Das weithin bekannte Gasthaus zum Mühlstein bietet auch für einen Kabarettabend den passenden Rahmen. Das Bildungswerk Nordrach lud am Freitagabend Jörg Kreuter aus Bühl auf die Höhen von Nordrach ein und alle Plätze der überdachten Freiterrasse waren besetzt.
Jörg Kreuter, Jahrgang 1955, sah im Murgtal – »im badisch-schwäbischen Grenzgebiet, dem badischen Gazastreifen« – das Licht der Welt und lebt heute im badischen Bühl. Seit 1980 ist der Kabarettist im süddeutschen Raum unterwegs. Inzwischen nennt er sich selbst »König von Baden« und präsentiert seine Auftritte mit verschmitztem Hintersinn und knitziger Angriffslust. Jede Woche schreibt er Kolumnen im »Badischen Tagblatt« und im »Acher- und Bühler Boten« und arbeitet auch als Maler und Projektkünstler.
Jörg Kreuter beschreibt Baden, sein Reich, als eine verrückte Welt mit beleidigten Türken, eingesickerten Schwaben und Designerzwetschgen. Er zählt die vielfältigen Beziehungsgeflechte auf, »in dene mar sich verirre kann: Kinderlose Partnerschaft mit Hund, postrevolutionäre Einkindfamilie auf 400-Euro-Basis, gleichgeschlechtliche Mehrweg-Beziehung oder Patchwork-Familie, also die spontane Ansammlung triebhafter Verfehlungen, in der du die Versäumnisse der Vergangenheit mit den Fehleinschätzungen der Zukunft ausbügeln kannsch«. So ruft der König von Baden zu Ordnung, zu Katharsis und geistigem Ölwechsel auf. Mit spitzer Feder gibt er Antworten auf die drängenden Fragen, was den Badener ausmacht. Herausgekommen ist dabei ein Strauß an Spitzfindigkeiten und Wortblüten, witzige bis aberwitzige Leichtigkeit, die die Zuhörer immer wieder zum Lachen brachten.
Köstlich waren auch seine Ausflüge über Baden hinaus, darunter seine Kenntnisse in Spanisch, die er sich in Vorbereitung eines Spanienurlaubs zugelegt hat. »Wenn im Urlaub krank wirsch, da musch dich ja verständige könne«. Kostprobe: »Alemannes e senilos, mui attack al corazon, asta luego e parkin son – seine freie Übersetzung: Liebe Krankenversicherte, für Herzpatienten erheben wir keine Parkgebühren«.
Da unter den Zuhörern auch viele ältere Personen waren, forderte er diese auf, »Mut zu schöpfen im alltäglichen Kampf um Achtung, Anerkennung und Bohnenkaffee. Fordert Verdoppelung der Rente, freie Liebe, auch auf den Fluren, Haschisch-Rauchen im Bett und Weihnachten wird zu Ostern wiederholt.«
Am Ende spendeten die Zuhörer reichlich Beifall und dankten damit Jörg Kreuter für einen köstlichen Abend.