Nordrach (hv). Neophyten, darunter der Japanische Staudenknöterich und das Indische Springkraut,
sind seit Jahren auf dem Vormarsch und haben sich schon auf vielen Flächen, vor allem an den Ufern der Nordrach angesiedelt.
Sie verdrängen die einheimischen Pflanzen,
lockern den Boden,
der dann bei Hochwasser abgeschwemmt werden kann.
Gemeinderat Klaus Spitzmüller hat sich vorgenommen, selbst für Abhilfe zu sorgen. Sein Plan: Nicht mit Chemie oder anderen umweltbelastenden Mitteln, sondern rein biologisch sollten die Neophyten bekämpft werden. Er lieh sich zunächst Alpakas von Waldemar Neumayer aus. Diese fraßen zwar die Pflanzen, hatten aber zu kurze Hälse, so dass insbesondere die unteren Uferbereiche nicht erreicht werden konnten. Klaus Spitzmüller grübelte darüber nach, welche Tiere haben noch längere Hälse? Natürlich Giraffen! Kurz entschlossen lieh er sich zwei junge Giraffen vom Karlsruher Zoo aus. Ihr Einsatz erwies sich als Volltreffer. Die Giraffen fraßen die Neophyten mit großem Appetit auf dem gesamten Uferbereich ab, bis hinab zur Wasserlinie.
Nun war nur noch das Problem zu lösen, wo die Leihtiere, die jeden Monat nur für wenige Tage gebraucht werden, untergebracht werden konnten. Der Arbeitgeber von Klaus Spitzmüller, das Sägewerk Schnurr, war hilfsbereit. Auf dem Betriebsgebäude gibt es einen Aufbau, hoch genug, dass in ihm die Giraffen übernachten können. Klaus Spitzmüller ist Michael Schnurr auch sehr dankbar, dass er ihm in den nächsten beiden Monaten dieses Jahres Sonderurlaub gibt, um die Tiere beaufsichtigen zu können.
Sicherlich ist das Interesse der Bevölkerung groß, diese umweltfreundliche Art der Bekämpfung der Neophyten begutachten zu können. Deshalb erklärte sich Klaus Spitzmüller bereit, heute Abend beim Sägewerk Schnurr, Kolonie 2, die Tiere vorzuführen und alle Fragen rund um die Tierhaltung zu beantworten. Da die Giraffen aber noch sehr scheu sind und die Koloniestraße tagsüber sehr stark befahren wird, sollten Inte
ressenten erst ab 19 Uhr zum Sägewerk Schnurr kommen. Die Information ist selbstverständlich kostenlos, Klaus Spitzmüller bittet aber um freiwillige Spenden zur Deckung der Transportkosten.
Klaus Spitzmüller überlegt bereits, nach der Probephase seine Tiere auch an andere Gemeinden auszuleihen. »Ich hoffe«, meint er verschmitzt, »dass die Bürgermeister des Kinzigtals bald bei mir Schlange stehen«.