Eine nun wieder ansehnliche Seilwinde aus den 1940er Jahren ist am Eingang der historischen »Backofenschmiede« zu bewundern. Heinz Glatz brachte sie in mühsamer Kleinarbeit in Gang, Karl Oehler kümmerte sich um alles Weitere.




Warum die alte Seilwinde »Fläschelmaschine« genannt wird, vermögen Heinz Glatz und Karl Oehler nicht zu sagen. Mit allem anderen aber kennen sie sich bestens aus: In den für die Hänge rund um das schmale Nordrachtal typischen Steillagen kamen Geräte wie diese einstmals zum Einsatz.
Die Männer erklären: »Früher musste man ja beispielsweise den Mist auf den Berg hoch bringen«, auf die damals noch dort oben in mühsamer Plackerei bearbeiteten Felder. Mit dem langen Drahtseil einer Fläschelmaschine wurde der Schlitten mit dem Mist hochgezogen. Auch einen Pflug zog man auf diese Weise ein steiles Feld hinauf. Kurzum: »Alles, was von unten nach oben musste, hat man mit dem Seil von so einer Maschine nach oben gezogen.«
Hauptsächlich für Waldwegearbeiten der Gemeinde Nordrach dagegen wurde jenes Gerät verwendet, das in seinem Originalzustand vor der historischen »Backofenschmiede« steht. Diese Schmiede, aus einem dereinst erweiterten »Backhüsli« entstanden, wird von Mitgliedern des örtlichen Schwarzwaldvereins betreut – unter der Obhut Oehlers.
Arbeitsgerät der 1940er/1950er-Jahre
Der Bächle Ludwig – »der Bächle-Wig hat man zu ihm gesagt« – der habe damals den Wegebau im Nordracher Wald gemacht, erzählt der 68-Jährige, »als Kind habe ich das noch miterlebt.« In den 1940er und 1950er Jahren ist die Maschine hier zum Einsatz gekommen, »in den 1960er Jahren hat’s dann ja schon wieder andere Geräte gegeben.«
Steine vor allem wurden mit der Seilwinde dorthin gezogen, wo die Straße entstehen sollte. »An Ort und Stelle wurden die Steine dann einzeln per Hand geklopft und Stück für Stück in den Weg gebaut«, zeigt Karl Oehler ein Schwarz-Weiß-Foto, das zwei Männer bei dieser Arbeit abbildet. Aus Eisen besteht das mit der beweglichen Achse rund dreieinhalb Meter lange Gerät. Geschätzte 1.200 Kilo bringt es auf die Waage, mit einem auf die Winde gewickelten 100-Meter-Seil sind es eineinhalb Tonnen.
Per Pferd oder Traktor wurde die Maschine auf ihren schwer gängigen Eisenrädern zu dem jeweiligen Einsatzort gezogen. Nachdem sie nicht mehr genutzt wurde, stand sie auf dem Bächlehof im Moosbach, bevor sie auf einen Hof im Untertal kam. Als sie aber auch dort nicht mehr in Gebrauch genommen wurde, bot man sie Karl Oehler als Museumsstück für die Backofenschmiede an. 1991 war das.
Der Nachwelt erhalten
»Mir war es wichtig, dass das Gerät nicht auf den Schrott kommt, sondern der Nachwelt erhalten wird«, betont der Rührige. »So frisch restauriert, wie es hier jetzt steht – das ist für mich ein Traum.« Dass er wahr wurde, ist in erster Linie Heinz Glatz und dessen Können als Kraftfahrzeugmechaniker zu verdanken. Mehr als vier Jahrzehnte lang hat er früher unter anderem Landmaschinen auf Vordermann gebracht. »Seit ich in Rente bin, gehe ich an alte Sachen ran«, lacht der gleichfalls im Nordracher Schwarzwaldverein Aktive. Seit 1864 besteht dieser Verein, der sich für Wege und das Wandern, den Schutz der Natur und den Erhalt der Kulturlandschaft sowie der heimatlichen Tradition einsetzt. In 220 eigenständigen Ortsvereinen sind 65.000 Mitglieder organisiert.
Fasziniert von der Technik mit ihrem 400 Kilo schweren Motor, der die Seilwinde antreibt, investierte Heinz Glatz über eineinhalb Jahre hinweg mehr als 200 Arbeitsstunden. Was unter anderem am Kolben lag. »Der hat sich, genauso wie die Schwungscheibe, keinen Millimeter mehr bewegt.« Kein Wunder, denn die Maschine stand stets im Freien. »Im Vergaser hatten sich über die Jahre hin Wespennester angesammelt«, lacht der Nordracher, »und ansonsten gab es nichts, was nicht vom Rost festgefressen war.«
Kampf mit dem Kolben
Also ölte er den Kolben immer wieder ein und klopfte jeden Tag eine halbe Stunde dagegen. Mit einem Hammer und einem Stück vom Besenstil. Fünf solcher runden Hölzer musste er – wild entschlossen – »verklopfen«, bis der Kolben endlich wieder lose war, benötigte dazu ungefähr zwei Monate. Ob ihm das Ganze nicht irgendwann genervt habe? »Nein«, wehrt Heinz Glatz entschieden ab, »das ist ein Hobby von mir: alte Sachen, die andere wegschmeißen, wieder zum Leben erwecken.«
Um einen benzinbetriebenen Motor ohne Kühler handelt es sich, dem er seine volle Funktionsfähigkeit zurückgegeben hat – um einen rein mit Wasser gekühlten Verdampfermotor. Glatz zeigt auf den deckellosen Wasserbehälter. »Wenn der Motor viel leisten muss, wird das Teil heiß. Das Wasser beginnt zu kochen und verdampft.« Hatte der Motor eine Stunde lang volle Leistung zu erbringen, dann galt es – unbedingt rechtzeitig – vier bis fünf Liter Wasser nachzufüllen. Mit etwas Glück war ein Bach in der Nähe, andernfalls »musste man Wasser mitschleppen.«
Zusätzliche 30 Stunden waren für die übrigen Arbeiten und deren Organisation erforderlich: Eine Hausacher Firma sandstrahlte das Gestell, Karl Oehler und ein weiterer Helfer namens Klaus Willmann nahmen die Lackierarbeiten vor. Wozu das Gerät auseinandergebaut und anschließend wieder zusammengesetzt werden musste. Einen Teil der gesamten Kosten von knapp 2.000 Euro bezuschusste die Gemeinde.