Am bundesweiten Volkstrauertag am Sonntag wurde auch in Biberach an die Opfer durch Kriege, Gewaltherrschaft und Menschenrechtsverletzungen erinnert. Die Gedenkfeier fand im Anschluss an den Gottesdienst in der Kirche statt.
Der Chor für Alle Liederkranz Biberach unter Leitung von Sonja Große und das Blasorchester Biberach sorgten für eine würdevolle Umrahmung. Bürgermeister Jonas Breig hielt die Gedenkrede.
Im Wortgottesdienst nahm Gemeindereferentin Anke Haas thematisch Bezug zum Volkstrauertag. Wenn wir die Nachrichten einschalten, sehen wir
Bilder von Krieg und Zerstörung, erklärte sie. Wohin steuert unsere Welt? „Jesus lässt uns nicht allein“, machte sie deutlich. Er hält an uns fest, auch wenn die Welt um uns herum ins Wanken gerät. Die christliche Hoffnung sagt uns: Gott ist größer und wirkt durch sein Licht auch in dunklen Zeiten. Anke Haas forderte dazu auf, auf die Menschen zu sehen, die Hoffnung bringen. „Taten der Nächstenliebe gibt es überall zu sehen“, betonte sie. Auch wir dürfen durch kleine Taten im Alltag zeigen, dass wir füreinander beten, einander beistehen, Frieden stiften. Als Christen sind wir berufen, Licht der Welt zu sein. Wenn viele Lichter zusammen leuchten, wird die Dunkelheit zurückgedrängt. Am Ende ihrer Ausführungen rief sie dazu auf, im Vertrauen auf Gott Hoffnung hinauszutragen in unsere Familien, Arbeitsplätze und Gemeinden.
Gedenkfeier in der Kirche
Mit einem Lied zum Thema Frieden, vorgetragen vom Liederkranz Biberach, begann die Feier. Das Blasorchester Biberach trug mit zwei Liedern zum feierlichen Charakter der Veranstaltung bei. Bürgermeister Jonas Breig erinnerte in seiner Ansprache zunächst an den 2. Weltkrieg, der vor 80 Jahren zu Ende ging. Damals lag der Kontinent in Trümmern. Schuld, Trauer und Unsicherheiten bestimmten die Gesellschaft. „Erst später merkten viele Menschen, dass der 8. Mai 1945 auch ein Tag der Befreiung war“, erklärte Breig. Der Volkstrauertag erinnert daran. „Eine ehrliche, selbstkritische Erinnerung ist Voraussetzung für den Erinnerungsprozess“, machte Breig deutlich.
Heutzutage erleben wir Kriege in Europa und in der Welt. Die Nachrichten sind bedrückend und unsere Demokratie steht unter Druck von innen und außen, führte er weiter aus. Wofür stehen wir? Unsichere Zeiten erzeugen Frust, und statt nach Lösungen zu suchen, erfolgen Schuldzuweisungen, bedauerte Breig. Die Debattenkultur werde rauer und die Einzelinteressen stärker. „Am Volkstrauertag sollen wir uns stärker bewusst werden, dass die Freiheit des Einzelnen da endet, wo sie die Rechte der Anderen einschränkt“, betonte Breig. Ja, die Demokratie ist anstrengend, weil sie Diskussionen und Kompromisse erfordert. Doch der Aufwand ist notwendig, die Streitkultur muss leben. „Demokratie ist die beste Form des Zusammenlebens“, ist Breig überzeugt.
Gedenken am Mahnmal
Er richtete seinen Blick nach China, Russland und Nordkorea: Dort herrschen Diktatur, und die Freiheit des Einzelnen sowie die Menschenwürde gehen verloren. Abschließend sagte er mit Nachdruck: „Der Volkstrauertag erinnert uns daran, dass wir Freiheit und Demokratie von Generation zu Generation weitertragen.“ Mit dem offiziellen Text des Totengedenkens endete seine Ansprache.
Der Chor der Klänge sang das bekannte Antikriegslied „Sag mir, wo die Blumen sind“ mit mehreren Strophen. Pete Seeger hat es 1955 komponiert, Marlene Dietrich 1962 in der deutschen Version gesungen.
Nach der Gedenkfeier in der Kirche gingen alle Teilnehmer zur Kriegergedächtnisstätte beim Alten Kirchturm. Feuerwehrkameraden stellten sich am Denkmal auf und senkten die Fahne, als Bürgermeister Jonas Breig eine Gedenkminute am Mahnmal einlegte. Das Blasorchester spielte eine musikalische Begleitung.




