Seit 2013 füllt Chocolatier Egbert Laifer seine Pralinen mit Nordracher Likören und Bränden. Das brachte ihn auf die Idee zu einem Film, der den Obstbrennern am Nordracher Obstbrennerweg gewidmet ist. Die Dreharbeiten fanden im Juni statt, die Erstellung des Films an sich aber geht nun in ihre Hochphase.
»Richtig ernsthaft Gedanken zu einem solchen Film hatte ich mir Anfang letzten Jahres gemacht«, erzählt Egbert Laifer. Denn, so der rührige Nordracher Chocolatier: »Bei unseren Pralinenverkostungen betreffen 80 Prozent der von den Gästen gestellten Fragen die Nordracher Obstbrenner, mit deren Produkten ich arbeite.«
Wer genau die sind, was sie machen und ob sie im Voll- oder Nebenerwerb tätig sind, erzählt er dann beispielsweise. Was ihn schließlich auf die Idee brachte, besagte Obstbrenner bildlich in Szene zu setzen.
Im Sommer 2018 sprach er mit Peter Schell über sein Vorhaben. Mit dem Schauspieler, der seit 1994 bei der SWR-Erfolgsproduktion »Die Fallers« die Hauptrolle des Bauern Karl ausfüllt, verbindet den Nordracher Pralinenmeister »eine ganz, ganz tolle Freundschaft.«
Kennengelernt haben die beiden sich an einem der alle zwei Jahre stattfindenden Nordracher Obstbrennertage, zu dem Peter Schell dereinst als Stargast eingeladen war. Seither ist er hier ab und an zu Besuch. »Wenn du einen guten Kameramann brauchst – ich wüsste da einen«, bot der Schauspieler an, den Kontakt zu Tobias Weis herzustellen.
Mit dem jungen Mann hatte er bei Aufnahmen für »Die Fallers« zusammengearbeitet und war von dessen Fähigkeiten so angetan, dass er in einem von dem 23-Jährigen erstellten Kurzfilm mitspielte. Ein Werk, das im letzten November mit dem zweiten Platz beim SWR Nachwuchsfilm-Wettbewerb »Visio« ausgezeichnet wurde.
Anfang 2019 war es dann so weit: Die drei Männer trafen sich zu einem Kennenlerngespräch in Baden-Baden. »Ich habe sofort gemerkt: Die Konstellation stimmt«, betont Egbert Laifer in Bezug auf den jungen Profi-Filmer, »es war, als ob wir uns schon zehn Jahre kennen würden.«
Nie für möglich gehaltener Aufwand
Als erster Drehtag bot sich der Brennhislitag an, der in Nordrach stets an Fronleichnam stattfindet und mit seinen dann für alle geöffneten Obstbrennerhöfen scharenweise Wanderer aus nah und fern anlockt. Im Frühjahr begann die Planung, sechs Wochen vor dem Dreh fand eine vorbereitende Ortsbesichtigung statt. Und dann war es so weit.
Ein minutiös von Tobias Weis ausgearbeiteter Drehplan deckte zwei Tage von morgens bis spät in die Nacht ab. »Ich hätte nie gedacht, was für ein Aufwand mit solchen professionellen Aufnahmen verbunden ist«, gesteht Egbert Laifer. Kameras, Licht- und Tontechnik füllten einen Kleintransporter, »das war ein kleines Vermögen, was die dabei hatten«, staunt der Chocolatier noch immer.
Als Auftraggeber begleitete er das Team die beiden Tage über und half beim Hin- und Herschleppen der Ausrüstung. »Als normalerweise Außenstehender sieht man da erst mal, dass das mit den Filmaufnahmen eine ganz harte Nummer ist, sehr zeitintensiv, aber auch eine wunderschöne Sache«, resümiert der gebürtige Nordracher, den die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt im Team tief beeindruckte.
Neben Aufnahmen auf einigen der Obstbrennerhöfe stand auch ein auf dem altehrwürdigen Mühlstein gedrehtes Interview mit dem »Die Fallers«-Schauspieler Peter Schell als inzwischen eingefleischter Nordrachfan auf dem Programm. Desgleichen ein Dreh auf dem Moosturm, für den die gesamte Mannschaft um vier Uhr in der Frühe aufstand.
Um Landschafts- und Naturaufnahmen in einem Naturschutzgebiet ging es hier, wozu eine Drehgenehmigung des Landratsamts erforderlich war. Das dort oben auf dem Turm über drei Stunden hinweg erlebte Erwachen des Tages bringt Egbert Laifer ins Schwärmen, »unvorstellbar, traumhaft schön!« Vom zwischen den Bergkuppen liegenden Nebel erzählt er, »du hast gemeint, das ist ein Wattefeld, wo du drüber laufen kannst.« Und von jenem eigenartig- intensiven Vogelgezwitscher erzählt er, »das erste Mal seit Jahren habe ich dort oben wieder einen Kuckuck gehört – der ist ja inzwischen sehr rar geworden.«
Tiefgehendes Naturerlebnis
Damit der Tontechniker all diese Töne »ganz scharf und genau« aufnehmen konnte, musste die Mannschaft immer mal wieder einige Minuten lang völlig ruhig sein. »Und wenn du da oben in dieser Stille stehst und du blickst in die Weite, in die Ferne, bis an die Vogesen, und siehst im Dunst ganz schwach den Turm vom Straßburger Münster, und du blickst in diese, wunderbare, unbeschreiblich schöne Natur«, versucht Egbert Laifer seine Eindrücke zusammenzufassen, »da kommen dir fast die Tränen, auch wenn du 47 Jahre bist.«
Ein Erlebnis, das ihn allerdings auch sehr nachdenkliche Töne anschlagen lässt: Weil einem in solch einem Moment erst recht bewusst werde, »wie kostbar das alles ist und wie sorgsam wir damit umgehen müssen« – wie unachtsam hingegen manche Menschen mit der Natur umgingen und wie sehr generell mit unserem Planeten Raubbau betrieben werde. »Weil es immer nur um Geld, Geld, Geld geht. Wir sind uns viel zu wenig bewusst, wie bitter nötig es ist, diesen Trabanten zu hegen, zu pflegen und zu schützen, mit unserem bisherigen Tun in punkto Schröpfen der Ressourcen einzuhalten.«
Erste Vorstellung zu Jahresrückblick geplant
Bis Jahresende soll der Kurzfilm fertig gestellt sein, um während des offiziellen Jahresrückblicks der Gemeinde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden zu können. »Das ist eine Puzzlearbeit« sagt Kameramann Tobias Weis zu den derzeit anstehenden Schritten, die zwecks Erstellung des Films erforderlich sind.
Zu alledem resümiert Egbert Laifer: »Mit diesen Leuten zusammenarbeiten zu dürfen, mal hinter die Kulissen zu gucken, das war für mich eine ganz, ganze starke weitere Erfahrung.«