Am vergangenen Montag fand die erste und zugleich letzte Veranstaltung des Bildungswerks Nordrach im Coronajahr 2021 statt. Der Burgenkenner Norbert Klein aus Lahr hielt im Pfarrheim vor rund zwanzig Besuchern einen Vortrag über Burgen im Elsass.
Klein informierte zunächst über die geschichtliche Entwicklung des Burgenbaus. Die Kreuzritter hatten auf ihren Kreuzzügen prächtige Burgen der Muslime kennengelernt. Daraufhin errichteten die heimgekehrten Ritter ihre eigenen Burgen. Das Elsass wurde eine der burgenreichsten Regionen Mitteleuropas. Die erste Burgenbauphase fand von 1155 bis 1190 statt, zu erkennen am romanischen Baustil, die zweite von 1250 bis 1290, in der bereits gotische Elemente verwendet wurden.
Rund 600 Burgen wurden im Elsass errichtet. Als Baumaterial diente meist der anstehende Fels, der in unmittelbarer Nähe des Bauplatzes gebrochen wurde, Sandstein, Granit und auch Porphyr. Bei den Burgmauern handelte es sich um sogenannte Schalenmauern. Zwischen einer außen und einer innen gemauerten Schale aus behauenen Steinen füllte man Bruchsteine ein. Die schweren Steine wurden über eine Rampe oder mit Hilfe eines Krans oder eines Flaschenzugs eingebaut. Auch mit Hilfe eines Tretrades konnten die Mauersteine, die das Zehnfache eines Mannes ausmachten, hochgezogen werden.
Klein beschrieb zahlreiche elsässische Burgen, hob ihre Vorzüge heraus – Girbaden, Burg der Tore, Andlau, Burg der Türme, Spesburg, Burg der Kamine – und erklärte deren Funktionsweisen. Die Burgen waren mit starken Ringmauern umgeben, der Zugang in der Regel mit einer Zugbrücke geschützt. Ein Wehrturm, Bergfried genannt, überragte die Burgen.
Fast alle Burgen wurden in den Kriegen des 17. Jahrhunderts zerstört, vielfach wurde ihr Baumaterial für andere Bauwerke verwendet. Heute gibt es noch rund 100 Burgruinen im Elsass. Zahlreiche Vereine kümmern sich ehrenamtlich um ihre Erhaltung.
Esther Echtle vom Leitungsteam des Bildungswerks dankte Norbert Klein für seinen sachkundigen Vortrag, der Lust machte, Burgen im Elsass selbst zu erkunden. Dazu bieten im Frühjahr 2022 der Historische Verein, der Schwarzwaldverein und das Bildungswerk Nordrach eine Exkursion an. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.