Im Reigen der allgemeinen Kostensteigerungen trifft es die Nordracher Bevölkerung nun auch noch mit massiv steigenden Wasser- und Abwassergebühren. Rückwirkend ab dem 1. Januar steigt der Preis für den Kubikmeter Trinkwasser um 50 Prozent von bisher 2,01 Euro auf 3,00 Euro. Beim Abwasser beträgt die Kostensteigerung 41 Prozent von 1,92 Euro auf 2,70 Euro je Kubikmeter. Nur die Niederschlagswassergebühr bleibt mit 0,26 Euro je Quadratmeter Bemessungsfläche fast unverändert. Die Gründe für die Kostensteigerungen sind vielschichtig. Der Gemeinderat stimmte trotz des markanten Anstiegs einstimmig für die Erhöhung.
Das Kommunalabgabegesetz Baden-Württemberg verlangt von den Kommunen spätestens nach fünf Jahren die Neukalkulation der Wasser- und Abwassergebühren. In Zusammenarbeit mit der Firma Heyder + Partner hat die Verwaltung nun die Gebühren für die Jahre 2022 und 2023 berechnet. Das Unternehmen war schon in den vergangenen Jahren für die Gemeinde im Einsatz. Diplom-Geograph Sebastian Franz erläuterte dem Gemeinderat die Grundlagen für die Kalkulation und die Ergebnisse.
Wasserpreis war nicht kostendeckend
Die in den zurückliegenden Jahren erhobene Wassergebühr von 2,01 Euro je Kubikmeter hat die Kosten nicht gedeckt haben. Bei den Wassergebühren hat die Nachberechnung ergeben, dass im Kalkulationszeitraum 2017/2018 ein Verlust für die Gemeinde in Höhe von 91.347 Euro entstanden ist, 2019/2020 waren es 76.412 Euro.
Die Gemeinde ist gesetzlich nicht dazu verpflichtet, die Unterdeckung sofort auszugleichen, sondern kann diese auf spätere Haushaltsjahre fortschreiben. Als Ergebnis der Neukalkulation ergibt sich für 2022/2023 eine kostendeckende Wassergebühr von 2,78 Euro je Kubikmeter, mit Ausgleich der Unterdeckung der vergangenen Jahre müssten sogar 3,34 Euro erhoben werden.
Wasserverbrauch ist zurückgegangen
Rechnungsamtsleiterin Angelina Sum erklärte, dass sich gleich eine ganze Reihe von Effekten auf den Wasserpreis auswirken. Seit dem Jahr 2010 ist die Bevölkerung in der Gemeinde um acht Prozent gesunken. 2010 lebten 1974 Einwohner in Nordrach, im Jahr 2020 waren es noch 1822 Einwohner und damit acht Prozent weniger. Dies bedeutet gleichzeitig weniger Wasserverbrauch. Auch die Klinik-Schließung hat sich entsprechend ausgewirkt. 2017 hat die Gemeinde rund 80.000 Kubikmeter verkauft, 2021 waren es nur noch rund 72.000 Kubikmeter.
»Wir haben weniger verkauft als geplant«, stellte Angelina Sum fest. Das bedeutet, dass die Kosten auf eine geringere verkaufte Menge umgelegt werden müssen und die Preise steigen. Die allgemeine Inflation ist ebenfalls spürbar. Außerdem musste die Gemeinde eine weitere Person einstellen, um die Auflagen des Gesundheitsamtes erfüllen zu können. Auch ein zusätzliches Fahrzeug wurde benötigt. Ein Einmaleffekt im Jahr 2022 ist die Erstellung eines Strukturgutachtens für die Wasserversorgung in Höhe von 14.000 Euro.
Zur Sicherung der Trinkwasserversorgung hat die Gemeinde Nordrach erhebliche Investitionen getätigt. Der Neubau des Hochbehälters Helgenbühl hat 673.904 Euro gekostet, die Wasserleitung Michelbach/Allmend 47.708 Euro. Die Investitionen ziehen höhere Folgekosten für Versicherung, Strom usw. nach sich.
Den kompletten Bericht finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.