Wenn sich Grenzen zwischen Konzertsaal und Kinoleinwand verwischen, entsteht ein Abend, der nicht nur das Trommelfell, sondern auch die Seele berührt. Das Blasorchester Biberach hat am Samstag zu einer unvergesslichen Reise durch die Welt der Filmmusik eingeladen. Das fantastische Frühjahrskonzert stand unter dem Motto „Film ab.“
Als der letzte Ton verklungen war, erhob sich das Publikum zu stehenden Ovationen. Spätestens in diesem Moment war klar, dass das Blasorchester Biberach in der restlos ausverkauften Sport- und Festhalle einen unvergesslichen Abend geschaffen hat.
Filmreifer Vorspann
Rammdamm, rammdamm wirbelt die Rhythmusgruppe zu Beginn. Mit nicht weniger als 44 Oscar-Nominierungen und neun gewonnenen Oscars ist Alfred Newmann bis heute der erfolgreichste Filmkomponist aller Zeiten. Eines seiner Meisterstücke: die legendäre 20th Century Fox Fanfare. Mit ihr eröffnete das Blasorchster Biberach den Abend und zog den Vorhang zur Welt des Films auf.
Wobei: Dass das Publikum Großes erwartete, konnte man schon beim Betreten der Halle ahnen. Sie war wie ein echtes Kino dekoriert mit jeder Menge Filmplakaten, nostalgischen Projektoren und sogar Popcorn gab es zu Kaufen. Das Blasorchester zog das Motto „Film ab“ eisern durch. Oder wann hat man zuletzt bei einem Konzert mit Bestuhlung die Frage gehört: „Wir hoffen, Sie sind bes tens mit Knabberzeug eingedeckt?“ Nur der Eisverkäufer nach der Werbung fehlte in der stickigen Halle irgendwie.
Lieutenant A und seine Spezialeinheit
Das Repertoire des Abends war vielfältig wie die Welt des Kinos und der Flimmerkiste. Mit dem Thema der Serie „The A-Team“ hatten die Moderatoren Mareike Serrer und Alexander Herde gleich eine Steilvorlage bekommen. Wer, wenn nicht das Blasorchester Biberach sollte denn das „A-Team“ sein? Schließlich beginnt der Vorname des Dirigenten Axel Berger mit „A“, der sie für ihre musikalische „Spezialeinheit“ ausgebildet habe.
Film ab für einen echten Oldie
Mit „Schwarzwaldmädel“ erlebten die Zuschauer dann eine Zeitreise in die 1950er Jahre, in eine Welt voller Romantik und Sehnsucht.
Bei „Forrest Gump“ wurde die Atmosphäre nachdenklich, während das Publikum den Melodien lauschte, die die Geschichte von Forrests außergewöhnlichem Leben erzählten. Was soll man lange drumrum reden: Musik aus Hollywood-Blockbuster kommt gut an. Vor allem, wenn die Filmmusik (Komponist: Alan Silvestri) im Jahr 1995 für den Oscar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert war.
„Das Boot“ – Eine musikalische Tiefseeexpedition
4Ein herausragendes Stück des Abends war Klaus Doldingers „Das Boot“. Die Musik zeichnete präzise ein Bild vom Grauen des Krieges und der beklemmenden Enge eines U-Bootes. Man spürte förmlich die Anspannung der Crew im Inneren des Bootes. Der Film spielt im Jahr 1941 während der Atlantikschlacht. Das Orchester agierte mal bedrohlich, mal kraftvoll, mal melancholisch und nachdenklich. Und immer mit dabei das charakteristische „Ping“, das entsteht, wenn der Schall impuls des Sonars ausgesendet wird. Großes Kino.
Abenteuer und Magie
Mit Stücken wie „Pirates of the Caribbean“ und „Frozen“ entführte das Orchester das Publikum in von Walt Disney Studios geschaffene Welten voller Magie und Abenteuer.
Nach der Pause hatten sich die Musikerinnen und Musiker zudem mit der „Star Wars Party“ zurückgemeldet. Erneut ein ikonisches Stück Musik, majestätisch, abenteuerlich und optimistisch, das nach mehr als 45 Jahren nichts von seiner epischen Kraft verloren hat. Zu Gehör gebracht wurde die Version für große Big Band im Stil von James Last (Arrangement Peter M. Riese).
Ein Tuba-Solo, das in Erinnerung bleibt
Ein besonderes Highlight war ein Solo auf der Tuba. Das eindrucksvolle Instrument wurde vor einigen Jahren durch Spenden finanziert. Beim Stück „The Pink Panther“ stand es unkonventionell samt Tubist Nils Kürner im Mittelpunkt. Auch Franz Mäntele absolvierte mit dem Saxophon ein Solo. Das Publikum bedachte beide Musiker mit frenetischem Applaus.
Blues Brothers heizen dem Publikum ein
Ein weiteres Glanzlicht war die Musik der „Blues Brothers“. Die Essenz: Rhythm and Blues, Soul und Funk. Ehe man sich versah, hatten Rudi Fautz und Alex Herder die Bühne vor der Bühne in Beschlag genommen. Sie gaben in coolen Anzügen mit Sonnenbrille und Hut mit lässiger Attitüde die unsterblichen Hits wie ‚Soul Man‘ und ‚Gimme Some Lovin’ zum Besten.
Kult-Momente aus „Dirty Dancing“
Der Kinohit „Dirty Dancing“ hat nicht nur unvergessliche Zitate wie „Mein Baby gehört zu mir“ hervorgebracht, sondern auch musikalische Evergreens wie „Time of my Life“. Amelie Nassal schlüpfte in die Rolle von „Baby“ und Alexander Herde verkörperte den charmanten Tanzlehrer „Johnny“. Mit viel Leidenschaft sangen sie den Song, der die Schlussszene des Films untermalt. Sogar die Hebefigur, die zu den kultigsten Momenten des Films gehört, gelang!
Ab nach Lummerland!
Als offizieller letzter Titel stand „Lummerland“ auf dem Konzertprogramm. Als das Orchester zu spielen begann, entfaltete sich die Musik zunächst getragen, dann beschwingt, gefolgt von einem marschigen Teil, bevor sie schließlich in einem energiegeladenen Dance-Finale gipfelte. Den Text von der Insel mit zwei Bergen und dem großen, weiten Meer steuerten die Mitglieder der Jugendkapelle und Musikschüler bei.
Vier auf einmal – das gibt’s selten
Schon Schluss? Das Publikum wollte mehr. Bei der ersten Zugabe, dem Titelsong von „Bo nanza“ standen gleich vier Musiker mit Baritonsaxophonen auf der Bühne. Joachim Bächle, Rudi Fautz, Tobias Hoffmann und Franz Mäntele brachten Wild-West-Feeling nach Biberach. Und nach der zweiten Zugabe, dem Colonel Bogey March, nahm ein langer Abend für die Musikerinnen und Musiker des Blasorchesters Biberach sein Ende. Eine Nominierung für den Oscar in der Kategorie „Beste Überraschung“ hätten sie weiß Gott verdient.
Mitwirkende Musik: Blasorchester Biberach Dirigent: Axel Berger Tonmischung: Erwin Buchholz Beleuchtung und Präsentation: Frank Witschel und HS-Events Deko: Deko-Team und Kino-Center-Haslach Solisten: Amelie Nassal, Nils Kürner, Franz Mäntele, Rudi Fautz, Joachim Bächle und Tobias Hoffmann






