Mit großer Trauer hat die Dorfgemeinschaft Nordrach zur Kenntnis nehmen müssen, dass Josefa Bruder, eine ihrer bekanntesten Mitbürgerinnen, am vergangenen Freitag verstorben ist.
Josefa Bruder erblickte am 19. März 1923, am Josefstag, in Nordrach das Licht der Welt. Sie war das älteste von vier Kindern ihrer Eltern Isidor und Zäzilia Baumann, die am Heidenbühl einen kleinen landwirtschaftlichen Hof betrieben. Josefa Bruder besuchte die Volksschule im Hintertal und arbeitete danach beim »Lindenbeck«. Sie musste auch das Brot selbst backen und mit dem Bäckerwagen, gezogen von einem Pferd, in die Kolonie fahren und Brot verkaufen. Dort lernte sie auch eine Verwandte von s’Lindenbecks kennen, Madeleine Locher aus Zürich, mit der sie zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb.
Ihr privates Glück fand Josefa Bruder auf den Flacken. Bei der ersten Hochzeit von Maurermeister Alois Lehmann, dem späteren Eigentümer der Winkelwaldklinik, hat sie Georg Bruder kennen gelernt. »Einen Heiratsantrag habe ich nicht gemacht«, berichtete später Georg Bruder, »ich habe einfach gesagt, ich brauche jemand zum Wellenmachen«. Ihre Hochzeit feierten sie am 17. Februar 1949 und Josefa zog zu ihrem Mann auf seinen elterlichen Hof. Sechs Kindern schenkten sie das Leben.
Josefa Bruder war eine sehr gesellige Frau. Sie war gerne unter Menschen und ihre sechs Kinder und zwanzig Enkel und elf Urenkel waren ihr Reichtum, wie sie selbst sagte. Sie nahm am Dorfleben teil, sagte stets frank und frei ihre Meinung und war allseits geachtet und beliebt. Sie war auch die einzige Frau, die nach dem Sonntagsgottesdienst zusammen mit ihrem Mann Georg am Männerstammtisch im Gasthaus zur Post teilnehmen durfte.
Große Freude hatte sie alle Jahre an der Fasent. Sie dichtete, nähte Kostüme und nahm am Preismaskenball und den Umzügen mit den Flackenern teil. Den »Fasentvirus« hat sie auch auf ihre Kinder und Enkel übertragen. Ihr Sohn Josef war lange Jahre Zunftmeister der Nordracher Narrenzunft. Josefa Bruder liebte auch das Wandern. Sie war langjähriges Mitglied des Schwarzwaldvereins und nahm an dessen Wanderungen teil, wenn immer es möglich war. Ausflüge und Reisen, Freunde und Verwandte besuchen, dies gehörte wie selbstverständlich zu ihrem Alltag, so lange es die Gesundheit erlaubte.
Ihr Ehemann Georg litt in seinen letzten Lebensjahren an zunehmender Demenz, sie pflegte ihn zuhause bis zu seinem Tod im Jahre 2005. Auch diesen Schicksalsschlag ertrug Josefa Bruder klaglos mit Gottvertrauen. Zu ihrem 90. Geburtstag beschrieb sie ihren Lebenslauf in einem mehrseitigen Gedicht, das mit dem Liedtext endete: »Großer Gott wir loben dich«. Ein weiterer Schicksalsschlag traf sie im Jahre 2016, als ihr Sohn Hubert, mit dessen Familie sie zusammen wohnte, noch vor ihr selbst sterben musste.
Die letzten Jahre wurde sie zuhause von ihrer Schwiegertochter Ingeborg Bruder, auch mit Hilfe der übrigen Geschwister, betreut und versorgt. Vor einem Jahr erlitt sie einen Schlaganfall, der die Aufnahme in die Winkelwaldklinik notwendig machte. Am vergangenen Freitag ist sie nun im Alter von 95 Jahren sanft eingeschlafen.