Der Ortenaukreis hat eines der Gebäude des Morada-Hotels, früher Kurklinik Nordrach, angemietet, um dort bis zu 60 Flüchtlinge unterbringen zu können. Zum »Tag der offenen Tür« am vergangenen Donnerstagnachmittag kamen nur wenige Einwohner.



War es die 16-Uhr-Zeit oder die sommerliche Hitze? Jedenfalls war das sichtbare Interesse der Nordracher mit vier Personen sehr gering. Dezernent Michael Loritz war mit fünf Mitarbeiterinnen und dem Hausmeister gekommen, die sich um die Flüchtlinge kümmern werden. Loritz berichtete, dass das Landratsamt ständig 850 Plätze für Flüchtlinge vorhalte. Aufgrund des Ukrainekriegs würden diese nun nicht mehr ausreichen, obwohl viele Flüchtlinge in zahlreichen privaten Unterkünften aufgenommen werden konnten.
Loritz bedankte sich bei Burkhard Isenmann, der mit dem Morada-Gebäude ein »wunderbares Objekt« zur Verfügung stelle, in dem die Menschen würdig untergebracht werden könnten. Obwohl in dem Gebäude insgesamt fünfzig Zimmer vorhanden seien, werde es nur mit maximal 60 Personen belegt, aber nicht nur mit Flüchtlingen aus der Ukraine, um Grüppchenbildungen zu vermeiden. Welche Flüchtlinge dem Ortenaukreis zugewiesen werden, wisse man erst, wenn sie kommen. »Diese Flüchtlingsunterkunft ist eine der besten, die wir im Ortenaukreis haben«, lobte Loritz. Der Ortenaukreis habe das Gebäude zunächst für ein Jahr angemietet, mit der Option für ein weiteres Jahr.
Bürgermeister Carsten Erhardt wies darauf hin, dass die Gemeinde bereits im Jahre 2015 Flüchtlinge aufnehmen wollte und der Ortenaukreis zu diesem Zweck ein Containerdorf am Dorfende eingerichtet hatte. Allerdings sei es damals zu keiner Belegung gekommen, da das Abkommen mit der Türkei zu einem drastischen Rückgang der Flüchtlingszahlen geführt habe. Die Belegung des Morada-Hotels werde auch Auswirkungen auf Kindergarten und Schule haben, die die Flüchtlingskinder zusätzlich aufnehmen werden.
Zur Überraschung aller brachte Hauptamtsleiter Martin Göhringer einen riesigen Teddy ins Foyer, mit dem Schild in ukrainischer Sprache »Herzlich willkommen in Nordrach«.
Der Eigentümer des Morada-Hotels Burkhard Isenmann hatte mit seinem eigenen Baugeschäft in Windeseile das Gebäude sanieren können. Insbesondere musste für die Einhaltung der Brandschutzvorschriften gesorgt werden.
Bei dem Rundgang durch das Gebäude bestätigte sich der gute Eindruck, von dem Loritz gesprochen hatte. Im Gebäude sind die fünfzig Zimmer auf vier Ebenen verteilt. Im Erdgeschoss gibt es vor allem Räume für die Verwaltung sowie gemeinsame Küchen- und Waschräume. Die Wohn- und Schlafräume haben jeweils einen eigenen Kühlschrank mit Tiefkühlfach. Alle Räume sind hell und freundlich, die Zimmer wohnlich eingerichtet. An den Wänden hängen überall Bilder, wie in einem gut geführten Hotel. Für die Kinder sind großzügige Spielräume vorhanden, die nach Bedarf auch zur Aufgabenbetreuung verwendet werden können.
Was noch fehlt und gerne angenommen wird, sind vor allem Spielzeuge für drinnen und draußen, sowie einfache Lern-, Gesellschafts-, Kommunikations-, Sach- und Sprachlernspiele für Kinder jeglichen Alters. Die Spendenübergabe kann mit Hausmeister Tränkle, Telefon 01523/7603957 oder Sozialdienst Sarah Doebler, Telefon 0781/8056281 vereinbart werden.
Die ersten Flüchtlinge werden Ende Mai erwartet.