Thomas Faißt lebt das Köhlerhandwerk und wird in den nächsten Tagen am Nordracher Kohlemeiler schlafen und versuchen, den Abbrand zu steuern. Dort soll aus Buchenholz hochwertige Holzkohle entstehen.



Mit dem Beginn des Märchens »Das Kalte Herz« von Wilhelm Hauff, seinem Bezug zum Schwarzwald und seinen Menschen begann Thomas Faißt, Köhler und derzeit wohnhaft in Nordrach in einem Waldarbeiterwagen am Köhlerplatz, am vergangenen Freitag die Entzündung des Kohlemeilers in Nordrach. Voller Ehrfurcht und mit großer Achtung erklärte er, was in den nächsten Tagen am Nordracher Kohlemeiler passieren wird. Wichtig war ihm, dass es immer um ein Machtspiel zwischen dem Köhler und seinem Meiler geht. Nur bei absolutem Gleichgewicht und Zusammenspiel wird es möglich sein, eine optimale Ausbeute der Holzkohle in Menge und Qualität herzustellen.
Seit letzter Woche wurde der Meiler aufgebaut. Ein Fundament aus Fichtenstangen und Schwartenbrettern sowie ein Kamin aus Fichtenstangen bilden den Unterbau für 17 Ster Buchenholz, das fachkundig aufgesetzt wurde. Frisch geschnittenes Gras ist die Isolierschicht zur schwarzen Lösche, die als Abschluss in mühevoller Handarbeit auf dem Meiler aufgebracht wird.
Thomas Faißt erklärte den über 120 interessierten Besuchern den Aufbau und die Vorgänge, die in den nächsten Tagen im Meiler vor sich gehen. Bürgermeister Carsten Erhardt begrüßte die zahlreichen Gäste und freute sich über die groß angelegte Meiler-Aktion. Für ihn ist der Aufbau und Abbrand eines Kohlemeilers ein Teil der Nordracher Tradition, die hier für die Besucher lebendig und greifbar wird. Erhardt freute sich über das große Interesse und bedankte sich bei allen, die dieses Projekt auf die Beine gestellt haben, beim Köhler Thomas Faißt, dem Team der Touristen-Info um Barbara Kamm-Essig und dem Bauhof-Team, das in kürzester Zeit die vielfältigen Anforderungen erfüllt hätten.
Carsten Erhardt reichte dem Köhler eine Schaufel Glut, Thomas Faißt stieg auf den Meiler und entzündet dort oben damit zunächst ein kleines Feuer, das seine Glut langsam in den geöffneten und mit Holz und Kohle gefüllten Kamin des Meilers einrieseln ließ. Hierdurch wurde der Kohlemeiler langsam entzündet und die Verkohlung initiiert. Die Aufgabe des Köhlers in den nächsten Tagen ist es, alle eineinhalb Stunden die Entzündung des Holzes und die Verbreitung der Hitze zu kontrollieren und zu steuern. Eine schlafraubende Arbeit, die die ganze Aufmerksamkeit des Köhlers und der Köhlerin bedarf.
Den Bezug zur Nordracher Geschichte und ihrer Geschichten stellte Egbert Laifer mit der Sage vom Steinkreuz auf der Moos her, die von der unglücklichen Beziehung des Köhlers und der Kätter berichtet. Gekonnt rezitierte er die Sage und leitete dann über zu seiner neuesten Kreation, der »Nordracher Köhlerpraline«. Einer handgeformten, einem Kohlestück nachempfundene Köstlichkeit aus 70 Prozent dunkler und 30 Prozent Vollmilch-Schokolade, veredelt mit Sahne und Weinbrand und in eigens dafür hergestellter Buchenholz-Asche gewälzt. Die Verkostung dieser besonderen Kohlenstücke war für die Besucher ein süßer Abschluss der Entzündung des Nordracher Kohlemeilers.
Der Abbrand am Nordracher Kohlemeiler läuft noch bis Samstag, 25. Mai, und endet dann mit dem Absacken der Holzkohle. Das vollständige Programm und der zugehörige Veranstaltungsflyer ist unter www.nordrach.de zu finden.