Die Grüne Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Lahr/Kinzigtal und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Fraktion Grüne im Landtag von Baden-Württemberg, Sandra Boser, hatte sich beim Gemeindebesuch in Haslach über den Engerling-Befall in der Ortenau informiert.
Im Nachgang wandte sich Sandra Boser MdL an das Ministerium für Ländlichen Raum mit der Bitte für schnelle Hilfen für die betroffenen Bauern. Mit Schreiben vom 13. Oktober 2020 informierte das Ministerium die Abgeordnete darüber, dass in Zusammenarbeit von Experten des LAZBW Aulendorf und des LTZ Augustenberg eine ausführliche Handlungsempfehlung zur Wiederherstellung der geschädigten Grünlandbestände erstellt und bereits am 26. September 2020 in der Badischen Bauernzeitung veröffentlicht wurden. Die Schäden durch Engerlinge sind laut dem Ministerium als höhere Gewalt einzustufen. Daher können betroffene Landwirte ohne ein aufwendiges Genehmigungsverfahren die geschädigten Flächen wieder herstellen. In Planung sei zudem eine Arbeitsgruppe, die sich auch zukünftig mit der Thematik befasst und zum Thema forscht.
Kostenloses FFH-Saatgut
Sandra Boser: »Da kommt bei uns in der Ortenau einiges zusammen. Die Dürre, die Engerlinge und die Wildschweine. Das ist eine Ausnahmesituation für die Landwirte. Ich bin froh, dass die Verwaltung und das Ministerium schnell reagiert und Hilfen für die betroffenen Bauern bereitgestellt haben. In Sachen Engerling-Bekämpfung hat sich in der Ortenau schon viel getan.«
Auch im Kreis selbst wurde schnell und unbürokratisch auf den Engerlingbefall reagiert. Im Zusammenspiel mit dem Landratsamt des Ortenaukreises konnten bereits Maßnahmen angesetzt werden, um die Lage vor Ort zu verbessern. Die betroffenen Bauern erhalten für eine Neuaussaat aufgrund der Bekämpfung von Engerlingen kostenloses Saatgut für FFH-Flächen, um die Kostenbelastung für die Bauern abzufangen. Ebenso wurde eine Arbeitsgruppe vom Landratsamt gegründet, die aus Beratern und den Landesanstalten besteht, um den Käfer zu beobachten und den Bauern beratend zur Seite stehen. Laut Informationen des Landratsamtes wurden dem Ministerium die betroffenen FFH-Flächen bereits gemeldet und das kostenlose Saatgut wird derzeit zugewiesen. des weiteren ist ein Monitoring des Käferflugs geplant und der Einsatz biologischer Bekämpfungsmaßnahmen wie dem Einsatz des Pilzes Beauveria bassiana (Artis Pro) soll koordiniert und fachlich begleitet werden. Derzeit wird der Einsatz organisiert und die rechtlichen Rahmenbedingungen in Baden-Württemberg abgeklärt, ähnlich wie dies auch in Österreich durchgeführt wurde.
Hohe Ausfälle in Nordrach
Nordrach war eine der Gemeinden, die sehr früh und sehr stark vom Engerling betroffen war (wir berichteten). »Die Situation in Nordrach ist aufgrund des Engerlings, aber auch wegen der Trockenheit sehr besorgniserregend«, sagt Simon Christ, Grünlandberater im Amt für Landwirtschaft. »Teilweise war der Ertragsausfall im Grünland bei 50 Prozent oder mehr im Vergleich zu den Vorjahren.« Auch er verweist auf die Badische Bauernzeitung, in der ein Bericht von Prof. Dr. Elsässer erschienen ist, der den Landwirten die verschiedenen Bearbeitungsmöglichkeiten aufzeigt. Der Kernpunkt: Es ist sehr wichtig Grasnarbe zu schließen, um eine starke Verunkrautung im kommenden Frühjahr zu vermeiden.
Wie hilft das Landwirtschaftsamt
Aktuell arbeitet das Amt für Landwirtschaft in Verbindung mit dem JKI Darmstadt dem LTZ Augustenberg und dem LAZBW aus Aulendorf zusammen, um eine Bekämpfungsstrategie für die kommenden Jahre zu entwickeln. Hierzu werden verschiedene Bekämpfungsmöglichkeiten untersucht und getestet. Vor allem eine Bekämpfung mit dem oben angesprochenen Pilz ist sehr erfolgversprechend. Des Weiteren werden im Ortenaukreis verschiedene Testflächen eingerichtet, um so möglichst viel Erfahrung über den Engerling aber auch über die Bekämpfung zu sammeln.
Welche Maßnahmen können die Landwirte ergreifen
Die Landwirte sollten darauf achten, dass die Grasnarbe im Grünland geschlossen bleibt. Hierfür sind regelmäßige Nachsaaten, eine bedarfsgerechte Düngung, aber auch ausreichend Regen notwendig.