechen Sie sich davon? Glauben Sie ernsthaft, dass diejenigen, die sich heute als Feuerversicherung aufspielen, einen besseren Stall bauen werden? Er wird mit Sicherheit anders sein, aber besser? Die Geschichte lehrt uns: Ein solcher Stall wird an keiner Stelle besser sein, aber an vielen Stellen schlechter. Und woher nehmen Sie und all diejenigen, die mit Rechtspopulisten sympathisieren und die deren Gedankengut dumpf nachplappern die Gewissheit, dass Sie unter einer solchen Regierung zu den Gewinnern gehören werden? Ganz schnell ist man nämlich selbst auf der Abschussliste. Und wie schnell die Grundrechte, auf die man sich heute von rechter Seite so gerne beruft und die man ausgiebig nutzt, von rechten Regierungen eingeschränkt und ausgehebelt werden, dafür gibt es mittlerweile genug Beispiele. Und dann? Dann werden Sie nicht mehr mit dem Traktor demonstrieren können und auch keine Flyer mehr verteilen können, denn das wird strafbar sein.
Und vielleicht kommt Ihnen dann die Einsicht, wie leichtfertig Sie die Demokratie aufgegeben haben, aber dann wird es zu spät sein. Und zuletzt ein Appell an alle, die weiterhin in einer offenen, menschlichen und demokratischen Gesellschaft leben möchten: Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht verhindert.
Werner Busam,
Nordrach