Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
ich wünsche Ihnen von Herzen ein gutes Neues Jahr 2022, in der Hoffnung, dass es Ihnen allen soweit gut geht.
Die Festtage haben Zeit geboten für Besinnlichkeit, aber auch die Möglichkeit für einen persönlichen Rückblick, gerade für mich, denn dieses Jahr habe ich das Ende meiner ersten Amtszeit als Bürgermeisterin von Biberach und Prinzbach mit den damit verbundenen Verpflichtungen, Aufgaben und Herausforderungen erreicht.
Corona war sicher wieder das alles überlagernde Thema 2021 und unser ganz natürlicher Wunsch nach Sicherheit wurde auch wieder im alten Jahr nicht erfüllt. Sehr viele sich oftmals kurzfristig ändernde Gegebenheiten und Lebensbedingungen warfen viele Fragen auf – manchmal auch zu viele, um sie direkt beantworten zu können.
Wir sind uns alle bewusst, dass die Einschränkungen in Kultur, Freizeit, Gesellschaft, Wirtschaft, Tourismus, im Vereinsleben und im privaten Bereich für die Bürgerinnen und Bürger nicht nur bei uns in Biberach und Prinzbach gravierend sind. Wir alle wissen, dass sie uns als Bürgerinnen und Bürgern mit diesen Maßnahmen viel abverlangen – privat, sozial und beruflich – und dass Disziplin und Geduld im vergangenen Jahr aber auch noch weiterhin vor allem in diesem Winter wieder auf eine harte Probe gestellt werden.
Als Verwaltung haben wir versucht, einen besonderen Kurs zu halten und mit Augenmaß sowohl auf die Flüchtlings- als auch auf die Corona-Krise in den letzten Jahren zu reagieren.
Wir sind doch eine Gemeinde mit vielen Möglichkeiten und Potenzialen:
– Kulturell mit diversen Veranstaltungen verschiedenster Art in unserem Biberach oder auch in unserem wunderschönen Ortsteil Prinzbach.
– Wirtschaftlich bieten wir vom selbstständigen Handwerker, über den Hidden Champion bis hin zum großen, international tätigen Unternehmen und Betriebe in unserer Gemeinde über 1.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze.
– Schulisch, sportlich, infrastrukturell oder auch in Sachen Natur und Naherholung haben wir so vieles zu bieten, wie z. B. der neue Wanderweg »Silberweg« in Prinzbach, der darauf wartet, von Ihnen entdeckt zu werden. Auch unser idyllisches Waldterrassenbad bietet mit dem neu gestalteten Bewirtungs- und Außenbereich und der sanierten Wasserrutsche, Naherholung pur! Wir sind nicht nur eine Gemeinde, sondern wir sind »Ein schönes Stück Schwarzwald« – wie es auch so treffend in unserem Slogan heißt!
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
der große griechische Philosoph Aristoteles soll einmal Folgendes gesagt haben: »Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung«.
Auf diesen Dreiklang stoßen wir regelmäßig zum Ende eines alten und dem Beginn eines neuen Jahres. Wir unterbrechen für einen Moment – bewusst oder unbewusst – die gegenwärtige Tätigkeit und erinnern uns an das Zurückliegende des vergangenen Jahres und schauen gleichzeitig hoffnungsvoll auf all die Dinge, die uns im neuen Jahr möglicherweise erwarten und die wir uns vornehmen.
Öfters vergleichen wir unser Leben mit einer Reise. Wir brechen auf, wir suchen Ziele, wir kommen an – manchmal auch mit Verspätung. Und natürlich ist es auch ganz leicht, dieses Bild auf unsere Gemeinde zu übertragen. Denn auch die ist ja ständig unterwegs. Auch ihre Reise kennt über die Jahrhunderte viele Passagiere, Personal, Zu- und Aussteigende.
Diese Reise kann mal ruhiger sein, gelassener oder aufregend und spannend wie in den vergangenen Jahren. Sie ist nicht immer vorhersehbar. Wir stellen zwar Fahrpläne auf, doch kommt es auch schon mal anders. Aber immer sind wir unterwegs.
Jeder Halt ist nur zeitweise. Wir wissen jeder Blick aus dem Fenster ist immer nur eine Momentaufnahme.
Wir können uns auf die Gleise stellen und zurückblicken, dorthin, von wo wir kamen. Schauen wir voraus, dann sehen wir, dass die Schienen am Horizont zusammenlaufen. Dort wartet wieder etwas auf uns.
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
Sie wissen sicher, dass mir die Neujahrsansprache immer sehr wichtig ist. Es ist die herausgehobene Gelegenheit im Jahr, bei der ich grundsätzlich, über das Tagesgeschehen hinausgehende Gedanken vorstellen kann.
Auf der Suche nach den Inhalten für meine Neujahrsrede rufe ich mir zunächst auch immer die vom Vorjahr ins Gedächtnis, auch als eine Art Rückblick für mich selbst und die Arbeit mit dem Gemeinderat, in der Verwaltung und vor allem mit Ihnen bzw. für Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger.
Politik aber – darauf habe ich immer beharrt – ist Handeln über den Tageshorizont hinaus. Sie richtet sich auf die Zukunft, Zukunft wieder braucht – wie der Philosoph Odo Marquard mal sagte – Herkunft. Die Neujahrsrede war immer ein Ort, Herkunft und Zukunft miteinander zu
verbinden.
Das ist mir auch dieses Mal wichtig.
Bevor Sie sich aber nun allzu entspannt zurücklehnen und denken: »Gott sei Dank, kein Rechenschaftsbericht«, muss ich Sie daran erinnern, dass zur Kür einer Neujahrsrede immer auch eine Pflicht gehört. Und Teil dieser angenehmen Pflicht ist, dass ich auch ein paar Worte zum Haushalt 2022 sage.
In den vergangenen Monaten und Jahren wurden viele zukunftsweisende Projekte auf den Weg gebracht, die die Gemeinde Biberach auch in Zukunft liebens- u. lebenswert machen. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass diese Projekte den Gemeindehaushalt in den kommenden Jahren nicht unerheblich belasten werden. Viele Weichen und Grundsatzbeschlüsse wurden in letzten 8 Jahren vom Gemeinderat gefasst. Der Breitbandausbau in den Außenbereichen, die energetische Sanierung der Grundschule, der Anschluss der Außenbereiche an die öffentliche Wasserversorgung bzw. Abwasserbeseitigung, dies sind alles Projekte, von denen alle Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde profitieren werden und die dazu beitragen, die Gemeinde Biberach attraktiv zu halten. Hier noch gar nicht erwähnt ist das Millionenprojekt der Aufweitung der Eisenbahnüberführung in der Brucher Straße oder der Bau des Mehrgenerationenspielplatzes »Biberaue«, der mir persönlich sehr am Herzen liegt und für den nun auch der langersehnte LEADER-Zuschussbescheid von über 250.000 Euro vorliegt. Bei aller Freude über diese Projekte sei darauf hingewiesen, dass die Gemeinde natürlich auch für eine entsprechende Gegenfinanzierung sorgen muss. In erster Linie wird die Gemeinde Biberach versuchen die zukünftigen Belastungen so lange wie möglich mit den vorhanden liquiden Mitteln zu stemmen.
Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze war eines der wichtigsten Ziele in den vergangenen Jahren. Die Gemeinde Biberach ist hier sehr gut aufgestellt. Nicht nur der Neubau des Kindergartens St. Barbara mit sechs Gruppen am Standort Alter Sportplatz ist fertiggestellt und kann hoffentlich noch diesen Monat coronakonform eingeweiht werden, auch die Errichtung des Naturkindergartens am ehemaligen Kletterpark sorgt für weitere alternative Betreuungsmöglichkeiten. Die Gemeinde Biberach hat hier ein breites Betreuungsangebot geschaffen, um den Ansprüchen der Biberacher und Prinzbacher Bürgerinnen und Bürger an zeitgemäße Kinderbetreuungsplätze gerecht zu werden und ihnen eine vielfältige Auswahl an unterschiedlichsten Betreuungsmöglichkeiten anbieten zu können.
Auch wenn der Kindergartenneubau in der öffentlichen Wahrnehmung derzeit vielleicht die größte Aufmerksamkeit genießt, gibt es viele weitere Aufgaben und Tätigkeitsfelder, die die Gemeinde angehen wird und muss.
Beispielhaft seien hier die Sanierung des Kettererhaus-Museums, die Erschließung weiterer Baugebiete oder auch Gewerbegebiet genannt.
Der barrierefreie Umbau der Bushaltestellen sowie der Neubau des DLRG Vereinsraums sind zwei weitere wichtige Projekte, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Als touristischer Anziehungspunkt sind außerdem Stellplätze für Wohnmobile geplant. All diese Ziele machen Biberach noch mehr zu einer liebens- und lebenswerten Gemeinde und steigern zudem die Lebensqualität.
Das alles gibt es aber leider nicht zum Nulltarif. Es ist kein Geheimnis, dass die geplanten Investitionen in den nächsten Jahren einen finanziellen Kraftakt für die Gemeinde Biberach bedeuten. Investitionen müssen mit Sinn und Bedacht getätigt werden.
Auch die freiwilligen Leistungen sind ein wichtiger Baustein einer Kommune, um zu einem ausgewogenen gesellschaftlichen Miteinander beizutragen. Deswegen sollen Vereine, ehrenamtliche Helfer sowie soziale Organisationen auch weiterhin angemessen unterstützt werden.
Wir haben in den letzten Jahren die Vereine in Ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützt wie z. B. mit dem Bau des Kunstrasenplatzes des FV Biberach, der Sanierung der Leichtathletikanlage des TV Biberach, dem Bau eines Multifunktionsspielfeldes, die Sanierung der Tennisplätze des TC Biberach und jüngst mit dem Zuschuss zur Sanierung der sanitären Anlagen des FV Biberach im Clubheim. Für mich war es immer sehr wichtig, nicht nur mit Worthülsen über das Ehrenamt zu sprechen. So habe ich mit meinem Amtsbeginn den »Tag des Ehrenamtes« eingeführt.
Berechtigt ist die Frage jedoch, wie die Gemeinde Biberach die geplanten Investitionen in den kommenden Jahren finanzieren will. Sowohl der Verwaltung als auch dem Gemeinderat ist bewusst, dass es eine enorme Investitionssumme zu stemmen gilt. Diese Investitionssummen werden nicht ohne neue Kreditaufnahmen zu bewerkstelligen sein.
Schulden sind erst einmal nichts Verwerfliches. Letztendlich muss aber sichergestellt sein, dass diese auch zurückgezahlt werden können. Die Gemeinde Biberach hat bereits bewiesen, dass sie ihre Schulden zurückzahlen, aber auch gleichzeitig Investitionen tätigen kann. Das wird auch in Zukunft so sein. Es wird nicht einfach, aber mit dem nötigen Weitblick und gewissen Abstrichen in manchen Bereichen werden wir es schaffen!
Fasst man Entwicklungsansätze zusammen, kann man dies durch den Begriffs-Dreiklang:
Wertschöpfung – Digitalisierung – Zukunftsfähigkeit tun. Das ist sehr abstrakt, zugegeben, markiert aber ein Hauptgleis, auf dem wir den Weg in die Zukunft suchen.
Ich möchte an dieser Stelle zunächst aus der Vielzahl an Arbeitspäckchen und –paketen, die wir bewerkstelligt haben, einige ausgewählte kurz ein wenig genauer betrachten:
Nach Monaten der Planung und der Bauzeit wurde im August 2019 das Nachbarschaftshaus als erster Baustein des geplanten Mehrgenerationen-Areals auf dem alten Sportplatz offiziell eingeweiht.
Mit ihm wurde Biberach um eine Einrichtung reicher, in der unsere älteren und pflegebedürftigen Mitbürgerinnen und Mitbürger das vorfinden, was sie sich für ihr Alter wünschen und worauf sie angewiesen sind.
Die Installationen von Begegnungsstätten für Jung und Alt ist ein wesentliches Ziel von mir und das habe ich auch stets in den Vordergrund gestellt.
Mit der einbehaltenen Fläche südlich des Bauhofes, die wir für den Kindergarten östlich der Bahn vorgesehen hatten, ist der Grundstein für eine Begegnungsstätte für Jung und Alt geschaffen, dass das Mehrgenerationenareal östlich der Bahnlinie bildet. Wir schaffen mit diesem Mehrgenerationenareal ein Leuchtturmprojekt im Ortenaukreis, das in dieser Form noch nicht vorhanden ist. Darauf können wir alle stolz sein. In den vergangenen 8 Jahren haben wir als Verwaltung gemeinsam mit dem Gemeinderat mit den gefassten Beschlüssen die Weichen für die Zukunft für unsere Gemeinde gestellt. U. a. haben wir für die Neubaugebiete »Hinter Kirchfeld II«, »Unteres Ahfeld« (Laubenweg und nördliche Gartenstraße), mit der Einbeziehungssatzungen »Fröschbacher Straße«, »Prinzbach Süd«, und »Ehemaliges Gasthaus Blume« sowie mit dem Bebauungsplan und der Erschließung des »Mühlenwegs« eine sinnvolle Innentwicklung mit weiterem Wohnraum zum Wohle der Gesamtgemeinde geschaffen.
Natürlich haben wir auch für das Gewerbe mit dem Bebauungsplan »Gewerbegebiet Rebberg« eine wichtige Lösung gefunden.
Wir haben unsere Feuerwehr in den letzten Jahren mit dem Feuerwehrbedarfsplan, verbunden mit den Anschaffungen des Mannschaftstransportwagens und dem Gerätewagentransport, gestärkt. Den Brandschutz haben wir mit dem ersten Löschwassertank im Emmersbach und mit den beiden weiteren Löschwassertanks in Prinzbach und Fröschbach verbessert.
Unsere Infrastruktur haben wir mit folgenden Maßnahmen wie z. B.
• der Sanierung des Parkplatzes der Sport- und Festhalle,
• der Sanierung des Festplatzes bei der Schule in Prinzbach,
• mit dem Steinschlagschutzvorhang am Steinbruch »Priesen« und mit der Gehwegerweiterung »Dörfle« in Prinzbach,
• der Kanalisationserweiterung »Urbann«,
• der Sanierung des Bauhof-Vorplatzes,
• der Sanierung des Hochbehälters Prinzbach,
• der Umstellung der Straßen- und Weihnachtsbeleuchtung auf LED in Biberach und Prinzbach und dem Endausbau der Straße »Am Sportplatz«
verbessert.
Des Weiteren haben wir für unseren Friedhof in Biberach ein Gestaltungskonzept erstellt, ein Gärtnergepflegtes Grabfeld angelegt und Urnengrabfelder in Biberach und Prinzbach gebaut.
Der Umwelt zuliebe wurden Bereiche des Emmersbachs renaturiert und ein Durchlass am Prinzbach aufgeweitet.
Arten- und Klimaschutzmaßnahmen sind in Biberach gelebte Praxis. Die Maßnahmen reichen beispielsweise von Blühstreifen auf dem Kreisverkehrsplatz und an Straßen, über den Bezug von »Öko-Strom« und der Installation und Betrieb von Photovoltaikanlagen in und auf öffentlichen Gebäuden bis zur Unterstützung der Errichtung und der Beteiligung beim Betrieb von Windkraftanlagen wie das »Kambacher Eck«
Was mich bisher auf unserer gemeinsamen Reise in den letzten acht Jahre glücklich gemacht hat, ist, dass ich mithelfen durfte unser Reisegepäck zu vermehren und wertvoller zu gestalten.
Blicken wir nun auf das sehr junge Jahr 2022, stehen wir weiterhin vor großen Herausforderungen mit beträchtlichen Investitionen.
Freuen Sie sich auf die Bahnhöfe, die auf Sie warten. Auf die Mitreisenden, die zusteigen werden. Auf Fahrpläne, die sich auch mal ändern können. Die Zugfahrt namens »Zukunft«, die in diesem Moment beginnt, wird von uns gestaltet.
»Man merkt nie, was schon getan wurde, man sieht immer nur, was noch zu tun bleibt«.
Dieses Zitat von Marie Curie passt sehr gut zu unserer Gemeinde. Bei allen verständlichen Wünschen und Ansprüchen die wir haben, sollten wir uns trotzdem immer wieder auch die Dinge vor Augen führen, die wir bereits haben und um die uns viele andere beneiden!
Ich möchte mich bei allen bedanken, die Biberach und Prinzbach mit Ihrem Engagement und mit Ihrem Ehrenamt zu einem Ort machen, wo es sich leben lässt und man sich wohl fühlt und für das Gemeinwohl sorgt.
Ich wünsche Ihnen allen Gesundheit und Wohlergehen.
Ihre Bürgermeisterin
Daniela Paletta