Am 20. September 1918 hat Karoline Guggenbühler geb. Oehler im Ittersbach in Nordrach das Licht der Welt erblickt. Nur einig Hundert Meter entfernt im Dorf kann sie morgen ihren 100. Geburtstag feiern.



Noch bis Weihnachten konnte die Jubilarin am Leben teilnehmen. An ihrem 100. Wiegenfest ist Karoline Guggenbühler aufgrund einer zunehmenden Altersdemenz auf die Hilfe ihre Familienangehörigen angewiesen. Ihre Töchter Rosel und Trudel sowie Sohn Walter mit Frau Lucia teilen sich die Betreuung ihrer betagten Mutter, die über Jahrzehnte der Mittelpunkt der Familie und ein echtes Nordracher Original und Urgestein gewesen ist.
Es waren keine einfachen Zeiten und es war ein hartes, entbehrungsreiches Leben, das Karoline Guggenbühler bestehen musste. Zusammen mit acht Geschwistern ist sie im Ittersbach aufgewachsen. Sie hatte vier Brüder, von denen drei im zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Auch Karoline Guggenbühler wurde zum Arbeitsdienst eingezogen. Nach ihrer Schulzeit wurde sie Köchin im Kurhaus Nordrach.
Noch im Kriegsjahr 1944 läuteten für Karoline und Wilhelm Guggenbühler die Hochzeitsglocken. Damit wurde die Werkstatt im Dorf ihr neuer Lebensmittelpunkt. Hier wuchsen ihre drei Kinder auf, hier ging sie tagtäglich von morgens früh bis abends spät ihrer Arbeit nach. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie die elterliche Reparaturwerkstatt und die Tankstelle weitergeführt. Bald kam der Fahrzeugbau hinzu. Eines der heute schon legendären Arbeitsgeräte war der »Kuli«. Dies bescherte Karoline Guggenbühler auch den Namen »Kuli-Mutter«, denn sie war überall im Unternehmen im Einsatz.
Sie versorgte unter anderem die Lehrlinge, die damals aus dem Schwarzwald in die Firma nach Nordrach gekommen sind, hat für sie gekocht und auch deren Kleider gewaschen. Selbst Weihnachten wurde mit den Betriebsangehörigen in der privaten Wohnstube gefeiert.
An der Tankstelle bediente Karoline Guggenbühler die Nordracher Kundschaft und es kam nicht selten vor, dass morgens um 6 Uhr schon die Klingel läutete. Dabei durfte ein kleines Schwätzle nie fehlen, zumal die »Karlin« immer sehr wortgewandt und schlagfertig gewesen ist. Für ihre lustigen Sprüche und Witze war sie im ganzen Dorf bekannt – sie war ein echtes Nordracher Original.
Vier Jahrzehnte lang, bis zum Tod von ihrem Mann Wilhelm im Jahr 1987, war sie die gute Seele im Betrieb. Bereits zehn Jahre zuvor hat ihr Sohn Walter Guggenbühler die Geschäftsführung übernommen. Stolz hat Karoline Guggenbühler an der Entwicklung des Unternehmens teilgenommen und konnte miterleben, wie die Firma Ladog aus kleinsten Anfängen zu einem erfolgreichen, mittelständischen Unternehmen herangewachsen ist.
Das Geschäftshaus mitten im Dorf ist bis heute das Zuhause von Karoline Guggenbühler, wo sie von ihrer Familie gut versorgt wird. In klaren Momenten ist es ihr auch im Alter von 100 Jahren noch möglich, alte Heimat- und Schunkellieder zu singen oder einen Spruch aufzusagen. Aufgrund ihres Gesundheitszustandes wird es am morgigen Donnerstag keine öffentliche Feier in Nordrach geben. Aber die Familie, zu der auch fünf Enkel und zwei Urenkel gehören, versammelt sich um ihre Mutter, Oma und Uroma, um mit ihr den 100. Geburtstag zu feiern. Gerne gratuliert auch die Heimatzeitung »Schwarzwälder Post« zum seltenen Wiegenfest.