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Nordrach | 3.08.2018

Unterstützung für Hebammen und junge Familien

Verein »Netzwerk für Familien und Hebammen Ortenau e. V.« führt eine Ist-Analyse der aktuellen Situation durch – Treffen mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch

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»Netzwerk für Familien und Hebammen Ortenau e.V.« setzt sich für Hebammen und Familien ein. Beim Vor-Ort-Gespräch in Nordrach nahmen teil (von rechts): Bürgermeister Carsten Erhardt, Vorsitzende Cordula Kovac, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Reinhard Kirr, Doktorandin Anja Schulz, Dr. Janine Feicke, die Nordracher Gemeinderäte Dr. Ansgar Horsthemke, Alexander Zimmerer, Barbara Kamm-Essig und Bürgermeister-Stellvertreter Günter Eble. Foto: Hanspeter Schwendemann
von Hanspeter Schwendemann

Im ländlichen Raum gibt es nicht nur einen Ärztemangel sondern auch einen Hebammenmangel. Dieser Entwicklung will der Verein »Netzwerk für Familien und Hebammen Ortenau e.V.« mit Sitz in Wolfach entgegenwirken. Die Vorstandschaft des Vereins traf sich mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, um die Arbeit des im März 2017 gegründeten Vereins vorzustellen und um für politische Unterstützung zu werben.

Das Treffen mit Staatssekretärin Gurr-Hirsch fand nicht zufällig im Rathaus in Nordrach statt. Bürgermeister Carsten Erhardt gehört dem Verein als Mitglied an, Gemeinderat Dr. Ansgar Horsthemke ist Schatzmeister. »Die Versorgung mit Hebammen ist ein entscheidendes Thema für den ländlichen Raum«, betonte Bürgermeister Erhardt und berichtet von seinen ganz persönlichen Erfahrungen. Als er selbst vor neun Monaten Vater geworden ist, sei es für die Familie im Vorfeld schwierig gewesen, eine Heb­amme zu finden.

Vom Hebammenmangel berichtete auch Vereinsvorsitzende und Initiatorin Kordula Kovac. Hebammen seien bis Jahresende ausgebucht, im Bereich Ettenheim müssten Familien, die Nachwuchs erwarten sogar bis Februar 2019 warten, um die Unterstützung von Hebammen zu erhalten.

»Wir müssen etwas unternehmen«, zeigte sich Kordula Kovac entschlossen. Nicht zuletzt mit dem Blick auf die Veränderung der Kliniklandschaft im Ortenaukreis. Nach der Schließung des Kreissaals in Wolfach stehe nun auch der Wegfall dieser Einrichtung in Oberkirch bevor. Werdende Mütter müssten bis zu 50 Kilometer zurücklegen, um qualifizierte Unterstützung zu erhalten. »Eine Stresssituation«, formulierte Kordula Kovac.

Rund 100 Hebammen im Ortenaukreis

Erschwerend kommt hinzu, dass die Situation der Hebammen-Versorgung gar nicht transparent ist. Rund 100 Heb­ammen bieten ihre Dienstleistungen im Ortenaukreis an. Sie müssen sich beim Gesundheitsamt anmelden. Aber es gibt keine genaue Übersicht, in welchem zeitlichen Umfang sie arbeiten und welche Leistungen sie erbringen. Wer ist zuständig, wenn es keine oder zu wenig Hebammen gibt?

»Systeme, die bisher funktioniert haben, brechen zusammen«, stellte Kordula Kovac fest. Der Verein »Netzwerk für Familien und Hebammen Ortenau e.V.« hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, mit einer Umfrage für mehr Transparenz zu sorgen. Der Ortenaukreis unterstützt das Projekt mit 40.000 Euro, das Ministerium für ländlichen Raum hat 100.000 Euro, verteilt auf zwei Jahre, zur Verfügung gestellt.

Durchgeführt wird die Befragung von Hebammen und Familien von Dr. Janine Feicke und Doktorandin Anja Schulz. Frau Feicke ist Leiterin des Gesundheitsamts beim Landratsamt Ortenaukreis und hat die Geschäftsführung des Vereins »Netzwerk für Familien und Hebammen Ortenau e.V.« übernommen. Frau Schulz hat an der Hochschule in Freiburg Gesundheitspädagogik studiert und ist seit Mittwoch befristet beim Wolfacher Verein angestellt.

Man wolle in den nächsten Wochen sowohl eine quantitative als auch qualitative Befragung durchführen, informierte Dr. Feicke. Dabei wolle man möglichst alle Hebammen befragen und auch Familien, um so »harte Fakten« zu erhalten: »Wie ist die Versorgungslage? Wie ist die Inanspruchnahme? Bekommen die Familien, was sie wünschen?«

Eine große Hürde bei der Befragung, so Dr. Feicke, sei der Datenschutz. Außerdem müsse auch ein Ethik-Antrag gestellt werden. Erschwerend komme hinzu, dass nicht alle Hebammen in ihrem Berufsverband organisiert sind.

Mehr Wertschätzung für Hebammen

In der Gesprächsrunde am Mittwoch in Nordrach war man sich einig, dass die Arbeit der Hebammen besser unterstützt werden müsse. Die Berufsgruppe genieße in der Bevölkerung ein hohes Ansehen, das Einkommen und die Leistungen der Krankenkassen seien aber überschaubar. Hinzu komme die Problematik mit der Haftpflichtversicherung.

Für die Zukunft gelte es nun, Netzwerke zu knüpfen, in die viele Akteure mit eingebunden sind. Dazu gehören die Kommunen, der Ortenaukreis und letztlich auch die Politik, um eine gute Versorgung sicherzustellen. »Wir wollen helfen«, betonte Kordula Kovac: »Den Hebammen und den Familien.«

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, die sieben Enkelkinder hat, lobte das ehrenamtliche und professionelle Engagement das der Verein »Netzwerk für Familien und Hebammen Ortenau e.V.« leistet. Aus ihrer eigenen familiären Erfahrung könne sie bestätigen, wie wichtig die Betreuung von Schwangeren durch Hebammen sei, vor allem auch bei der Nachsorge nach der Geburt. Das Thema Hebammen stehe bei der Landesregierung noch nicht auf der Tagesordnung. Deshalb sei die Erhebung, die nun durchgeführt wurde, für die weitere politische Diskussion sehr wichtig. Diese wolle sie mit nach Stuttgart in die parlamentarische Arbeit nehmen. Ein runder Tisch auf Landesebene sei denkbar.

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Schlagworte:
Gemeinde Nordrach, Netzwerk für Familien und Hebammen Ortenau

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