19 Interessenten ließen sich vergangenen Samstag im Rhamen einer Wanderung über vielsagende Kleindenkmale informieren. Während Dieter Petri vom Historischen Verein Zell a. H. die geschichtlichen Hintergründe beleuchtete, steuerte Günter Schwendemann Hinweise auf den Wald und die Jagd bei.
Entgegen den Befürchtungen, dass die Sonne an diesem Tag besonders heftig auf die Wanderer brennen würde, war das Wetter auf den Höhen der Kornebene mit 23 Grad Celsius und einem beständigen Lüftchen geradezu ideal. Vom Treffpunkt an der Gasthütte ging es hoch zum ersten Adlerstein auf dem Schnaitberg in 660 Metern Höhe. Der Stein zeigt auf der Ostseite den Adler der ehemaligen Reichsstadt Zell. Heute beginnt an dieser Stelle die Gemarkung der Gemeinde Nordrach, die bis 1803 zu Zell gehörte. Die Jahreszahl 1731 gibt das Jahr der Errichtung an.
Badische Landvermessung
Auf der Gengenbacher Seite sind zwar die Umrisse eines ebenso großen Wappens zu erkennen. Der erwartete Reichsadler der Stadt Gengenbach fehlt jedoch. Er scheint nachträglich unkenntlich gemacht worden zu sein. Stattdessen ist ein kleines Badisches Wappen eingemeißelt zusammen mit der Jahreszahl 1845. Das Datum erinnert an die badische Landvermessung. Damals hatten die Reichsstädte ihre Herrlichkeit bereits verloren. Gengenbach war jedoch in der badischen Ära zum Oberamt aufgestiegen, dem Zell von da an untergeordnet war.
Vertuschter Mord
Auf dem Weg zum nächsten Adler-Grenzstein wurde an einem steinernen Kreuz Halt gemacht. Wie Günter Schwendemann erläuterte, soll es an die Ermordung einer Frau im Jahre 1622 erinnern. Damals soll sich ein Köhler von einer des Weges kommenden Näherin derart provoziert gefühlt haben, dass er sie umbrachte. Die Leiche versteckte er im neu aufgeschichteten Kohlen-Meiler. Weil ein Gengenbacher Schmied später in Holzkohle kleine Kochenteile fand und die Gendarmerie verständigte, konnte der Köhler des Mordes überführt werden. So die zuletzt von Pater Adalbert Ehrenfried festgehaltene Überlieferung.
Im Gebüsch versteckt
Waren bei den folgenden beiden Adlersteinen die bereits bekannten Merkmale zu sehen, so zeigte der vierte Stein, dass die Badischen Landvermesser den Gengenbach-Adler geschont haben. Weil sich das Kleinod beim Landgraben-Eck im schwer durchdringlichen Dickicht verbirgt, äußerte Günter Schwendemann den Wunsch, dass an der beschilderten Weggabelung auch ein Hinweis auf den nahen historischen Grenzstein angebracht werde. Herbert Vollmer, Vorsitzender des Historischen Vereins Nordrach, versprach sich des Anliegens anzunehmen.
Blick auf die Adlerstein-Karte
Der Rückweg zur Gasthütte Kornebene erfolgte über den befestigten Forstweg. Beim abschließenden Umtrunk im Biergarten der Gasthütte ließ man die Wanderung Revue passieren. Als anschauliche Hilfe diente dabei die vom Historischen Verein Zell herausgegebene Adlerstein-Karte. Thomas Guckes, Vorsitzender des Historischen Vereins Gengenbach, äußerte den Wunsch, dass dies nicht die letzte vereinsübergreifende Veranstaltung gewesen sein möge.